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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0426
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Stellenkommentar EH klug, KSA 6, S. 280-281 403

Wasser zu mischen"). Ob Sallust diese Praxis der Alkoholverdünnung für seine
eigene Physis als ebenso inadäquat empfand wie N. in 280, 22 f., erhellt sich
freilich aus dem Fragment-Kontext nicht. Andererseits kann man sich an fol-
gende Stelle in Sallusts De Catilinae coniuratione 22, 1 erinnern — zumal N.
sich durchaus für den Verschwörer Catilina interessierte (vgl. GD Streifzüge
eines Unzeitgemässen 45, KSA 6, 148, 10-14): „fuere ea tempestate, qui dice-
rent Catilinam oratione habita, quom ad ius iurandum popularis sceleris sui
adigeret, humani corporis sanguinem vino permixtum in pateris circumtulisse"
(„Einige berichteten damals, Catilina habe nach dem Ende seiner Rede den
Anhängern seiner Ruchlosigkeit einen Eid abnehmen wollen und so Menschen-
blut und Wein gemischt in Schalen herumgereicht"). Der Kannibalismus (der
„englischen Diät") wird von N. ja weiter oben im selben Abschnitt (280, 9)
bereits bemüht; im Antichrist sind Vampirismus und „Bluttrinken" geradezu
ein Leitmotiv (vgl. z. B. AC 22, KSA 6, 189, 10 u. AC 58, KSA 6, 245, 27-30 u.
246, 20).
280, 33-281, 1 Später, gegen die Mitte des Lebens hin, entschied ich mich frei-
lich immer strenger gegen jedwedes „geistige" Getränk] So, als ob N. sich bis
dahin nicht auf dem rechten Weg befunden hätte, vgl. Dante Alighieri: La
Divina Commedia, Inferno I, 1-3: „Nel mezzo del cammin di nostra vita / mi
ritrovai per una selva oscura / ehe la diritta via era smarrita." („Es war in
unseres Lebensweges Mitte, / Als ich mich fand in einem dunklen Walde; /
Denn abgeirrt war ich vom rechten Wege." Übersetzung von Karl Witte).
281, 1-2 ich, ein Gegner des Vegetarierthums aus Erfahrung] Vgl. Löwenfeld
1887, 14 f.
281, 2-3 ganz wie Richard Wagner, der mich bekehrt hat] 1869 hatte sich N.
unter dem Einfluss Carl von Gersdorffs dem Vegetarismus zugewandt, worüber
es mit dem ehemaligen Vegetarier Wagner, der N. nun den Vegetarismus auszu-
reden versuchte, zu einem Disput kam (vgl. KSA 15, 16 und N. an Gersdorff,
28. 09. 1869, Nr. 32, KSB 3, S. 57-59). Kurz darauf gab N. seinen Vegetarismus
auf, während Wagner, obwohl in seiner persönlichen Diät nach wie vor karni-
vor, unter dem Einfluss Schopenhauers zumindest theoretisch wieder vegeta-
ristisch zu argumentieren begann (vgl. auch Glasenapp / Stein 1883, 851).
Namentlich den Parsifal empfand N. als vegetaristisch kontaminiert: „kein
Fleisch und viel zu viel Blut" (N. an Reinhardt von Seydlitz, 04. 01. 1878, KSB 5,
Nr. 678, S. 300, Z. 13 f.). Vgl. Large 2008, 288-293 u. NK KSA 6, 22, 8-15.
281, 3-5 weiss nicht ernsthaft genug die unbedingte Enthaltung von Alcoholicis
allen geistigeren Naturen anzurathen] Vgl. GD Was den Deutschen abgeht 2,
KSA 6, 104, 15-105, 1. Cornaro o. J. [1881], 23 f. u. 88 findet den unkontrollierten
 
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