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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 6,2): Kommentar zu Nietzsches "Der Antichrist", "Ecce homo", "Dionysos-Dithyramben", "Nietzsche contra Wagner" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.70914#0612
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Stellenkommentar EH WA, KSA 6, S. 357-358 589

giebt, — der Alles schmackhaft findet... Ohne allen Zweifel, die Deutschen sind
Idealisten...] In der Mappe XVI 5 findet sich folgende frühere Fassung des Tex-
tes: „ein Angriff auf die in jedem Betracht instinktlos und stumpf gewordne
deutsche Nation die nicht mehr bis drei zählen kann — die heute alle Gegen-
sätze mit gutem Gewissen Appetit in sich hinunterfr-ißtschluckt — Antisemitis-
mus und die Mitleids-Moral, Christenthum zum Beispiel und Wissenschaft,
den Willen zur Macht, zum „Reich" und das evangile des humbles, Mozart
und Wagner. Goethe und Kant Scheffel Bismarck und Treitschke, Beethoven
und Wagner Antisemitismus und Nächstenliebe. Unter Deutschen wird man
nicht zum Antisemiten, ach welche Wohlthat ist für mich ein Jude!... das
weiß ich aus Erfahrung. — Und hier soll mich Nichts abhalten, ein paar harte
Sachen zu sagen. Wer sagt sie sonst den Deutschen? — Ich verberge
es nicht, sie sind mir im Wege, ich habe ein Paar Gründe zu viel, meine Auf-
gabe nicht mit irgend welcher „Reichs" -Aufgabe zu verwechseln. — Ah, diese
Deutschen! Was haben sie Alles schon auf dem Gewissen. Heute sind Goethe
und Scheffel, Bismarck und Treitschke, Beethoven und Wagner..." (KSA 14,
501 f.) Vgl. EH WA 2.
358, 3 evangile des humbles] Vgl. NK KSA 6, 112, 4.
358, 5-7 Dieser gerechte Sinn des deutschen Gaumens, der Allem gleiche
Rechte giebt] Vgl. NK KSA 6, 27, 25.
358, 7 f. Ohne allen Zweifel, die Deutschen sind Idealisten...] Dieser Satz ist das
strukturierende Motiv der ersten beiden Abschnitte von EH WA; er wird dreimal
fast identisch formuliert (neben 358, 7 f. noch in 358, 16 f. und 359, 34). Idealis-
mus meint dabei weniger eine spezifisch ontologische oder erkenntnistheoreti-
sche Position, vielmehr eine Haltung, die imaginären „Idealen" (vgl. GD) vor
dem Irdischen und Diesseitigen den Vorzug einräumt. In einer Vorarbeit zu EH
Za 5, die sich in Mappe XVI 5 erhalten hat, heißt es quasi definitorisch: „Hinter-
drein (nämlich) besehen, schuf die [...] bei den Tugendhaften Instinkt gewor-
dene Unmenschlichkeit, ,Idealismus' genannt, dies Nicht-sehen-wollen des
Wirklichen um jeden Preis, dies Anfassen von Mensch und Thier mit den
Rosenfingern der ,schönen Seele' Unheil über Unheil. Die ,Idealisten' haben
fast alle großen malheurs auf dem Gewissen." (Zitiert in NK 341, 31-342, 32).
358, 9-11 fand ich den deutschen Geschmack bemüht, Wagnern und dem Trom-
peter von Säckingen gleiche Rechte zuzugestehn] Gemeint ist Joseph Victor von
Scheffels Gedichtepos Der Trompeter von Säkkingen. Ein Sang vom Oberrhein
(Stuttgart 1854), dessen Erfolg N. für ein Symptom des kulturellen Niedergangs
hielt, vgl. NK KSA 6, 111, 5 f.
358, 11-16 ich selber war eigenhändig Zeuge, wie man in Leipzig, zu Ehren
eines der echtesten und deutschesten Musiker, im alten Sinne des Wortes
 
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