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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1925, 4. Abhandlung): Beobachtungen über Harnische — Berlin, Leipzig, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.43385#0014
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Wilhelm Salomon:

in den Serpentinen des sächsischen Granulitgebirges kennengelernt und
seitdem oft auch in anderen Serpentingebieten gesehen, die stark dem
Gebirgsdrucke ausgesetzt waren.1) Die ganze Masse des Gesteins besteht
dort aus lauter großen und kleinen Linsen, die allseitig von gebogenen
Harnischen umgeben sind. Zerschlägt man eine größere Linse, so zer-
fällt sie wieder in kleinere und diese ihrerseits noch einmal in kleinere,
von denen jede im Verhältnis zu ihrer Umgebung eine Bewegungseinheit
darstellt und von Harnischen begrenzt wird. Da mein verehrter alter
Lehrer, Hermann Credner, von seinen Schülern verlangte, daß sie
nach einem bestimmten Formate zugeschlagene Handstücke als Beleg-
stücke mitbringen sollten, so brachte uns dieser Serpentin zur Ver-
zweiflung.
Im Geologischen Institute zu Heidelberg liegen fünf kleine Ser-
pentinstücke vom Julier. Sie sind unregelmäßig geformt, zeigen aber,
wie die sächsischen, Glättung fast auf allen Seiten. Die Harnischflächen
sind teilweise deutlich gekrümmt und drei von ihnen haben gekrümmte,
zum Teil sogar wellenförmig verbogene Streifen. Die Erscheinung ist
in den Serpentinen ganz gemein.
Im Buntsandstein Südwestdeutschlands beobachtet man nicht
selten, daß die Oberflächen von Tongallen harnischartig geglättet und
manchmal von divergent-radialen, gelegentlich gekrümmten Streifen
bedeckt sind. Hier handelt es sich um ein Gleiten des durch Belastungs-
druck oder orogenetischen Druck gepreßten spröden Sandsteines auf
der Oberfläche der als Rutschflächen dienenden Tongallen. Ich habe
diese Erscheinung nicht so genau studiert, um mir ein Urteil darüber
zu erlauben, um welche der beiden Druckarten es sich dabei gewöhnlich
handelt. Bei flacher Lage des Harnischs und radialer Divergenz der
Streifen kommt allerdings nur Belastungsdruck in Frage. In diesem
Falle kann man aber darüber streiten, ob für die Rutschflächen der
Ausdruck Harnisch überhaupt anwendbar sei.
in dem in dieser Arbeit hauptsächlich berücksichtigten oberitalieni-
schen Gebiet wird die Ungleichheit der Bewegung der einzelnen Schollen
noch durch die mangelnde Homogenität der dortigen kristallinen Schiefer
erhöht. Die Edoloschiefer bestehen nicht nur aus Phylliten mit dünnen
Quarzlagen, sondern sie enthalten Zwischenschaltungen von sehr viel
spröderen Quarzitbänken und sehr viel plastischeren Kohlenstoffphyl-
liten. Gänge von Diabasen und anderen Intrusivgesteinen setzen in
ihnen auf. Quarzgänge und Amphibolite kommen vor. Dazu sind die
L Der Serpentin der Val Malenco nördlich von Sondrio im Veltlin läßt die
Erscheinung vermissen. Er ist aber auch wahrscheinlich jünger als die Haupt-
faltung der Alpen.
 
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