Die Gruppendefinitionen in der Paläontologie.
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nützen. Er will in solchen Fällen auch nicht nach Werfers mittlerweile
erschienenem Vorschlag die QiTENSTEDTsche trinomische Nomenklatur
anwenden, weil sonst „sprachlich die Mutationen als Varietäten erscheinen
würden“. 1916 ist dann durch Wedekind1) ein ganz wesentlicher Fort-
schritt gemacht worden, indem dieser Forscher, Soweit wie mir bekannt
als erster, die neueren Errungenschaften der Erblichkeitslehre und der
Variationsstatistik in die Paläontologie einführte. Außer ihm haben sich
in neuerer Zeit besonders R. Richter2), S. v. Bubnoff, Salfeld,
Wepfer, Frebold, Klähn und viele andere3) mit der Frage der Art-
begrenzung in der Paläontologie beschäftigt und dabei z. T. ebenfalls
beachtenswerte Ergebnisse erzielt. Dabei ist besonders die Verwertung
der MENDELschen Vererbungsgesetze und die Verwendung der Johann-
SENschen4) Ergebnisse und Berechnungsarten durch einige der genannten
Forscher von Bedeutung. Wir sind jetzt immerhin bei reichlichem
Material sehr oft in der Lage, nach objektiven Maßstäben eine Art zu
begrenzen, -während bei spärlichem Material der praktische Zwang eine
Namengebung hervorrufen wird, obwohl man sich theoretisch vollständig
klar darüber sein wird, daß sie verfrüht ist. Die Verhältnisse liegen also
in gewissem Sinne umgekehrt wie früher. Damals brachte großes Ma-
terial in Verlegenheit-, heute spärliches.
Jedenfalls geht aus den vorstehenden Ausführungen deutlich hervor,
daß der Kenntnisstand der Paläontologie auf sehr vielen Gebieten so
unvollkommen ist, daß wir eine Ausdrucksweise bei den Gruppendefi-
nitionen brauchen, die zum mindesten keine Mißverständnisse entstehen
läßt. Soweit ich nun die Literatur kenne, ist in ihr ein Gesichtspunkt
kaum berücksichtigt worden, der freilich weniger den Wert der Arten,
Gattungen und höheren Gruppen betrifft, auch nicht ihre Abgrenzung
x) Über die Grundlagen und Methoden der Biostratigraphie. Bornträger,
Berlin 1916.
2) R. Richter, N. Jahrb. f. Min. 1916. Bd. II, S. 31 u. ff.
3) S. V. BuBNOFF, Über einige grundlegende Prinzipien der paläontologischen
Systematik. Z. f. induktive Abstammungs- und Vererbungslehre. 1919. XXL
S. 158 — 168. Ders., Die ladinische Fauna von Forno. Verh. Naturh.-med. Ver.
Heidelberg. N. F. XIV. S. 549—604. — H. SäLFELD, Über den Artbegriff bei
Ammoniten. Z. d. D. Geol. Ges. 1913. S. 477 und andere Arbeiten. — E. WEPFER,
Über den Zweck enger Artbegrenzung bei den Ammoniten. Z. d. D. Geol. Ges.
Bd. 65. 1913. Monatsb. 8/10 S. 410 —437. — E. WEPFER, Die Gattung Oppelia
im süddeutschen Jura. Paläontographica. Bd. 59. Bes. S. 1 —7. — H. Frebold,
Phylogenie und Biostratigraphie d. Amaltheen usw. 15. Jahresber. Niedersächs.
geol. Verein 1922. S. 2—3. — H. KläHN, Der Wert der Variationsstatistik für
die Paläontologie. Ber. d. naturf. Ges. Freiburg i. Br. XXII.
4) Elemente der exakten Erblichkeitslehre. Jena (Fischer), 1913.
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nützen. Er will in solchen Fällen auch nicht nach Werfers mittlerweile
erschienenem Vorschlag die QiTENSTEDTsche trinomische Nomenklatur
anwenden, weil sonst „sprachlich die Mutationen als Varietäten erscheinen
würden“. 1916 ist dann durch Wedekind1) ein ganz wesentlicher Fort-
schritt gemacht worden, indem dieser Forscher, Soweit wie mir bekannt
als erster, die neueren Errungenschaften der Erblichkeitslehre und der
Variationsstatistik in die Paläontologie einführte. Außer ihm haben sich
in neuerer Zeit besonders R. Richter2), S. v. Bubnoff, Salfeld,
Wepfer, Frebold, Klähn und viele andere3) mit der Frage der Art-
begrenzung in der Paläontologie beschäftigt und dabei z. T. ebenfalls
beachtenswerte Ergebnisse erzielt. Dabei ist besonders die Verwertung
der MENDELschen Vererbungsgesetze und die Verwendung der Johann-
SENschen4) Ergebnisse und Berechnungsarten durch einige der genannten
Forscher von Bedeutung. Wir sind jetzt immerhin bei reichlichem
Material sehr oft in der Lage, nach objektiven Maßstäben eine Art zu
begrenzen, -während bei spärlichem Material der praktische Zwang eine
Namengebung hervorrufen wird, obwohl man sich theoretisch vollständig
klar darüber sein wird, daß sie verfrüht ist. Die Verhältnisse liegen also
in gewissem Sinne umgekehrt wie früher. Damals brachte großes Ma-
terial in Verlegenheit-, heute spärliches.
Jedenfalls geht aus den vorstehenden Ausführungen deutlich hervor,
daß der Kenntnisstand der Paläontologie auf sehr vielen Gebieten so
unvollkommen ist, daß wir eine Ausdrucksweise bei den Gruppendefi-
nitionen brauchen, die zum mindesten keine Mißverständnisse entstehen
läßt. Soweit ich nun die Literatur kenne, ist in ihr ein Gesichtspunkt
kaum berücksichtigt worden, der freilich weniger den Wert der Arten,
Gattungen und höheren Gruppen betrifft, auch nicht ihre Abgrenzung
x) Über die Grundlagen und Methoden der Biostratigraphie. Bornträger,
Berlin 1916.
2) R. Richter, N. Jahrb. f. Min. 1916. Bd. II, S. 31 u. ff.
3) S. V. BuBNOFF, Über einige grundlegende Prinzipien der paläontologischen
Systematik. Z. f. induktive Abstammungs- und Vererbungslehre. 1919. XXL
S. 158 — 168. Ders., Die ladinische Fauna von Forno. Verh. Naturh.-med. Ver.
Heidelberg. N. F. XIV. S. 549—604. — H. SäLFELD, Über den Artbegriff bei
Ammoniten. Z. d. D. Geol. Ges. 1913. S. 477 und andere Arbeiten. — E. WEPFER,
Über den Zweck enger Artbegrenzung bei den Ammoniten. Z. d. D. Geol. Ges.
Bd. 65. 1913. Monatsb. 8/10 S. 410 —437. — E. WEPFER, Die Gattung Oppelia
im süddeutschen Jura. Paläontographica. Bd. 59. Bes. S. 1 —7. — H. Frebold,
Phylogenie und Biostratigraphie d. Amaltheen usw. 15. Jahresber. Niedersächs.
geol. Verein 1922. S. 2—3. — H. KläHN, Der Wert der Variationsstatistik für
die Paläontologie. Ber. d. naturf. Ges. Freiburg i. Br. XXII.
4) Elemente der exakten Erblichkeitslehre. Jena (Fischer), 1913.