Stellenkommentar UB IV WB 8, KSA 1, S. 476-478 501
477, 20-24 „Wo seid ihr, welche ihr gleich leidet und bedürft wie ich? Wo ist die
Vielheit, welche ich als Volk ersehne? Ich will euch daran erkennen, dass ihr das
gleiche Glück, den gleichen Trost mit mir gemein haben sollt: an eurer Freude soll
sich mir euer Leiden offenbaren!"] Hier assoziiert N. die Rolle Wagners durch
Bibelanspielungen mit der des Erlösers. Das ,Erkennen' ist in der Bibel (beson-
ders im 1. Johannes-Brief) eine zentrale Komponente im Verhältnis zwischen
Gott und den Menschen. Dies gilt auch für die mit der Gewissheit der Erlösung
verbundene ,Freude'. Das Motiv des ,Trostes' gehört ebenfalls in diesen Kontext,
da der Heilige Geist in der Bibel als Tröster verstanden wird (Parakletos). Vgl.
dazu: Apostelgeschichte 9, 31: „erfüllt mit Trost des heiligen Geistes"; 2. Korin-
ther 1, 3: „der Gott alles Trostes, der uns tröstet" (und passim); Römer 14, 17:
„Friede und Freude in dem heiligen Geiste", 2. Korinther 2, 3: „daß meine Freu-
de euer aller Freude sei".
477, 25 Tannhäuser und [...] Lohengrin] Zu diesen Opern Wagners und ihren
Titelhelden vgl. NK 438, 3.
478, 2-4 Mangel an Scham, welcher den deutschen Gelehrten nicht weniger, als
den deutschen Zeitungsschreibern zu eigen ist] Zu der Polemik, die N. in seinem
Frühwerk insbesondere unter dem Einfluss Schopenhauers und vor dem Hin-
tergrund der zeitgenössischen politischen Entwicklungen gegen Journalisten,
Zeitungen und Presse richtet, vgl. ausführlich NK 365, 6-7. Zum größeren Kon-
text der Thematik der „öffentlichen Meinung" vgl. die Darlegungen in NK 159,
2, daneben auch in NK 425, 27. Wiederholt grenzt N. in den Unzeitgemässen
Betrachtungen die genuine ,Bildung' von bloßer ,Gebildetheit' ab. Vgl. dazu
ausführlich NK 161, 2-3.
478, 6-9 ein Musiker, der schreibt und denkt, war aller Welt damals ein Unding;
nun schrie man, es ist ein Theoretiker, welcher aus erklügelten Begriffen die
Kunst umgestalten will, steinigt ihn!] Über die Ablehnung seiner musiktheoreti-
schen Schriften äußert sich Richard Wagner in seinem Text „Zukunftsmusik"
folgendermaßen: „Während ich auf solche Weise, in gänzlicher Resignation auf
fernere künstlerische Berührung mit der Öffentlichkeit, mich durch Ausfüh-
rung neuer künstlerischer Pläne von den Leiden meines mühseligen Ausfluges
in das Gebiet der spekulativen Theorie erholte und keine Veranlassung, na-
mentlich auch nicht die thörichtesten Misverständnisse [sic], welche meinen
theoretischen Schriften allermeistens zu Theil wurden, mich wieder dazu be-
stimmen konnten, auf jenes Gebiet zurückzukehren, erlebte ich nun anderer-
seits eine Wendung in meinen Beziehungen zur Öffentlichkeit, auf welche ich
nicht im Mindesten gerechnet hatte" (GSD VII, 114). Im Vorwort zu seiner
Schrift Oper und Drama macht Wagner deutlich, dass er „vor unseren öffentli-
477, 20-24 „Wo seid ihr, welche ihr gleich leidet und bedürft wie ich? Wo ist die
Vielheit, welche ich als Volk ersehne? Ich will euch daran erkennen, dass ihr das
gleiche Glück, den gleichen Trost mit mir gemein haben sollt: an eurer Freude soll
sich mir euer Leiden offenbaren!"] Hier assoziiert N. die Rolle Wagners durch
Bibelanspielungen mit der des Erlösers. Das ,Erkennen' ist in der Bibel (beson-
ders im 1. Johannes-Brief) eine zentrale Komponente im Verhältnis zwischen
Gott und den Menschen. Dies gilt auch für die mit der Gewissheit der Erlösung
verbundene ,Freude'. Das Motiv des ,Trostes' gehört ebenfalls in diesen Kontext,
da der Heilige Geist in der Bibel als Tröster verstanden wird (Parakletos). Vgl.
dazu: Apostelgeschichte 9, 31: „erfüllt mit Trost des heiligen Geistes"; 2. Korin-
ther 1, 3: „der Gott alles Trostes, der uns tröstet" (und passim); Römer 14, 17:
„Friede und Freude in dem heiligen Geiste", 2. Korinther 2, 3: „daß meine Freu-
de euer aller Freude sei".
477, 25 Tannhäuser und [...] Lohengrin] Zu diesen Opern Wagners und ihren
Titelhelden vgl. NK 438, 3.
478, 2-4 Mangel an Scham, welcher den deutschen Gelehrten nicht weniger, als
den deutschen Zeitungsschreibern zu eigen ist] Zu der Polemik, die N. in seinem
Frühwerk insbesondere unter dem Einfluss Schopenhauers und vor dem Hin-
tergrund der zeitgenössischen politischen Entwicklungen gegen Journalisten,
Zeitungen und Presse richtet, vgl. ausführlich NK 365, 6-7. Zum größeren Kon-
text der Thematik der „öffentlichen Meinung" vgl. die Darlegungen in NK 159,
2, daneben auch in NK 425, 27. Wiederholt grenzt N. in den Unzeitgemässen
Betrachtungen die genuine ,Bildung' von bloßer ,Gebildetheit' ab. Vgl. dazu
ausführlich NK 161, 2-3.
478, 6-9 ein Musiker, der schreibt und denkt, war aller Welt damals ein Unding;
nun schrie man, es ist ein Theoretiker, welcher aus erklügelten Begriffen die
Kunst umgestalten will, steinigt ihn!] Über die Ablehnung seiner musiktheoreti-
schen Schriften äußert sich Richard Wagner in seinem Text „Zukunftsmusik"
folgendermaßen: „Während ich auf solche Weise, in gänzlicher Resignation auf
fernere künstlerische Berührung mit der Öffentlichkeit, mich durch Ausfüh-
rung neuer künstlerischer Pläne von den Leiden meines mühseligen Ausfluges
in das Gebiet der spekulativen Theorie erholte und keine Veranlassung, na-
mentlich auch nicht die thörichtesten Misverständnisse [sic], welche meinen
theoretischen Schriften allermeistens zu Theil wurden, mich wieder dazu be-
stimmen konnten, auf jenes Gebiet zurückzukehren, erlebte ich nun anderer-
seits eine Wendung in meinen Beziehungen zur Öffentlichkeit, auf welche ich
nicht im Mindesten gerechnet hatte" (GSD VII, 114). Im Vorwort zu seiner
Schrift Oper und Drama macht Wagner deutlich, dass er „vor unseren öffentli-