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Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0383
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382

Wolfram Brandes

6. Appendix II: Die vorhandenen Übersetzungen
Deutsche Übersetzung der Excerpta de Insidiis, aus Thurn/Meier (2009), S. 529-530.
An einem Samstag, zur Zeit, wo man die zweite Leuchte anzündet, taten sich eini-
ge zu einem Putsch zusammen: Man wollte Kaiser Justinian umbringen, während
er sich an diesem Abend im Palast niedergesetzt hatte. Diejenigen, die diesen hin-
terlistigen Plan beschlossen hatten, waren die folgenden: Ablabios aus der Umge-
bung143 des Miltiades, der Musiker,144 Markellos der Geldhändler,145 der von den
Kilikern herkam; er betrieb seinen Laden nahe an der alten und neuen Kirche der
heiligen Irene (er stand mit dem Kurator Aitherios in Verbindung), sowie Sergios,
der Neffe146 dieses Aitherios. Man war übereingekommen, den Kaiser, während er
am Abend vor der Entlassung im Palast saß, niederzustechen; sie hatten auch ihre
eigenen Leute am Harma, im Selentiarikion, bei „den Indern“147 und an der Kirche
des Erzengels aufgestellt, damit sie nach dem Gelingen dieses Anschlags für eine
Verwirrung sorgten. Ablabios nun nahm auch von Markellos, dem Geldhändler,
Gold an (um die 50 Liter Goldes), um sich anzuschließen und in jedem Falle zu-
sammen mit diesem Markellos und Eusebios den Kaiser zu ermorden. Aber Gott
schien es so gut: Einer von diesen Attentätern namens Ablabios vertraute diese
Absicht dem Konsular und comes <der> foederati Eusebios sowie dem Logotheten
Johannes aus der Umgebung des Domentziolos an. Er sagte: „Wir haben die Ab-
sicht, den Kaiser zu überfallen, wenn er im Triklinion sitzt“. Und so war es denn zu
diesem Vorhaben gekommen, und der Anschlag war ausgeplaudert worden: Da er-
tappte man den Geldhändler Markellos an dem Abend, an dem man das geplante
Attentat durchführen wollte, wie er sich in den Palast hineinbegab, dabei dass er
einen Dolch mit sich führte; und auch der Ablabios, der den Putsch geoffenbart
hatte, konnte in gleicher Weise mittels eines Schwertes überführt werden. Und da
man der Sache zuvorgekommen war, nahm man den Geldhändler Markellos im
Triklinion auf Grund des Dolches fest; und als er sein Ziel verfehlt hatte, da beging
er, verhaftet, Selbstmord, indem er sich drei Stiche mit besagtem Dolch beibrachte:
Er durchschnitt sich die Kehle und verstarb. Sergios aber, der Neffe des Aitherios,
konnte entwischen; er nahm in der Kirche der lieben Frau, der Gottesmutter, in
den Blachernen Zuflucht; aber man entfernte ihn aus dem Asylbereich, er wurde
vernommen und gab Aussagen zu Protokoll: Auch der Geldhändler Isaak, der mit
d&m patricius Beiisar in Verbindung stehe, auch dieser sei in eben diesen Anschlag
verwickelt; habe doch Markellos von diesem Isaak Geld zu leihen bekommen;
143 Dass dies so nicht korrekt ist, wurde oben im Abschnitt 3.1 gezeigt
144 Auch die simple Deutung des melistes als,Musiker ist fraglich: siehe oben Abschnitt 3.1.
145 ,Geldhändler‘ ist hier eine in die Irre führende Übersetzung: Überall dort, wo άργυροττράτης in
diesen drei Stellen mit ,Geldhändler‘ übersetzt wird, sollte ,Banker bzw.,Bankier stehen.
146 Das genaue Verwandtschaftsverhältnis (Cousin, Neffe o.ä.) ist unklar; doch das ist im Kontext dieser
Ausführungen ohne Relevanz: siehe oben Abschnitt 3.3., wo ανεψιός durch ,Vetter wiedergegeben
worden ist.
147 Es handelt sich um den Platz εις τούς Ινδούς im Palast: siehe De Ceremoniis 146 (S. 236 Moffatt/Tall).
Die Übersetzung der Theophanes-Stelle von Mango/Scott (1997), S. 349 („Indians hidden in the office
of the silentaries and in the Archangel’s [chapel] and in the Harma“) ist mithin falsch: Es geht nur um Orte
im Palast.
 
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