4
Wilhelm Salomon:
suchte man die Lakkolithen durch tektonischen Abstau und nachträe'-
o
liches Eindringen des Magmas in die unabhängig von ihm geschaffenen
Hohlräume zu erklären. Als ich 1897, 1899 und 1901 für tertiäres
Alter einiger alpiner Zentralmassive und für aktive Hebung durch
Magma eintrat, galt das daher als Ketzerei und fand lange überhaupt
keine Beachtung (siehe Grundzüge der Geologie, I. Bd,, Stuttgart bei
Schweizerbart 1924, S. 172 Anm. 1 u. 2). Auch als Volz, Böse und
Burgkhardt 1905 bzw. 1906 Hebung durch Magmen verfochten, war
noch kein Umschwung zu erzielen. Allenfalls verstand man sich dazu,
Hebung einzelner, nach unten konvergenter Keilschollen durch Seiten-
druck zuzugeben. Inzwischen hatte aber eine schon lange bekannte,
wenn auch wenig in den Vordergrund getretene Lehre, die von Pratt
begründete, von Dütton so benannte Theorie der Isostasie eine immer
größere Bedeutung und Anerkennung gefunden. Trotz E. Suess kam
man immer mehr zu der Annahme, daß Belastung einer Scholle ein
Einsinken in die säkularflüssigen 1) Zonen des Erdinneren, Entlastung
ihr Aufsteigen zur Folge habe. So drang der Begriff einer wirklichen
„Hebung“ auf einem allerdings ganz abweichenden Wege von neuem in
die Geologie ein und wurde in zahlreichen Arbeiten ausgebaut. Immer-
hin hatte diese isostatische Hebung mit der Hebung Leopold v. Buchs
nichts zu tun. Aber sie ist für mich ebenso wie für Wegener der
stärkste Gegengrund gegen die Erklärung der orogenetischen Faltung
durch eine Kontraktion der Gesamterde.2) In einem Gewölbe, das
unter tangentialem Drucke steht, kann kein Stein durch Belastung
einsinken, durch Entlastung aufsteigen! Aber auch noch zahlreiche
andere Gründe scheinen anderen und mir gegen die Kontraktions-
theorie zu sprechen. Ich habe eine Übersicht darüber in den „Grund-
zügen der Geologie“, Bd. I S. 162 —163 u. S. 166 f. gegeben. Diese
Gründe sind es, die zuerst Ampferer, später SghWinner und Kossmat
veranlaßt haben, „Unterströmungstheorien“, oder wie man wohl ein-
facher sagen kann, „Strömungstheorien“ an die Stelle der Kontraktions-
theorie zu setzen.
9 Siehe Sitz. Ber. Heidelberger Akademie Wiss. Mathern. Naturw. Klasse
Abt. A 1924, 9. Abhandl. S. 10.
2) Wegener, Die Entstehung der Kontinente und Ozeane, III. Aufl. 1922,
S. 11 (II. Aufl. S. 7). Auch sonst ist die WEGENERSche Kritik der Kontraktions-
lehre (S. 8 — 11) sehr eindrucksvoll und lesenswert. Er zitiert auch einige von
mir nicht angeführte Arbeiten über den Gegenstand wie Hergesell, Böse,
Reyer usw. Übrigens kann ich nicht zugeben, daß es Haug und anderen ge-
glückt sei, die Kontraktionslehre mit der Theorie der Isostasie in Einklang zu
bringen (Traite de Geologie I, Paris 1911, S. 534).
Wilhelm Salomon:
suchte man die Lakkolithen durch tektonischen Abstau und nachträe'-
o
liches Eindringen des Magmas in die unabhängig von ihm geschaffenen
Hohlräume zu erklären. Als ich 1897, 1899 und 1901 für tertiäres
Alter einiger alpiner Zentralmassive und für aktive Hebung durch
Magma eintrat, galt das daher als Ketzerei und fand lange überhaupt
keine Beachtung (siehe Grundzüge der Geologie, I. Bd,, Stuttgart bei
Schweizerbart 1924, S. 172 Anm. 1 u. 2). Auch als Volz, Böse und
Burgkhardt 1905 bzw. 1906 Hebung durch Magmen verfochten, war
noch kein Umschwung zu erzielen. Allenfalls verstand man sich dazu,
Hebung einzelner, nach unten konvergenter Keilschollen durch Seiten-
druck zuzugeben. Inzwischen hatte aber eine schon lange bekannte,
wenn auch wenig in den Vordergrund getretene Lehre, die von Pratt
begründete, von Dütton so benannte Theorie der Isostasie eine immer
größere Bedeutung und Anerkennung gefunden. Trotz E. Suess kam
man immer mehr zu der Annahme, daß Belastung einer Scholle ein
Einsinken in die säkularflüssigen 1) Zonen des Erdinneren, Entlastung
ihr Aufsteigen zur Folge habe. So drang der Begriff einer wirklichen
„Hebung“ auf einem allerdings ganz abweichenden Wege von neuem in
die Geologie ein und wurde in zahlreichen Arbeiten ausgebaut. Immer-
hin hatte diese isostatische Hebung mit der Hebung Leopold v. Buchs
nichts zu tun. Aber sie ist für mich ebenso wie für Wegener der
stärkste Gegengrund gegen die Erklärung der orogenetischen Faltung
durch eine Kontraktion der Gesamterde.2) In einem Gewölbe, das
unter tangentialem Drucke steht, kann kein Stein durch Belastung
einsinken, durch Entlastung aufsteigen! Aber auch noch zahlreiche
andere Gründe scheinen anderen und mir gegen die Kontraktions-
theorie zu sprechen. Ich habe eine Übersicht darüber in den „Grund-
zügen der Geologie“, Bd. I S. 162 —163 u. S. 166 f. gegeben. Diese
Gründe sind es, die zuerst Ampferer, später SghWinner und Kossmat
veranlaßt haben, „Unterströmungstheorien“, oder wie man wohl ein-
facher sagen kann, „Strömungstheorien“ an die Stelle der Kontraktions-
theorie zu setzen.
9 Siehe Sitz. Ber. Heidelberger Akademie Wiss. Mathern. Naturw. Klasse
Abt. A 1924, 9. Abhandl. S. 10.
2) Wegener, Die Entstehung der Kontinente und Ozeane, III. Aufl. 1922,
S. 11 (II. Aufl. S. 7). Auch sonst ist die WEGENERSche Kritik der Kontraktions-
lehre (S. 8 — 11) sehr eindrucksvoll und lesenswert. Er zitiert auch einige von
mir nicht angeführte Arbeiten über den Gegenstand wie Hergesell, Böse,
Reyer usw. Übrigens kann ich nicht zugeben, daß es Haug und anderen ge-
glückt sei, die Kontraktionslehre mit der Theorie der Isostasie in Einklang zu
bringen (Traite de Geologie I, Paris 1911, S. 534).