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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1930, 4. Abhandlung): Beiträge zur Algebra, 15/17 — 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.43603#0036
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36

Hans Kinzl:

1. Das System der Brüche.
Durch ein ganzes Netzwerk von Brüchen ist die Rand-
zone des Mühlviertler Granithochlandes südlich von
Prägarten und Gallneukirchen in eine ganze Anzahl von
Schollen aufgelöst, zwischen die sich kammernförmig-
von tertiären Ablagerungen erfüllte Becken einschalten.
Die wichtigsten Brüche hat bereits E. Nowack (Studien am
Südrand der Böhmischen Masse. Verhandlungen der Geologischen
Staatsanstalt,' Wien 1921, S. 45) in einigen kurzen, aber inhaltreichen
Sätzen mitgeteilt. Sie sind in der Plauptsache in vier verschiedenen
Richtungen angeordnet, auf deren Bedeutung in der Tektonik des
Mühlviertels H. Commenda schon 1884 hingewiesen hat (Materialien
zur Orographie und Geographie des Mühlviertels. Mus.-Jahr.-Ber.
XLII, S. 56f.): NW-SO, NO-SW, W-O, N-S.
a) Die größte Länge weisen zwei NW-SO streichende Brüche auf.
Der eine begrenzt das langgestreckte, schmale Becken von Gall-
neukirchen-Kattsdorf an seiner Süd Westseite. Der deutlich aus-
gebildete Bruchrand erreicht eine Länge von über 12 km. An meh-
reren Stellen ist er noch von tertiären Ablagerungen ganz oder teil-
weise verdeckt, so bei Haid südlich von Gallneukirchen, noch mehr
bei Gruckenberg südöstlich der Gusen und auf dem Hochfeld südöst-
lich von Marbach. Besonders scharf ist er bei Wolfing, bei Thal
und an den Eintrittsstellen der Gusen und des Marbaches in ihre
Durchbrüche ausgeprägt. Der ungegliederte Steilabfall erhebt sich
hier mauerartig 80—100 m über den Boden der Beckenlandschaft.
Wenig kürzer ist der zweite, herzynisch streichende Bruch, der
von Prägarten geschlossen bis an den Kettenbach zieht. Hier wird
er durch den gleich zu erwähnenden Altaistbruch verworfen. Da-
durch erreicht der sichtbare Bruchrand eine Höhe von nahezu 200 m.
Er streicht am Straßenknie südwestlich von Allerheiligen allmählich
aus. Gerade in diesem südöstlichen Stück macht sich der hohe,
meist bewaldete Steilabfall im Landschaftsbilde stark geltend. Nach
PI. V. Graber (Das Alter der hgrzynischen Brüche. Mitt, der Geol.
Ges. Wien 1926) kommt den herzynischen Brüchen am Südrand der
Böhmischen Masse wahrscheinlich spätoliogozänes Alter zu (vgl.
Tafel II/l).
b) In W-O-Richtung streicht der Bruch von Altaist. Der sicht-
bare Bruchrand setzt in Form eines Steilabfalles westlich der Ortschaft
Altaist ein und zieht, an Höhe zunehmend, bis an die Kettenbach-
senke, an deren Südwestrand er unvermittelt abbricht. Besonders
 
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