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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1925, 11. Abhandlung): Magmatische Hebungen: mit besonderer Berücksichtigung von Calabrien — Berlin, Leipzig, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.43392#0020
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20

Wilselm Salomos:

kommen sein. Tatsächlich sind nach Weinschenk Klemm 1), Rothpletz 2)
und Arndt 3) dafür eingetreten. Klemm hat den Tessiner und Anti-
goriogneis geradezu als Jungtertiär, mindestens aber als posthasisch auf-
gefaßt. Auf Grund dieser Vorstellung von dem jungen Alter des ge-
waltigen Zentralmassives und der weiteren Annahme von einem eben-
falls jungen Alter des Gotthardmassives hat er dann 1914 (ebendort
S. 257—258) die Auffaltung der Zentralalpen „durch die Intrusion der
großen Granitlakkolithen“ erklärt. Ja, er hat dadurch die Decken-
bilduug in den Schweizer Alpen begründen wollen. Auch A. Penck
scheint ähnlichen Gedankengängen nachgegangen zu sein. Wenigstens
hat er in seinem Vortrage „Die Entstehung der Alpen“ (Z. d. Ges. f.
Erdkunde zu Berlin 1908) die Deckenbildung durch ein Abgleiten der
Decken von einem hochgefalteten Streifen der Erdkruste zu erklären
versucht, allerdings ohne die Ursache der Hochfaltung zu bezeichnen
(S. 10—11 des Sonderabdruckes)4).
Andree hat 1914 eine Zusammenstellung der ihm bekannten Fälle
magmatischer Hebung gegeben (Über die Bedingungen der Gebirgs-
bildung. Berlin bei Bornträger) und gab zu, „daß durch das Magma
in der Tat Aufblähungen, Schichtenhebungen und -Strömungen hervor-
gerufen werden können.“ (S. 2—3).

4) Sitz.-Ber. Berl. Ak. Phys.-Math. Kl. 1904, S. 65.
2) Zur Stratigraphie und Tektonik des Simpiongebietes. Z. Deutsche geol.
Ges. Bd. 64, 1912, Monatsber. 4, S. 223. Rothpletz sagt dort bereits: „Es ist viel-
mehr wahrscheinlich, daß die Granitintrusionen zugleich eine Hebung der meso-
zoischen Meeressedimente bewirkten.“
3) Petrographische Studien in den Kontaktzonen der Gneise und Kalk-
gesteine im Simpiongebiete. Jahresber. Schles. Ges. f. vaterl. Kultur 1913, 17. De-
zember. Dort auch die ältere Literatur.
4) Hugi (Das .Aarmassiv, ein Beispiel alpiner Granitintrusion. Verh. Schweiz.
Naturforsch. Ges. Bern 1922, Teil II, S. 86—109) hat vor kurzem die folgende
Reihenfolge der alpinen Intrusionen angegeben. Erstfelder Granit, Untercarbon.
Innertkirchner-, Gasteren-, Aiguilles rouges-Granit, zwischen Unter- und Ober-
carbon. Aaregranit, Obercarbon. Noch etwas jünger ist nach ihm der Gotthard-
granit. Dann würden die Granitkerne der penninischen Decken (Tessiner- und
Antigoriogneiß) folgen. Und erst nach der Hauptfaltung der Alpen seien der
„Bergeller Granit, die periadriatischen Eruptiva, Tonalite“ intrudiert. Diesen
Anschauungen kann ich in den meisten Punkten zustimmen. Ich halte es nur
noch nicht für genügend sichergestellt, ob wirklich durch eine postmagmatische
Tätigkeit der Gotthardintrusion noch Trias und Jura metamorphosiert sind. Da-
gegen kann ich der extremen Anschauung von Sandberg, wonach alle Alpen-
granite bzw. Zentralmassive oligozän sein sollen, keine Anerkennung zollen.
(L’Age du Granit alpin. Arch. Sc. phys. et nat. (4) T. XXIII Genf 1907.) Übrigens
spricht aüch Hugi von einer „aktiven Intrusionskraft.“
 
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