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Salomon-Calvi, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1929, 5. Abhandlung): Arktische Bodenformen in den Alpen — Berlin, Leipzig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.43578#0021
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Arktische Bodenformen in den Alpen.

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daß er „Vieleckböden“ nur äußerst selten und in schlechter Ausbildung
beobachtete. Dagegen treffe man „im ganzen Hochgebirge eine Erschei-
nung auf Schritt und Tritt an, die meines Wissens im deutschen Schrift-
tum noch nicht erwähnt wurde und die ich Steinplattenboden nennen
möchte. Seeufer, breite Bachbette, austrocknende Pfützen und Mün-
dungskegel von Bächen zeigen nämlich fast in aller Regel überall dort,
wo sie Wasser nicht dauernd überdeckt und die Pflanzendecke mit ihren
Humusschichten fehlt, eine Oberfläche, die gleich einer Steincheneinlege-
arbeit mit flachgelagerten Felsplatten aller Größen bedeckt ist.“ Nach
meiner persönlichen Erinnerung handelt es sich aber nicht nur um Platten,
sondern auch um unregelmäßig geformte Blöcke, deren flache Oberfläche
sich in gleicher Höhe wie die anderen Blockflächen einstellt. Aus diesem
Grunde möchte ich die Bezeichnung Pflasterböden vorziehen, auf die auch
der MARTONNEsche Ausdruck „dallage“ deutet.
Solifluktion (Blockgletscher).
Daß in den Alpen Bodenbewegungen vorkommen, ist allgemein be-
kannt. Sind sie doch ein klassisches Gebiet für Bergstürze und Muhren.
Es ist auch kein Grund einzusehen, warum in ihnen nicht ebensogut und
besser als in unserenMittelgebirgen die von GötziNGER zuerst beschriebenen
Kriechbewegungen des Bodens auftreten sollten. Fraglich ist es dagegen
meiner Ansicht nach immer noch, ob die echten periglazialen Solifluk-
tionserscheinungen in ihnen heute noch auftreten oder nur in diluvialer
Zeit vorhanden waren. Da ich selbst schon 1916 (Geol. Rundschau XII
S. 30—41) auf die „Bedeutung der Solifluktion für die Erklärung deutscher
Landschafts- und Bodenformen“ eingehend hingewiesen habe, prüfte
ich bei den Begehungen des Sommers 1928 immer wieder diese Frage.
Krebs hat a. a. 0. S. 101—103 sehr eingehend Bodenbewegungen
in den Alpen aus der Literatur und eigenen Beobachtungen aufgezählt,
geht aber nicht auf die Frage ein, ob es sich im Bewegungen über einer
Tjäle oder um normale Bewegungen des durchfeuchteten Bodens handelt.
Es ist aber auch sehr schwer, diese Frage zu entscheiden, da ja hier im
Gegensatz zu den Formen des ruhenden Bodens kein grundsätzlicher
Unterschied der entstehenden Formen bekannt ist und auch quantitativ
Übergänge vorkommen.
Auch sonst ist die alpine Literatur sehr reich an guten Darstellungen
rezenter Bodenbewegungen (Albert Heim, Solch, Stiny, B. von Ri-
naldlnt und viele andere) . Indessen ist mir nicht erinnerlich, daß die
Frage behandelt worden sei, ob die Bewegungen als echte Solifluktion
in meiner Definition oder als gewöhnliches Kriechen aufzufassen seien. Das
 
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