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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1925, 4. Abhandlung): Beobachtungen über Harnische — Berlin, Leipzig, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.43385#0009
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Beobachtungen über Harnische.

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autogrammen“ vorgezeigt. Diese Fläche ist von Beck1) abgebildet
worden, und zwar mit der Bezeichnung ,,Erdbebenautogramm, Gleit-
fläche mit sehr verschlungenen Kritzen auf einem Kalkstein von Radotin
(nach einem Naturselbstdruck)“. Beck sagt im Text, daß Sueß „treffend
das Belegstück als ein natürliches Erdbebenautogramm bezeichnet hatte.
Denn man kann sich wohl vorstellen, daß bei seiner Herausbildung
ein Erzittern des Bodens erfolgte.“ Übrigens beschreibt auch Beck
an derselben Stelle (S. 161—162) drehende Bewegungen an Harnischen
nach alten Beobachtungen von Charpentier auf der Grube Himmels-
fürst bei Freiberg, nach Beobachtungen von Co mb es und nach eigenen
neueren Beobachtungen bei der Verwerfung des „Peter Stehenden auf
der Grube Alte Hoffnung Gottes“. Er fügt der Beschreibung hinzu:
„Würde man also auf der Verwerfungskluft Rutschflächen auf größere
Strecken hin übersehen können, so müßten diese Kreisbögen darstellen.
Ganz vor kurzem hat Rudolf Richter2) in einer scharfsinnigen
kleinen Arbeit „Ein fossiles Seismogramm“ beschrieben und sich dabei
auch auf Beobachtungen von Pompeckj gestützt, die wohl an der-
selben Stelle gemacht sind, von der das Sueß’sehe Belegstück stammt,
nämlich aus schwarzen Ff1-Kalken eines Steinbruches der Cerna rokle
des Radotiner Tales westlich Prag. Dort sind Figuren von etwas über
1 cm Größe „millionenfach nebeneinander eingeritzt, die einem mit
zitteriger Hand geschriebenen Violinschlüssel glichen“. Sie sollen da-
durch entstanden sein, daß eine dünne Lage von Sandkörnchen in die
Kluft geriet und bei Verschiebungen der an der Kluft aneinander-
stoßenden Schollenstücke in der violinschlüsselartigen Kurve bewegt
wurden.
Bevor ich auf die Deutung aller dieser Erscheinungen eingehe,
möchte ich hinzufügen, daß sich in der Sammlung des Geologischen
Institutes zu Heidelberg ein weiteres Belegstück für solche auf kurze
Strecken stark gekrümmte Harnischstreifen findet. Siehe Fig. 2. Das
Stück stammt von der Grube Himmelfahrt bei Freiberg. Es besteht
wesentlich aus Eisenspat und Manganspat, ist etwa 12 zu 10 cm groß
und auf der einen Seite spiegelnd glatt mit hohem Glanz der Politur.
Es trägt unzählige, meist sehr feine Streifen und Linien, die in zwei,
unter einem Winkel von etwa 105 bzw. 75 0 zusammenstoßenden Systemen
angeordnet sind. Eine etwas schematisierte Darstellung eines 4. X 4T/2 cm
großen Stückes der Oberfläche zeigt die beistehende Zeichnung Fig. 2,
die Fräulein Assistentin Ilse Voelcker freundlicherweise ausführte.
0 „Lehre von den Erzlagerstätten“. Berlin 1903 bei Bornträger. Aufl. II.
S. 159. Fig. 97.
2) Rudolf Richter. Scnkcnbergiana VI. (1924.) S. 234—238.
 
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