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Jost, Ludwig; Ubisch, Gerta; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1926, 8. Abhandlung): Zur Windefrage — Berlin, Leipzig, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.43404#0004
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L. Jost und G. v. Ubisch:

a) Präsentationszeit. Wurde die Spitze nicht dauernd bis zum
Eintritt der geschilderten Krümmungen, sondern nur kurze Zeit horizon-
tal gehalten und dann wieder wie zuvor auf dem Klinostaten rotiert, so
traten als Nachwirkungen dieselben Bewegungen ein (nur schwächer) wie
bei dauernder Reizung.
Bei 21—-23° 0 erfolgte nach 30" Reizung noch eine ansehnliche Seiten-
krümmung, aber kaum noch eine Hebung. Die Präsentationszeit ist also
für die erstere zweifellos kleiner als für die letztere. Die unterste Grenze
der Präsentationszeit der Seitenkrümmung zu bestimmen, war Ulehla
nicht möglich. Bei hoher Temperatur betrug sie jedenfalls nur ganz
wenige Sekunden.
b) Die Reaktionszeit für die Seitenkrümmung wurde bei 21—23° C
zu 10—12 Minuten, für die Aufkrümmung zu 15—17 Minuten gefunden.
c) Mit sinkender Temperatur erlosch zuerst die Aufkrümmung,
wenn die Seitenkrümmung noch gut ausgebildet wurde.
d) An der Spitze des kreisenden Sprosses überwog mehr die Seiten-
krümmung, an der Basis mehr die Aufkrümmung. Ganz kurze, 2 cm
lange Spitzen waren also besonders geeignet, die Seitenkrümmung allein
zu zeigen, während bei längeren die Aufkrümmung rasch dazu trat.
Für Ulehla ist nun die Aufkrümmung nichts anderes als negativer
Geotropismus, die Seitenkrümmung aber Nolls Lateralgeotro-
pismus. Er erblickt also in seinen Beobachtungen eine Bestätigung
für die NoLLSche Theorie des Kreisens.
Eine Nachprüfung Ulehlas hat uns völlige Bestätigung seiner Be-
funde ergeben. Wir versuchten aber auch weiter zu kommen, die beiden
Bewegungen noch deutlicher zu trennen als das Ulehla möglich war.
Wenn Ulehla die Aufkrümmung völlig zum Verschwinden bringen wollte,
mußte er ganz kurze Reize anwenden, nach denen dann auch nur sehr
geringe Seitenkrümmungen zu erwarten waren. Da nun die Seiten-
krümmung eine kürzere Präsentationszeit hat als die Aufkrümmung,
schien es wohl möglich, mehrere kurze Einzelreize, die von Ruhepausen
unterbrochen waren, so zu summieren, daß dadurch die Einkrümmung
mehr gefördert wurde als die Aufkrümmung; so hofften wir die Einkrüm-
mung deutlicher machen zu können. Da die Pflanzen während der
,,Ruhe“pausen eine rasche Rotation auszuführen hatten, so ergab sich
die Versuchsanordnung von selbst so: zuerst Rotation in horizontaler
Lage bis zum Verschwinden aller Nachwirkungen, dann Fortsetzung
derselben Rotation, die nun aber in bestimmten zeitlichen Abständen
und für bestimmte Dauer derart unterbrochen wurde, daß immer die
gleiche Flanke intermittierend geotropisch gereizt wurde.
 
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