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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1925, 11. Abhandlung): Magmatische Hebungen: mit besonderer Berücksichtigung von Calabrien — Berlin, Leipzig, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.43392#0008
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8 Wilhelm SälomoN:
sagt Schmidt aber von der WEGENERSchen Hypothese: „Dadurch, daß
die horizontalen Kräfte nur im „Überstände“ angreifen, erklärt sich
vielleicht auch noch eine andere Eigenart der Gebirge, daß so häufig
der Erdkruste gleichsam die Haut abgezogen und zum Gebirge zu-
sammengefaltet erscheint, eine Erscheinung, die vielleicht doch nicht
bloß in der verschiedenen Festigkeit der höheren und tieferen Krusten-
schichten begründet ist, sondern darin, daß auch die Kraft nur an den
höheren Schichten angriff, die tieferen nur durch Reibung mit-
nahm“ (von mir gesperrt). Bei dieser Formulierung scheint es mir,
als ob genau dieselbe Schwierigkeit besteht wie bei der Reibung im
Falle der Strömungstheorien. Ja, wenn bei diesen die fließende
säkularflüssige Masse sich nur an tieferen flüssigen Massen reibt,
würde bei der ScHMiDTSchen Formulierung die Reibung sogar zwischen
fest und fest stattfinden. Eine Summierung der Spannungen wird aber
auch hier verlangt werden müssen.
Auf alle Fälle lehnt aber Schmidt die Kontraktionslehre ab und
erklärt die Falten- und Deckenbildung durch „Landtrift“.
Es wäre nun falsch zu glauben, daß sich die neuen Strömungs-
theorien oder die WEGENERSche Theorie durchgesetzt hätten. Die große
Mehrheit der geologischen Forscher hält nach wie vor an der Kon-
traktionslehre fest und steht daher auch der Annahme einer aktiven
Rolle des Magmas feindlich gegenüber. Ich erinnere hier nur an die
Darstellung in Emanuel Kaysers Lehrbuch der Geologie, wo Albert
Heim und Kayser zusammen mit der ganzen Autorität, die ihnen eine
vieljährige meisterhafte Tätigkeit verschafft hat, und mit großer Ge-
schicklichkeit für die Kontraktionslehre eintreten. Auch Cloos und
Stille, deren ausgezeichnete Arbeiten und ungewöhnliche Verdienste
um den Fortschritt tektonischer Forschung niemand mehr anerkennen
kann als ich, stehen offenbar auf demselben oder einem ganz ähnlichen
Standpunkt. So schreibt Stille in seinem neuen ausgezeichneten Werke
„Grundfragen der vergleichenden Tektonik“ (Bornträger 1924) auf
S. 255, indem er sich dabei unmittelbar auf die bekannten Unter-
suchungen von Cloos stützt: „Aber auch im Falle, daß die Doku-
mente des Fließens (des Magmas) echte Fluidalstrukturen sind, bleibt
das Fließen eine Erscheinungsform der „Tektonik“, solange man die
Annahme aufrechterhält, daß tektonischer Druck das Magma
vortreibt.“ Und diese Annahme machen beide. Auf S. 256 heißt
es: „Wenn wir mit Cloos die magmatischen Intrusionen, ja auch teil-
weise die Extrusionen als die „Tektonik“ eines hochmobilen Mate-
riales auffassen, so stehen wir hier der höchsten Form der Orogenese
gegenüber.“
 
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