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L. Jost und G. v. Ubisch:
sionen sehr schön auf und machen sich nicht nur in der Verlagerung der
Tuschemarken, sondern besonders deutlich in der Drehbewegung einiger
Blättchen geltend. Allein auch hier sind diese Torsionen doch recht be-
grenzt.
Im Film 1 (Phaseolus auf steigend) finden wir nach 2 % Stunden ein halbe,
nach 5 % Stunden eine ganze, und nach 9 Stunden höchstens anderthalb Umdrehun-
gen. Im Film 2, bei Phaseolus „absteigend“ ist an der am besten eingekrümmten
(zunächst der Uhr) Pflanze überhaupt keine Torsion zu sehen, bei der andern nach
1 Stunde eine viertel bis eine halbe homodrome Torsion. Im Film 3 (Calystegia
absteigend) ist zuerst nach 1 h 20 eine homodrome, später eine antidrome Torsion
zu sehen, die jedenfalls nicht über dreiviertel Umdrehung hinausgeht. '
Rawitschers Versuchspflanze macht nun in etwa 2 Stunden einen
Umlauf. — Wenn die Torsion die Folge der autonomen Verlage-
rung des größten Wachstumsbestrebens wäre, so müßte man
also in 24 h etwa 12 Torsionen auftreten sehen. — Billigt man
aber der Ausbildung der Torsionen eine gewisse Zeit zu (Rawitscher
S. 21), so müßte doch wenigstens irgendeine quantitative Be-
ziehung zwischen Umlaufszeit des normalen Sproßgipfels
und der Zahl der Torsionen sich geltend machen. Davon ist
keine Rede. Vielmehr fällt auf, daß z. B. in Figur 6a die Torsion
von 180° schon in dreiviertel h ausgebildet ist (ähnlich in Figur 7 —
ähnlich in e’nein Film), während der Fortgang der Torsionen äußerst
trag erfolgt. Wir haben solche Versuche vielfach nachgemacht und sind
dabei zu folgendem Resultat gelangt:
Die Stärke der Torsion ist weitgehend abhängig von der Behinderung
durch die überliegende Glasplatte. Wenn man nach 24 Stunden eine
Torsion von 1—2 Umläufen (mehr wurde nie erhalten, aber oft weniger)
hat und hebt jetzt die Glasplatte auf, so wird immer ein sehr großer Teil
der Torsion rückgängig, wenn nicht die ganze. Das beweist, daß sie
nicht durch Wachstum fixiert ist, was sie als autonome Bewegung sein
müßte.
Was nun die Erklärung dieser Torsion anlangt, so muß zunächst
gesagt werden, daß der erste Anfang, und zwar sowohl der antidromen
im Fall a, wie der homodromen Torsion im Fall b auch nach der Noll-
schen Theorie wohl verständlich ist. Im Fall a wird eine Spitze horizontal
gelegt, bei der zwar im Moment die Konvexseite maximal wächst, bei der
aber die rechte — jetzt nach unten liegende — Flanke maximal lateral
geotropisch gereizt wird, während auf der Konkavseite im Momente des
Horizontallegens der orthogeotropische Reiz maximal war. Nach einer
halben Stunde würde tatsächlich die stärkste Ausdehnung in der jetzt
nach unten liegenden Flanke oder noch über diese hinaus bis halbwegs
L. Jost und G. v. Ubisch:
sionen sehr schön auf und machen sich nicht nur in der Verlagerung der
Tuschemarken, sondern besonders deutlich in der Drehbewegung einiger
Blättchen geltend. Allein auch hier sind diese Torsionen doch recht be-
grenzt.
Im Film 1 (Phaseolus auf steigend) finden wir nach 2 % Stunden ein halbe,
nach 5 % Stunden eine ganze, und nach 9 Stunden höchstens anderthalb Umdrehun-
gen. Im Film 2, bei Phaseolus „absteigend“ ist an der am besten eingekrümmten
(zunächst der Uhr) Pflanze überhaupt keine Torsion zu sehen, bei der andern nach
1 Stunde eine viertel bis eine halbe homodrome Torsion. Im Film 3 (Calystegia
absteigend) ist zuerst nach 1 h 20 eine homodrome, später eine antidrome Torsion
zu sehen, die jedenfalls nicht über dreiviertel Umdrehung hinausgeht. '
Rawitschers Versuchspflanze macht nun in etwa 2 Stunden einen
Umlauf. — Wenn die Torsion die Folge der autonomen Verlage-
rung des größten Wachstumsbestrebens wäre, so müßte man
also in 24 h etwa 12 Torsionen auftreten sehen. — Billigt man
aber der Ausbildung der Torsionen eine gewisse Zeit zu (Rawitscher
S. 21), so müßte doch wenigstens irgendeine quantitative Be-
ziehung zwischen Umlaufszeit des normalen Sproßgipfels
und der Zahl der Torsionen sich geltend machen. Davon ist
keine Rede. Vielmehr fällt auf, daß z. B. in Figur 6a die Torsion
von 180° schon in dreiviertel h ausgebildet ist (ähnlich in Figur 7 —
ähnlich in e’nein Film), während der Fortgang der Torsionen äußerst
trag erfolgt. Wir haben solche Versuche vielfach nachgemacht und sind
dabei zu folgendem Resultat gelangt:
Die Stärke der Torsion ist weitgehend abhängig von der Behinderung
durch die überliegende Glasplatte. Wenn man nach 24 Stunden eine
Torsion von 1—2 Umläufen (mehr wurde nie erhalten, aber oft weniger)
hat und hebt jetzt die Glasplatte auf, so wird immer ein sehr großer Teil
der Torsion rückgängig, wenn nicht die ganze. Das beweist, daß sie
nicht durch Wachstum fixiert ist, was sie als autonome Bewegung sein
müßte.
Was nun die Erklärung dieser Torsion anlangt, so muß zunächst
gesagt werden, daß der erste Anfang, und zwar sowohl der antidromen
im Fall a, wie der homodromen Torsion im Fall b auch nach der Noll-
schen Theorie wohl verständlich ist. Im Fall a wird eine Spitze horizontal
gelegt, bei der zwar im Moment die Konvexseite maximal wächst, bei der
aber die rechte — jetzt nach unten liegende — Flanke maximal lateral
geotropisch gereizt wird, während auf der Konkavseite im Momente des
Horizontallegens der orthogeotropische Reiz maximal war. Nach einer
halben Stunde würde tatsächlich die stärkste Ausdehnung in der jetzt
nach unten liegenden Flanke oder noch über diese hinaus bis halbwegs