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Wilhelm Salomon:
andinen Bewegungen und schließlich wohl auch in der vertikalen
Heraushebung des ganzen Gebirgssystems in jüngster
Zeit äußern sehen“ (von mir gesperrt). Gerade dieses Zu-
geständnis eines Forschers, der peinlich bemüht ist, der Aktivität des
Magmas keine zu große Rolle zuzuschreiben, ist mir besonders wert-
voll, und zwar auch deswegen, weil er hinzufügt: „Hierbei handelt es
sich aber um Tiefenvorgänge, die unserer direkten Beobachtung ent-
zogen sind.“ Das ist ja genau der Standpunkt, den ich für Süditalien
einnehme. Übrigens hebe ich ausdrücklich hervor, daß sich auch
Wepfer in seiner zitierten Arbeit im Gegensatz zu E. Suess für
Hebungen in Süditalien 'einsetzt und als ein weiteres Beispiel die von
De Geer beschriebenen Hebungen um den Skandik anführt. Auf die
Ursache der Hebungen geht er allerdings nicht unmittelbar ein. Doch
scheint es nach den auf S. 17 erwähnten Äußerungen, daß er an iso-
statische Hebungen denkt.
Auch De Stefani und De Lorenzo haben nach Parona (Trattato
di Geologia, 2. Aufl., Mailand 1924, S. 252) schon sehr früh die deut-
lichen Beweise einer starken und jungen, ja noch andauernden Hebung
des ganzen südlichen Kalabriens erkannt. De Lorenzo fügt hinzu,
„daß diese gegenwärtige Hebung sich auch auf Sizilien, das ganze
südliche Italien, ja, die ganze Halbinsel erstreckt, wie das die aus-
gezeichnet entwickelten Terrassen längs der adriatischen Küste dem
Gebiete von Tarent, in den Puglie* und anderwärtig beweisen“.
Auch für die Erklärung der Schwellenbildung in der zentralen
Zone der Alpen muß man meiner Ansicht nach damit rechnen, daß
unter den wirklich alten Zentralmassiven eine unsichtbare „antizyklo-
nale“ Magma-„Walze“ (im Sinne der Wassertechniker) eine Hebung
erzeugt hat. Wir kommen also bei diesen Vorstellungen
zu der Annahme von magmatischen Hebungen, die keinen
rechten Platz in der bisherigen Nomenklatur der Erd-
krustenbewegungen haben. Denn sie sind nicht durch Faltung
erzeugt, also nicht im bisherigen Sinne des Wortes orogenetisch. Sie
sind aber auch nicht durch Entlastung hervorgerufen, also auch nicht
isostatisch. Es ist bei ihnen sehr wohl denkbar, daß Gebiete stär-
kerer und weniger starker Hebung sprungweise gegeneinander grenzen,
also durch Verwerfungen voneinander getrennt sind. Das Maß der
Hebung wird eben nicht nur von der Stärke des hebenden hydrosta-
tischen oder Gasdruckes (der säkularflüssigen Masse) oder ihrer Vo-
lumenvergrößerung *), sondern auch von dem Widerstande und Zu-
x) Falls sich nämlich eine kristallisierende Masse unter der Fläche des
maximalen Schmelzpunktes befindet.
Wilhelm Salomon:
andinen Bewegungen und schließlich wohl auch in der vertikalen
Heraushebung des ganzen Gebirgssystems in jüngster
Zeit äußern sehen“ (von mir gesperrt). Gerade dieses Zu-
geständnis eines Forschers, der peinlich bemüht ist, der Aktivität des
Magmas keine zu große Rolle zuzuschreiben, ist mir besonders wert-
voll, und zwar auch deswegen, weil er hinzufügt: „Hierbei handelt es
sich aber um Tiefenvorgänge, die unserer direkten Beobachtung ent-
zogen sind.“ Das ist ja genau der Standpunkt, den ich für Süditalien
einnehme. Übrigens hebe ich ausdrücklich hervor, daß sich auch
Wepfer in seiner zitierten Arbeit im Gegensatz zu E. Suess für
Hebungen in Süditalien 'einsetzt und als ein weiteres Beispiel die von
De Geer beschriebenen Hebungen um den Skandik anführt. Auf die
Ursache der Hebungen geht er allerdings nicht unmittelbar ein. Doch
scheint es nach den auf S. 17 erwähnten Äußerungen, daß er an iso-
statische Hebungen denkt.
Auch De Stefani und De Lorenzo haben nach Parona (Trattato
di Geologia, 2. Aufl., Mailand 1924, S. 252) schon sehr früh die deut-
lichen Beweise einer starken und jungen, ja noch andauernden Hebung
des ganzen südlichen Kalabriens erkannt. De Lorenzo fügt hinzu,
„daß diese gegenwärtige Hebung sich auch auf Sizilien, das ganze
südliche Italien, ja, die ganze Halbinsel erstreckt, wie das die aus-
gezeichnet entwickelten Terrassen längs der adriatischen Küste dem
Gebiete von Tarent, in den Puglie* und anderwärtig beweisen“.
Auch für die Erklärung der Schwellenbildung in der zentralen
Zone der Alpen muß man meiner Ansicht nach damit rechnen, daß
unter den wirklich alten Zentralmassiven eine unsichtbare „antizyklo-
nale“ Magma-„Walze“ (im Sinne der Wassertechniker) eine Hebung
erzeugt hat. Wir kommen also bei diesen Vorstellungen
zu der Annahme von magmatischen Hebungen, die keinen
rechten Platz in der bisherigen Nomenklatur der Erd-
krustenbewegungen haben. Denn sie sind nicht durch Faltung
erzeugt, also nicht im bisherigen Sinne des Wortes orogenetisch. Sie
sind aber auch nicht durch Entlastung hervorgerufen, also auch nicht
isostatisch. Es ist bei ihnen sehr wohl denkbar, daß Gebiete stär-
kerer und weniger starker Hebung sprungweise gegeneinander grenzen,
also durch Verwerfungen voneinander getrennt sind. Das Maß der
Hebung wird eben nicht nur von der Stärke des hebenden hydrosta-
tischen oder Gasdruckes (der säkularflüssigen Masse) oder ihrer Vo-
lumenvergrößerung *), sondern auch von dem Widerstande und Zu-
x) Falls sich nämlich eine kristallisierende Masse unter der Fläche des
maximalen Schmelzpunktes befindet.