Metadaten

Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1928, 8. Abhandlung): Geologische Beobachtungen des Leonardo da Vinci — Berlin, 1928

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43550#0005
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Geologische Beobachtungen des Leonardo da Vinci.

5

Stämmen und Familien von Austern, von denen wir wissen, daß sie keine
Ortsbewegung haben. Sie sind vielmehr immer mit einer der Schalen
angewachsen. Die andere öffnen sie, um sich von Tierchen zu ernähren,
die durch die Gewässer schwimmen und gute Nahrung zu finden hoffen,
während sie die Speise der genannten Muschel werden“). Auf der Grund-
lage solcher Beobachtungen über die Gegenwart kommt nun Leonardo
zu einer ganzen Reihe von richtigen Schlüssen über erdgeschichtliche
Vorgänge.
Steinkerne. Versteinerungen.
In dem Manuskript F. des Institut de France (1508—1509) über-
setzt bei Herzfeld auf S. 63—64, heißt es: Als das Meer mit der Zeit
sank und das Salzwasser abgeflossen war, begann jener Schlamm sich in
Stein zu verwandeln, und die Schalen selbiger Muscheln, deren Tiere
schon hinweggeschwunden, wurden anstatt von diesen nun von Schlamm
neu angefüllt; und so, bei der Umschaffung all des Schlammes ringsum
in Stein, begann auch jener Schlamm, der innerhalb der etwas geöffneten
Schalen der Muscheln geblieben und durch diese Öffnung mit dem übrigen
Schlamm verbunden war, sich auch in Schlamm zu verwandeln, und so
blieben alle Schalen1) solcher Muscheln zwischen zwei Steinen, d. h.
zwischen dem der sie umschloß, und dem welchen sie einschlossen
(scilicet dem Steinkern. Zusatz von W. S.), wie man sie noch an vielen
Orten auffindet. Und fast alle die versteinerten Muscheln in den Blöcken
der Berge haben noch ihre natürliche Schale (bei Herzfeld: Mantel)
herum, und besonders jene, die hinreichend alt gewesen, um durch ihre
Härte sich zu erhalten; und die jungen, schon zum großen Teile verkalkt,
waren von einem zähen und petrifizierenden Saft durchdrungen worden.
Zunahme des Salzgehaltes des Meeres und Kreislauf
des Salzes.
In Richters Abschnitt 946 (Herzfeld, S. 58—59) wendet sich
Leonardo, der seine Beweise überhaupt immer gern als Widerlegungen
falscher Behauptungen einkleidet, gegen die alte Annahme des Plinius,
das Salz des Meeres rühre davon her, daß die Sonnenhitze eintrocknendes
Wasser salzig werden ließe. Dann müßten nämlich die kleinen Binnen-
seen viel salziger sein als das Meer. Er erklärt den Salzgehalt des Meeres
dadurch, daß die Flüsse die Salzlager der Festländer auslaugen und in
das Meer führen. • ,,Ed e’ sarebbe più salato il mare alli nostri tempi
che mai per alcun altro tempo fasse“ (das Meer würde also nach seiner
Auffassung jetzt salziger sein als es jemals früher gewesen wäre). E se

1)- HERZFELD übersetzt „Rinden“, im Original offenbar „scorze“.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften