618 Ecce homo. Wie man wird, was man ist
367, 20-22 Wahrheit reden und gut mit Pfeilen schiessen, das ist die
persische Tugend.] Vgl. NL 1875, KSA 7, 34[9], 795: „Wie die Perser erzogen wur-
den: mit dem Bogen zu schiessen und die Wahrheit zu sagen." N. nimmt die
Überlegung in Za I Von tausend und Einem Ziele, KSA 4, 75, 5-8 wieder auf:
„,Wahrheit reden und gut mit Bogen und Pfeil verkehren' — so dünkte es jenem
Volke zugleich lieb und schwer, aus dem mein Name kommt — der Name,
welcher mir zugleich lieb und schwer ist." Eine mögliche Quelle hierfür ist
George Noel Gordon Lord Byron: Don Juan, Canto XVI, V. 1-2: „The antique
Persians taught three useful things: / to draw the bow, to ride, and speak the
truth." In N.s deutscher Byron-Ausgabe lauten die beiden Verse: „Ein dreifach
Nützliches war Perserbrauch, / Den Bogen spannen, reiten, Wahrheit sagen"
(Byron 1864, 4, 234, Nachweis mit falscher Bandangabe bei Campioni 1996,
415). Aber diese Überlieferung geht schon auf Herodot: Historien I 136 zurück,
wo von den Persern berichtet wird: „Ihre Knaben erziehn sie vom fünften bis
zum zwanzigsten Jahr nur in drei Dingen: im Reiten, im Bogenschießen, und
in der Wahrhaftigkeit." (Herodot 1824, 1, 78 f.) Auch in einer Anekdote, die
Herodot: Historien III 35 vom Perserkönig Kambyses überliefert, kommt der
Zusammenhang von Wahrheitsagen und Bogenschießen zum Tragen: Dieser
„sprach in seinem Zorn zu Prexaspes: Du sollst selber urtheilen, ob die Persen
wahr reden, oder ob sie selber unklug sind, wenn sie das reden. Nämlich wenn
ich deinen Sohn, der da in dem Vorhofe steht, mitten durch das Herz treffe,
so ist offenbar, daß der Persen Rede nichts ist; fehle ich aber, so sollen die [sc.
anderen] Persen die Wahrheit reden und ich will nicht recht bei Sinnen sein.
Also sprach er und spannete den Bogen und schoß nach dem Knaben; und als
der Knabe gefallen, so ließ er ihn aufschneiden und den Schuß untersuchen,
und als man fand, daß der Pfeil im Herzen steckte, da war er sehr fröhlich
und sagte lachend zu dem Vater des Knaben: Prexaspes, daß ich nicht rasend
bin, sondern die Persen nicht klug sind, das ist dir wohl offenbar worden; nun
aber sage mir, hast du schon in der ganzen Welt einen so guten Schützen
gesehn?" (Herodot 1824, 1, 240 f.).
367, 22-25 Die Selbstüberwindung der Moral aus Wahrhaftigkeit, die Selbst-
überwindung des Moralisten in seinen Gegensatz — in mich — das bedeutet in
meinem Munde der Name Zarathustra.] Damit ist die Zarathustra-Figur (und
das sprechende Ich) die Personifikation eines Grundgedankens von N., für den
er sonst gerne die Metapher des Übermenschen benutzte, eben des Grundge-
dankens der Selbstüberwindung. „Selbstüberwindung der Moral" ist ein Stich-
wort, das N. schon in JGB 32, KSA 5, 51, 27 f. und GM III 27, KSA 5, 410, 12
hervorhob, noch ohne sich als Selbstüberwinder direkt zu identifizieren. EH
insgesamt lässt sich — schon der Untertitel belegt es — als Geschichte einer
367, 20-22 Wahrheit reden und gut mit Pfeilen schiessen, das ist die
persische Tugend.] Vgl. NL 1875, KSA 7, 34[9], 795: „Wie die Perser erzogen wur-
den: mit dem Bogen zu schiessen und die Wahrheit zu sagen." N. nimmt die
Überlegung in Za I Von tausend und Einem Ziele, KSA 4, 75, 5-8 wieder auf:
„,Wahrheit reden und gut mit Bogen und Pfeil verkehren' — so dünkte es jenem
Volke zugleich lieb und schwer, aus dem mein Name kommt — der Name,
welcher mir zugleich lieb und schwer ist." Eine mögliche Quelle hierfür ist
George Noel Gordon Lord Byron: Don Juan, Canto XVI, V. 1-2: „The antique
Persians taught three useful things: / to draw the bow, to ride, and speak the
truth." In N.s deutscher Byron-Ausgabe lauten die beiden Verse: „Ein dreifach
Nützliches war Perserbrauch, / Den Bogen spannen, reiten, Wahrheit sagen"
(Byron 1864, 4, 234, Nachweis mit falscher Bandangabe bei Campioni 1996,
415). Aber diese Überlieferung geht schon auf Herodot: Historien I 136 zurück,
wo von den Persern berichtet wird: „Ihre Knaben erziehn sie vom fünften bis
zum zwanzigsten Jahr nur in drei Dingen: im Reiten, im Bogenschießen, und
in der Wahrhaftigkeit." (Herodot 1824, 1, 78 f.) Auch in einer Anekdote, die
Herodot: Historien III 35 vom Perserkönig Kambyses überliefert, kommt der
Zusammenhang von Wahrheitsagen und Bogenschießen zum Tragen: Dieser
„sprach in seinem Zorn zu Prexaspes: Du sollst selber urtheilen, ob die Persen
wahr reden, oder ob sie selber unklug sind, wenn sie das reden. Nämlich wenn
ich deinen Sohn, der da in dem Vorhofe steht, mitten durch das Herz treffe,
so ist offenbar, daß der Persen Rede nichts ist; fehle ich aber, so sollen die [sc.
anderen] Persen die Wahrheit reden und ich will nicht recht bei Sinnen sein.
Also sprach er und spannete den Bogen und schoß nach dem Knaben; und als
der Knabe gefallen, so ließ er ihn aufschneiden und den Schuß untersuchen,
und als man fand, daß der Pfeil im Herzen steckte, da war er sehr fröhlich
und sagte lachend zu dem Vater des Knaben: Prexaspes, daß ich nicht rasend
bin, sondern die Persen nicht klug sind, das ist dir wohl offenbar worden; nun
aber sage mir, hast du schon in der ganzen Welt einen so guten Schützen
gesehn?" (Herodot 1824, 1, 240 f.).
367, 22-25 Die Selbstüberwindung der Moral aus Wahrhaftigkeit, die Selbst-
überwindung des Moralisten in seinen Gegensatz — in mich — das bedeutet in
meinem Munde der Name Zarathustra.] Damit ist die Zarathustra-Figur (und
das sprechende Ich) die Personifikation eines Grundgedankens von N., für den
er sonst gerne die Metapher des Übermenschen benutzte, eben des Grundge-
dankens der Selbstüberwindung. „Selbstüberwindung der Moral" ist ein Stich-
wort, das N. schon in JGB 32, KSA 5, 51, 27 f. und GM III 27, KSA 5, 410, 12
hervorhob, noch ohne sich als Selbstüberwinder direkt zu identifizieren. EH
insgesamt lässt sich — schon der Untertitel belegt es — als Geschichte einer