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Jost, Ludwig; Ubisch, Gerta; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1926, 8. Abhandlung): Zur Windefrage — Berlin, Leipzig, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.43404#0007
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Zur Windefrage.

7

Winkelmessungen erfolgen. Es wurde der Winkel bestimmt, den
die gerade gebliebene Spitze mit dem gerade gebliebenen Basalteil
bildete.
Die Empfindlichkeit der Pflanzen ist weitgehend von Jahreszeit,
Temperatur und Belichtung abhängig. Die einwandfreisten Resultate
würde man erhalten, wenn man an ein und derselben Pflanze die ver-
schiedenen Versuche hintereinander anstellen könnte. Doch ist dies nur
in den seltensten Fällen möglich, dann nämlich, wenn die ersten Reizungen
so gering sind, daß sie im Verlauf einiger Stunden wieder ganz rückgängig-
werden. Aber auch dann ist die Pflanze nicht mehr die gleiche, da sie beim
Wachsen ihre Empfindlichkeit ändert; auch verträgt sie nicht lange die
Zimmer lüft.
Jede Versuchspflanze trägt eine bestimmte Nummer. Wenn also in
den Protokollen eine Nummer mehrfach vorkommt, so bedeutet das,
daß mit einer Pflanze mehrere Versuche hintereinander gemacht wurden.

Man kann bei der Entwicklung* der Windepflanzen zwei Phasen
unterscheiden:
1. die Pflanze steht aufrecht, sie kreist noch nicht,
2. die Pflanze kreist mit mehr oder weniger horizontal gerichteter
Spitze oder sie windet, wenn ihr eine Stütze im Wege steht.
I. Untersuchung des geotropischen Verhaltens
der ersten Phase.
In dieser ersten Phase verhält sich die Pflanze völlig wie ein typisch
negativ geotropischer Stengel. Wird sie also horizontal gelegt, so krümmt
sie sich einfach auf, ohne jede Seitenkrümmung. Wird die Pflanze zuerst
am Klinostaten rotiert und dann erst horizontal gelegt, so ergibt sich das
gleiche Resultat.
Wird statt einer Dauerreizung bis zum Eintritt der Krümmung eine
kurze Reizung gewählt oder werden mehrere ganz kurze von Rotationen
unterbrochene Reize verwendet, so ergibt sich folgendes: (s. Tab. I)
Die Tabelle berichtet über Versuche mit Gesamtreizung von 15 Se-
kunden bis zu 15 Minuten. Die kürzesten von 15 und 30 Sekunden sind
einmalige Reize, die längeren sind (mit Ausnahme der beiden ersten Ver-
suche) durch Addition mehrerer Reize von 5—30 Sekunden entstanden,
wobei das Verhältnis von Einzelreiz zu Ruhe (Rotation) zeitlich zwischen
 
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