296 Morgenröthe
Römerbrief (15, 4), „daß wir durch Geduld Hoffnung haben" und dass Gott ein
„Gott der Geduld und des Trostes" ist (15, 5); im Galaterbrief (5, 22): „die Frucht
des Geistes ist Friede, Geduld"; im 2. Thessalonicherbrief (3, 5): „Der Herr aber
richte eure Herzen zu der Liebe Gottes und zu der Geduld Christi". Die Apostro-
phe „ihr Erdenbewohner mit euren Begriffelchen von ein paar Tausend Zeitmi-
nütchen" (190, 20 f.) erinnert an Psalm 90, 4: „denn tausend Jahre sind vor dir
wie ein Tag".
212
190, 27 Worin man sich kennt.] Die Analogisierung menschlicher Disposi-
tionen mit tierischen Verhaltensweisen ist ein im Naturalismus weit verbreite-
tes Verfahren. N. hatte entsprechende Literatur in seiner persönlichen Biblio-
thek (vgl. den Überblickskommentar S. 16). Zu N.s Adaptation vgl. Μ 26: „Die
Thiere und die Moral".
213
191, 2 Die Menschen des verfehlten Lebens.] N.s Hochschätzung des
„Einzelnen", des „Individuums", das mit seinem „Ich" eine ausgeprägte Son-
derstellung in der Gesellschaft und gegenüber ihrer ,Moral' einnimmt, ist in
der Morgenröthe ein Hauptthema (NK zu M 107 und M 108 und insbesondere
Μ 9). Im vorliegenden Text reflektiert N. die aus dieser Position sich ergebende
Gefahr der Lebensverfehlung, aber auch die gesellschaftlichen Auswirkungen.
214
191, 28 Was Nachsicht!] Wie schon im vorangehenden Text reflektiert N.
hier Gefahren mentaler Deformation, nunmehr unter dem Aspekt des Leidens,
das ihn selbst, den schwer Leidenden, immer wieder auch zu dem „Falsch-
und Schief-Sehen" (191, 26 f.) zu verleiten drohte, das er in der Rede-Fik-
tion auf andere projiziert und metaphorisiert, indem er es nicht im optischen,
sondern im moralischen Sinn versteht.
215
191, 29 Moral der Opferthiere.] Den in diesem Text und M 18 thematisier-
ten Zusammenhang von „Opfer" (Selbstaufopferung) und „Macht" hatte N.
Römerbrief (15, 4), „daß wir durch Geduld Hoffnung haben" und dass Gott ein
„Gott der Geduld und des Trostes" ist (15, 5); im Galaterbrief (5, 22): „die Frucht
des Geistes ist Friede, Geduld"; im 2. Thessalonicherbrief (3, 5): „Der Herr aber
richte eure Herzen zu der Liebe Gottes und zu der Geduld Christi". Die Apostro-
phe „ihr Erdenbewohner mit euren Begriffelchen von ein paar Tausend Zeitmi-
nütchen" (190, 20 f.) erinnert an Psalm 90, 4: „denn tausend Jahre sind vor dir
wie ein Tag".
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190, 27 Worin man sich kennt.] Die Analogisierung menschlicher Disposi-
tionen mit tierischen Verhaltensweisen ist ein im Naturalismus weit verbreite-
tes Verfahren. N. hatte entsprechende Literatur in seiner persönlichen Biblio-
thek (vgl. den Überblickskommentar S. 16). Zu N.s Adaptation vgl. Μ 26: „Die
Thiere und die Moral".
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191, 2 Die Menschen des verfehlten Lebens.] N.s Hochschätzung des
„Einzelnen", des „Individuums", das mit seinem „Ich" eine ausgeprägte Son-
derstellung in der Gesellschaft und gegenüber ihrer ,Moral' einnimmt, ist in
der Morgenröthe ein Hauptthema (NK zu M 107 und M 108 und insbesondere
Μ 9). Im vorliegenden Text reflektiert N. die aus dieser Position sich ergebende
Gefahr der Lebensverfehlung, aber auch die gesellschaftlichen Auswirkungen.
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191, 28 Was Nachsicht!] Wie schon im vorangehenden Text reflektiert N.
hier Gefahren mentaler Deformation, nunmehr unter dem Aspekt des Leidens,
das ihn selbst, den schwer Leidenden, immer wieder auch zu dem „Falsch-
und Schief-Sehen" (191, 26 f.) zu verleiten drohte, das er in der Rede-Fik-
tion auf andere projiziert und metaphorisiert, indem er es nicht im optischen,
sondern im moralischen Sinn versteht.
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191, 29 Moral der Opferthiere.] Den in diesem Text und M 18 thematisier-
ten Zusammenhang von „Opfer" (Selbstaufopferung) und „Macht" hatte N.