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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,1): Kommentar zu Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.69929#0549
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Stellenkommentar JGB 197, KSA 5, S. 117 529

der Raum von unzähligen dunkeln Körpern besäet ist, welche wir nur dann
wahrnehmen, wenn solche ungeheuere Katastrophen auf denselben eintreten,
die wir vielleicht erst Jahrhunderte später wahrnehmen, nachdem sie stattge-
funden haben.“ (Ebd., 150) Der letzte Teil des Gedankens, der in der nach KGW
VII 4/2, 69 ergänzten Aufzeichnung NL 1884, 25[518] nicht enthalten ist, prälu-
diert Überlegungen in JGB 285, die auf weiteren Secchi-Lektüren beruhen, vgl.
NK 232, 13-19.
Schon in NL 1884, 25[518] ist deutlich, dass sich N. nicht für die astronomi-
sche Erkenntnis als solche interessierte, sondern nur dafür, inwiefern sie als
Metapher taugt, nämlich gemäß JGB 71 (KSA 5, 86,15-17) für Menschliches. Die
philosophisch-,fröhliche4 Wissenschaft, die im Fünften Hauptstück Vorarbeiten
„zur Naturgeschichte der Moral“ leistet, erschließt gerade aus dem Nicht-Sicht-
baren, dem Dunklen ex negativo das, was es eigentlich mit der Moral auf sich
hat. Zur Interpretation von JGB 196 vgl. auch Tongeren 1989, 86 f. (ohne Kennt-
nis der Quelle).
117,14 f. Zeichensprache] Vgl. NK 107, 28 f.
197.
Die diesem Abschnitt zugrunde liegende Aufzeichnung KGW IX 5, W I 8, 235,
40-46 u. 236, 20-24 steht jeweils auf dem unteren Blattrand der Vorarbeit, die
N. für JGB 47, KSA 5, 67-69 verwertet hat. Zur Interpretation von JGB 197 siehe
z. B. Purtschert 2006, 178 f.; Shapiro 2006, 478 und Groddeck 1991, 2, 21-25 im
Kontext des poetologischen Selbstentwurfs von DD Nur Narr! Nur Dichter!
117, 17-29 Man missversteht das Raubthier und den Raubmenschen (zum Bei-
spiele Cesare Borgia) gründlich, man missversteht die „Natur“, so lange man
noch nach einer „Krankhaftigkeit“ im Grunde dieser gesündesten aller tropischen
Unthiere und Gewächse sucht, oder gar nach einer ihnen eingeborenen „Hölle“
wie es bisher fast alle Moralisten gethan haben. Es scheint, dass es bei den Mora-
listen einen Hass gegen den Urwald und gegen die Tropen giebt? Und dass der
„tropische Mensch“ um jeden Preis diskreditirt werden muss, sei es als Krankheit
und Entartung des Menschen, sei es als eigne Hölle und Selbst-Marterung? Wa-
rum doch? Zu Gunsten der „gemässigten Zonen“? Zu Gunsten der gemässigten
Menschen? Der „Moralischen“? Der Mittelmässigen? — Dies zum Kapitel „Moral
als Furchtsamkeit“. —] Der Ausdruck „Raubmensch“ als Analogiebildung zu
„Raubtier“ kommt bei N. nur hier sowie in JGB 257, KSA 5, 206,1 vor; gelegent-
lich lässt er sich in der zeitgenössischen Literatur nachweisen, namentlich in
Richard Wagners Religion und Kunst von 1879, vgl. NK 205, 20-206, 10. Cesare
Borgia (1475-1507), Inbegriff des gewalttätigen Renaissance-Menschen, von
 
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