Magmatische Hebungen.
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Durchaus logisch auf diesen Prämissen weiterbauend, sagt Stille
dann auf S. 370, daß Cloos „von der Vorstellung ausgeht, daß die
Bewegungen des Magmas durch die gleichen Kräfte bedingt werden
wie die Bewegung der normalen Gesteine.“ Und so kommt er schließ-
lich zu der klaren und von seinem Standpunkte aus einwandfreien
Formulierung: „Vor hundert Jahren rückten die tektonischen Vor-
gänge als angebliche Folge von Intrusionen in die Reihe der vulka-
nischen Geschehnisse ein. Die Auffassung ist nunmehr die umgekehrte,
und die vulkanischen Geschehnisse stehen in der Reihe der tekto-
nischen.“
Freilich scheint mir Cloos in seinem neuesten, in vieler Hinsicht
grundlegenden Werk über das Riesengebirge seinen Standpunkt etwas
verändert zu haben. Er sagt z. B. auf S. 177—178: „lu der heutigen
Lagerung stecken mindestens vier Aufrichtungen: 1. die ursprüngliche
durch Faltung, Injektion und Bildung des ersten Gewölbes: 2. die-
jenige durch den Granitaufstieg (von mir gesperrt); 3. diejenige
mit der Wölbung der erstarrten Granitdecke; 4.“ usw. Der Punkt 2
scheint mir eine aktive hebende Kraft des Granites zuzugeben. Ferner
heißt es auf S. 178: „daß bereits vor der Ankunft des Granites ein
breites und hohes, dem heutigen ähnliches Gewölbe vorhanden war
und daß dieses durch den Granit nicht gebildet, sondern nur weiter-
gebildetist“. Diese Weiterbildung ist doch aber eine Emporwölbung.
Weiter sagt Cloos auf S. 4 geradezu: „daß in Schlesien eine verti-
kale Bewegungskomponente mitspielt. Wie weit diese selbst wieder auf
dieselben „tektonischen“ Antriebe zurückgeht, denen auch die Massiv-
umgebung unterlag, ist eine Frage, die zunächst offen bleiben dürfte“,
Endlich sagt er: „Gerade in dem zuletzt untersuchten Gebiete des
Riesengebirges kommt man mit vertikalen, von unten gegen oben ge-
richteten Bewegungen sogar ziemlich weit. Ein großer Teil der Er-
scheinungen wird ausreichend verständlich, wenn man sich eine grani-
tische Schmelzmasse in eine ruhende, ihr gegenüber rein passive Um-
gebung aufsteigend und^eindringend denkt.“ Das ist immerhin schon
eine Modifikation der Formulierung, wie sie Stille auf Grund der
früheren CLOOsschen Arbeiten mit Recht gegeben hat. Sobald man
sich aber so wie Cloos jetzt äußert, ist doch kein Grund einzusehen,
warum der das Granitmagma emportreibende Druck an der Sediment-
decke haltgemacht haben sollte.
F. E. Suess hält im wesentlichen an der Kontraktionslehre fest
und betont immer wieder mit einem großen Aufwande von Kenntnis,
Erfahrung und Scharfsinn die Bedeutung der eustatischen Bewegungen
des Meeres zur Erklärung vieler scheinbarer Hebungen epeirogenetischer
3*
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Durchaus logisch auf diesen Prämissen weiterbauend, sagt Stille
dann auf S. 370, daß Cloos „von der Vorstellung ausgeht, daß die
Bewegungen des Magmas durch die gleichen Kräfte bedingt werden
wie die Bewegung der normalen Gesteine.“ Und so kommt er schließ-
lich zu der klaren und von seinem Standpunkte aus einwandfreien
Formulierung: „Vor hundert Jahren rückten die tektonischen Vor-
gänge als angebliche Folge von Intrusionen in die Reihe der vulka-
nischen Geschehnisse ein. Die Auffassung ist nunmehr die umgekehrte,
und die vulkanischen Geschehnisse stehen in der Reihe der tekto-
nischen.“
Freilich scheint mir Cloos in seinem neuesten, in vieler Hinsicht
grundlegenden Werk über das Riesengebirge seinen Standpunkt etwas
verändert zu haben. Er sagt z. B. auf S. 177—178: „lu der heutigen
Lagerung stecken mindestens vier Aufrichtungen: 1. die ursprüngliche
durch Faltung, Injektion und Bildung des ersten Gewölbes: 2. die-
jenige durch den Granitaufstieg (von mir gesperrt); 3. diejenige
mit der Wölbung der erstarrten Granitdecke; 4.“ usw. Der Punkt 2
scheint mir eine aktive hebende Kraft des Granites zuzugeben. Ferner
heißt es auf S. 178: „daß bereits vor der Ankunft des Granites ein
breites und hohes, dem heutigen ähnliches Gewölbe vorhanden war
und daß dieses durch den Granit nicht gebildet, sondern nur weiter-
gebildetist“. Diese Weiterbildung ist doch aber eine Emporwölbung.
Weiter sagt Cloos auf S. 4 geradezu: „daß in Schlesien eine verti-
kale Bewegungskomponente mitspielt. Wie weit diese selbst wieder auf
dieselben „tektonischen“ Antriebe zurückgeht, denen auch die Massiv-
umgebung unterlag, ist eine Frage, die zunächst offen bleiben dürfte“,
Endlich sagt er: „Gerade in dem zuletzt untersuchten Gebiete des
Riesengebirges kommt man mit vertikalen, von unten gegen oben ge-
richteten Bewegungen sogar ziemlich weit. Ein großer Teil der Er-
scheinungen wird ausreichend verständlich, wenn man sich eine grani-
tische Schmelzmasse in eine ruhende, ihr gegenüber rein passive Um-
gebung aufsteigend und^eindringend denkt.“ Das ist immerhin schon
eine Modifikation der Formulierung, wie sie Stille auf Grund der
früheren CLOOsschen Arbeiten mit Recht gegeben hat. Sobald man
sich aber so wie Cloos jetzt äußert, ist doch kein Grund einzusehen,
warum der das Granitmagma emportreibende Druck an der Sediment-
decke haltgemacht haben sollte.
F. E. Suess hält im wesentlichen an der Kontraktionslehre fest
und betont immer wieder mit einem großen Aufwande von Kenntnis,
Erfahrung und Scharfsinn die Bedeutung der eustatischen Bewegungen
des Meeres zur Erklärung vieler scheinbarer Hebungen epeirogenetischer
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