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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1925, 11. Abhandlung): Magmatische Hebungen: mit besonderer Berücksichtigung von Calabrien — Berlin, Leipzig, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.43392#0003
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In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts galt es als selbstver-
ständlich, daß es magmatische Hebungen gäbe und daß sie bei der
Bildung der Gebirge eine sehr bedeutende Rolle spielten. Allerdings
war diese Ansicht erst nach dem Tode Werners durchgedrungen,
dessen Autorität vorher den Neptunismus gestützt hatte. Daher schrieb
Goethe in den Zahmen Xenien VI:
Kaum wendet der edle Werner den Rücken,
zerstört man das poseidaonische Reich,
wenn alle sich vor Hephästos bücken,
ich kann es nicht sogleich.
Dann aber herrschte der Plutonismus bis in die 70er Jahre, obwohl
schon vorher einige mutige Gegner gegen ihn aufgetreten waren, z. B.
Schimper, v. Dücker und Runge.1) Freilich die Erhebungstheorie der
Kratere war schon lange durch die Aufschüttungstheorie verdrängt
worden. Aber die aktive Rolle der Zentralmassive wurde doch all-
gemein erst abgelehnt, als Eduard Suess (Entstehung der Alpen),
Albert Heim, Baltzer u. a. das hohe Alter und die Passivität einiger
alpiner Zentralmassive nachwiesen (Montblanc, Aiguilles Rouges, Finster-
aarhorn usw.). Und nun verließ man die in Deutschland so lange durch
L. v. Buch gestützte plutonische Theorie, leugnete die magmatischen
Hebungen und nahm als alleinige Energiequelle für die Gebirgsbildung
die Kontraktion der Erde an.
Ja E. Suess ging so weit, überhaupt jede Hebung zu leug-
nen. Seine Horste waren nur relativ zur Umgebung stehengebliebene
Schollen, die sich nicht so stark wie diese oder überhaupt nicht mit-
gesenkt hatten. Hochliegende Strandlinien erklärte er durch eustatische
Bewegungen des Meeres. — Bei seiner genialen Art, die Dinge zu er-
fassen und darzustellen, bei seiner unglaublichen Beherrschung der
Literatur und bei der aus ihnen folgenden unerhörten Autorität, deren
er sich erfreute, gab es nur sehr wenige Forscher, die sich dieser neuen
Auffassung entzogen und dem allgemein gewordenen Dogma nicht hul-
digten. Beobachtungen, die für das Gegenteil sprachen, wurden nicht
geglaubt oder nicht beachtet oder anders gedeutet. So kam es, daß
die Entdeckung der Lakkolithen in Nordamerika, die sehr deutlich eine
aktive Rolle des Magmas zeigten, fast unverwertet blieb. Auch ver-
’) Eine gute Darstellung dieser Entwicklung enthält Neumayr, Bd. 1 der
Erdgeschichte, III. Aufl., bearbeitet von F. E. Suess, S. 400.

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