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Neymeyr, Barbara; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 1,4): Kommentar zu Nietzsches "Unzeitgemässen Betrachtungen": III. Schopenhauer als Erzieher, IV. Richard Wagner in Bayreuth — Berlin, Boston: de Gruyter, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.69928#0070
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Überblickskommentar, Kapitel III.6: Rezeption 43

N. am 21. Mai und am 7. Juni 1875 seinen Freunden Carl von Gersdorff und
Erwin Rohde mit, erwähnt zugleich aber auch, dass Ernst Schmeitzner, der
sich vergeblich „an 4 Pariser und einen Brüsseler" Verleger gewandt hatte
(KGB II 6/1, Nr. 668, S. 110), von UB III SE bisher bereits „350 Exemplare" ver-
kauft hat (KSB 5, Nr. 447, S. 53; Nr. 453, S. 60). Zuvor hatte N. seiner Mutter am
12. März 1875 schon definitiv verkündet, die Übersetzung seiner „letzten Schrift"
werde „nun bald bei einem Pariser Verleger erscheinen" (KSB 5, Nr. 433, S. 31).
Demnach existierte offenbar vorübergehend eine Chance auf Veröffentlichung
der französischen Übersetzung. Allerdings wurde sie trotz aller Anstrengungen
letztlich doch nicht publiziert (vgl. dazu Schaberg 2002, 71-73). - Zu einem kon-
kreten Übersetzungsproblem, auf das Marie Baumgartner N. aufmerksam ge-
macht hat, vgl. KSB 5, Nr. 438, S. 39. Vgl. auch das Zitat aus diesem Brief in
NK 348, 18-23. Ein weiteres Übersetzungsproblem ist durch einen Brief N.s an
die Übersetzerin dokumentiert (KSB 5, Nr. 429, S. 25).
Schmeitzner teilt seinem neuen Autor N. am 26. Juli 1875 brieflich mit, er
sei mit dem Absatz von UB III SE „immer noch sehr zufrieden"; zugleich weist
er ihn auf drei Rezensionen hin: „Neue evangel. Kirchenzeitung 21. / Theol.
Literaturblatt X. 14. / Bl. f. literar. Unterhaltung 28" (KGB II 6/1, Nr. 696, S. 173).
Und N. schreibt am 8. Mai 1875 in einem Brief an Carl von Gersdorff: „In der
Westminster Review ist ein grösserer Aufsatz über meine 3 ersten Unzeitgemäs-
sen, höre ich, er soll ziemlich wüthend sein. Doch freut's mich, dass Engländer
mich lesen" (KSB 5, Nr. 443, S. 48). - In seiner Rezension Eine neue Stimme
über Schopenhauer (1875) stimmt David Asher der Kulturkritik N.s in UB III SE
zu und formuliert nur insofern eine Einschränkung, als er sein Befremden da-
rüber erklärt, dass „ein so eifriger Anhänger der sogenannten Zukunftsmusik,
wie Nietzsche es bekanntlich ist, auch die Kunst auf dem Wege zur Barbarei
erblickt, oder doch die Musik nicht von der allgemeinen Verurtheilung aus-
nimmt" (zitiert nach Hauke Reich 2013, 501).
Karl Hillebrand beanstandet in seiner Rezension Schopenhauer und das
deutsche Publikum (1874), die nur am Rande auf UB III SE eingeht, dass N.
„weit über sein Ziel hinausschießt", indem er „sich der schreiendsten Unge-
rechtigkeit gegen den deutschen Gedanken, namentlich gegen den einfluß-
reichsten Repräsentanten desselben, Hegel, schuldig macht": Weil N. „voll-
ständig unter der infalliblen Autorität" Schopenhauers stehe, tendiere er dazu,
„entweder die geistige Geschichte Deutschlands, von Hegel bis auf Feuerbach,
[zu] ignoriren, oder Deutschlands Beitrag zur europäischen Civilisation als
werthlos dar[zu] stellen" (zitiert nach Reich 2013, 484). Cosima Wagner reagiert
auf diese Rezension am 31. Dezember 1874 in einem Brief an N. kritisch: „[...]
Ein ganz verhegelter Kopf, dem Ihre Schrift nichts anderes eingegeben hat, als
den Wunsch nun auch sein Wörtchen über Schopenhauer zu sagen, und zwar
von oben herab, mild verständnisvoll - Oh! - " (KGB II 4, Nr. 619, S. 643).
 
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