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Neymeyr, Barbara; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 1,4): Kommentar zu Nietzsches "Unzeitgemässen Betrachtungen": III. Schopenhauer als Erzieher, IV. Richard Wagner in Bayreuth — Berlin, Boston: de Gruyter, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.69928#0418
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Stellenkommentar UB IV WB 2, KSA 1, S. 438 391

an: Sie betrachten die Tageshelle als trügerisch und empfinden sich im Sinne
romantischer Unendlichkeitssehnsucht in ekstatischer Entrückung als ,Nacht-
geweihte', die ewige Liebesverbundenheit nur im Tod erreichen können.
Als König Marke wenig später die beiden Liebenden entdeckt, reagiert er
mit Betroffenheit, Tristans ehemaliger Freund Melot hingegen mit einer Atta-
cke. Im Zweikampf stürzt sich Tristan in das Schwert Melots und wird dadurch
schwer verwundet. Im 3. Akt verwünscht Tristan aus verzweifelter Sehnsucht
nach Isolde den Liebestrank und sein eigenes Schicksal. Als Isolde dann end-
lich in einem Schiff naht, reißt sich der verletzte Tristan in Ekstase den Ver-
band von der Wunde und taumelt sterbend seiner Geliebten entgegen. Schließ-
lich trifft auch König Marke ein, der durch Brangäne vom Geheimnis des
Liebestrankes erfahren hat und die beiden Liebenden miteinander vereinen
will. Nun aber sieht er sich überraschend mit den tragischen Ereignissen kon-
frontiert und reagiert mit tiefer Erschütterung auf die Katastrophe. Am Ende
folgt Isolde ihrem geliebten Tristan in den Liebestod.
438, 4 Hans Sachs] Bei Hans Sachs handelt es sich um einen der Protagonisten
aus Richard Wagners dreiaktiger Oper Die Meistersinger von Nürnberg, deren
Uraufführung am 21. Juni 1868 in München stattfand. Die Handlung spielt im
Nürnberg der Reformationszeit. Der wohlhabende Goldschmied Veit Pogner
verspricht dem Sieger beim Wettsingen am bevorstehenden Johannistag seine
Tochter Eva zur Frau. Der Stadtschreiber Sixtus Beckmesser hält sich selbst
bereits für den Gewinner, weil er in der Zunft der Meistersinger die Funktion
des Merkers innehat (vgl. NK 443, 25-30). Der junge Ritter Walther von Stolzing
interessiert sich allerdings ebenfalls für die Tochter Pogners und will deshalb
der Zunft der Meistersinger beitreten. Man beschließt, dass Evas Stimme den
Ausschlag geben solle, so dass ihr der künftige Ehepartner nicht oktroyiert
werden kann. Walther von Stolzing begehrt regelkonform seine Aufnahme in
die Zunft. Bei einer Gesangsprobe kreidet Beckmesser dem Aspiranten zahlrei-
che Verstöße gegen die etablierten Gesangsnormen an und versucht die Meister
von dessen fehlendem Talent zu überzeugen.
Nur der Schuster und Poet Hans Sachs schließt sich dem allgemeinen Vor-
urteil gegenüber Walther von Stolzing nicht an, weil er die Strategien Beckmes-
sers zu durchschauen vermag, der damit gezielt seine eigenen Interessen ver-
folgt. Anschließend engagiert sich Hans Sachs für Stolzing: Er lässt sich von
ihm seinen Traum aus der vergangenen Nacht erzählen und stellt mit ihm auf
dessen Basis dann ein Lied zusammen, das den Regeln der Zunft standhält
und bei den Hörern später sogar Begeisterung auslöst. Beckmesser jedoch
scheitert mit seiner Gesangsdarbietung im Wettstreit vor dem Meistergericht.
So avancieren Stolzing und Eva zum Helden-Liebespaar. Nachdem Stolzing
sein Lied vorgetragen hat, soll er feierlich in die Gilde der Meistersinger aufge-
 
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