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Wilhelm Salomon:
a lieu. Mais comme on Fa relevä, personne ne saurait
dire, si en ce moment, la Ter re se rächauffe ou se re-
froidit“1) (von mir gesperrt).
Wegener selbst, bei dem das Abtriften der Kontinente ja im
Verhältnis zu Kossmat riesenhafte Maße annimmt und auch andere
Ursachen hat, findet in der Deckentheorie keine Schwierigkeiten. Die
Annahme des Deckenbaues ist also nicht etwa ein Hindernis für die
Gegner der Kontraktionslehre.
Ich möchte diese Gelegenheit benutzen, um zu sagen, wie ich die
WEGENERsehe Kontinentalverschiebungstheorie jetzt beurteile. Ich be-
kenne ganz offen, daß ich, der ich seinerzeit in Frankfurt Gelegenheit
hatte, Wegeners ersten Vortrag über den Gegenstand, zu hören, ihm
damals ganz ablehnend gegenüberstand. Es machte mir den Eindruck,
als ob wesentlich bestimmend für die zweifellos geistreiche Idee der
Küstenverlauf der beiden Ufer des Atlantischen Ozeans sei, daß aber
keine wirklich einleuchtende Begründung für eine so grundstürzende
Hypothese gegeben würde. Seitdem hat aber Wegener sowohl auf
seinem eigenen Gebiete, der Geophysik, wie auf unserem Gebiete, der
Geologie, so viel Tatsachenmaterial beigebracht, daß ich es für falsch
und unberechtigt halten würde, seine Hypothese einfach abzulehnen.
Sie zwingt uns auf alle Fälle, eine ganze Reihe von bisher dogmatisch
feststehenden Deutungen auf die Richtigkeit, ihrer Grundlagen zu unter-
suchen. Auch wenn Wegener, wie mir scheint, zuviel geologische Pro-
bleme erklären will, hat man die Pflicht, in jedem einzelnen Falle nach-
zuprüfen, inwieweit seine Voraussetzungen richtig sind. Das uns Geo-
logen mindestens zuerst ungeheuerlich erscheinende Ausmaß seiner
„Landtriften“ ist jedenfalls kein Gegengrund, sobald man, wie Kossmat
und ich mit ihm, ein kleines Ausmaß für möglich hält. Denn bei der
Länge der zur Verfügung stehenden Zeiträume kann sich ein kleiner
Abstand im Laufe der Erdperioden stark vergrößern. Das ist jeden-
falls zweifellos, daß wir, falls Wegener auch nur zum Teil recht be-
hielte, eine ganze Anzahl von schwierigen und jetzt kaum zu erklären-
den Klimaproblemen der Vorzeit viel besser deuten könnten.
Die physikalische Möglichkeit einer „Landtrift“ scheint mir nach '
allem, was wir an Beobachtungen über Isostasie zur Verfügung haben,
jedenfalls vorzuliegen. Der Hauptunterschied zwischen den Strömungs-
Eine irrige Vorstellung von Argand möchte ich hier verbessern. Er
sagte in seinem Vortrage (S. 171) vor dem „Internationalen Kongresse“: „Si le
maitre revenait parmi nous.“ Er vergaß dabei nur eins. Wenn „der Meister“
zu seinem Vortrage nach Brüssel gekommen wäre, würde er als Deutsch-Oster-
reicher an der Türe zurückgewiesen worden sein. (Eduard Suess.)
Wilhelm Salomon:
a lieu. Mais comme on Fa relevä, personne ne saurait
dire, si en ce moment, la Ter re se rächauffe ou se re-
froidit“1) (von mir gesperrt).
Wegener selbst, bei dem das Abtriften der Kontinente ja im
Verhältnis zu Kossmat riesenhafte Maße annimmt und auch andere
Ursachen hat, findet in der Deckentheorie keine Schwierigkeiten. Die
Annahme des Deckenbaues ist also nicht etwa ein Hindernis für die
Gegner der Kontraktionslehre.
Ich möchte diese Gelegenheit benutzen, um zu sagen, wie ich die
WEGENERsehe Kontinentalverschiebungstheorie jetzt beurteile. Ich be-
kenne ganz offen, daß ich, der ich seinerzeit in Frankfurt Gelegenheit
hatte, Wegeners ersten Vortrag über den Gegenstand, zu hören, ihm
damals ganz ablehnend gegenüberstand. Es machte mir den Eindruck,
als ob wesentlich bestimmend für die zweifellos geistreiche Idee der
Küstenverlauf der beiden Ufer des Atlantischen Ozeans sei, daß aber
keine wirklich einleuchtende Begründung für eine so grundstürzende
Hypothese gegeben würde. Seitdem hat aber Wegener sowohl auf
seinem eigenen Gebiete, der Geophysik, wie auf unserem Gebiete, der
Geologie, so viel Tatsachenmaterial beigebracht, daß ich es für falsch
und unberechtigt halten würde, seine Hypothese einfach abzulehnen.
Sie zwingt uns auf alle Fälle, eine ganze Reihe von bisher dogmatisch
feststehenden Deutungen auf die Richtigkeit, ihrer Grundlagen zu unter-
suchen. Auch wenn Wegener, wie mir scheint, zuviel geologische Pro-
bleme erklären will, hat man die Pflicht, in jedem einzelnen Falle nach-
zuprüfen, inwieweit seine Voraussetzungen richtig sind. Das uns Geo-
logen mindestens zuerst ungeheuerlich erscheinende Ausmaß seiner
„Landtriften“ ist jedenfalls kein Gegengrund, sobald man, wie Kossmat
und ich mit ihm, ein kleines Ausmaß für möglich hält. Denn bei der
Länge der zur Verfügung stehenden Zeiträume kann sich ein kleiner
Abstand im Laufe der Erdperioden stark vergrößern. Das ist jeden-
falls zweifellos, daß wir, falls Wegener auch nur zum Teil recht be-
hielte, eine ganze Anzahl von schwierigen und jetzt kaum zu erklären-
den Klimaproblemen der Vorzeit viel besser deuten könnten.
Die physikalische Möglichkeit einer „Landtrift“ scheint mir nach '
allem, was wir an Beobachtungen über Isostasie zur Verfügung haben,
jedenfalls vorzuliegen. Der Hauptunterschied zwischen den Strömungs-
Eine irrige Vorstellung von Argand möchte ich hier verbessern. Er
sagte in seinem Vortrage (S. 171) vor dem „Internationalen Kongresse“: „Si le
maitre revenait parmi nous.“ Er vergaß dabei nur eins. Wenn „der Meister“
zu seinem Vortrage nach Brüssel gekommen wäre, würde er als Deutsch-Oster-
reicher an der Türe zurückgewiesen worden sein. (Eduard Suess.)