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Salomon-Calvi, Wilhelm [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1931, 8. Abhandlung): Epeirophorese: Die Eiszeiten des Tertiärs und Mesozoikums, Teil 3,A — Berlin, Leipzig, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.43633#0005
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Epeirophorese

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stellt das Alluvium zu den „Interglazialzeiten“. Wie verhalten sich
nun die heutigen Eiskappen zu den diluvialen und den älteren
Vereisungen ?
Die Antarktis hat eine Inlandeismasse, deren Ausdehnung ge-
wöhnlich auf etwa 14 Millionen qkm geschätzt wird. Grönland hat
etwa 1,9 Millionen qkm Inlandeis. Alle übrigen Gletschergebiete
fallen dagegen gar nicht ins Gewicht, so daß wir sie für unsere
Frage vernachlässigen können.
Die maximale diluviale Vergletscherung von Nordeuropa schätzt
Keilhack auf ungefähr 6 Millionen qkm, die nordamerikanische
auf 20 Millionen, die patagonische auf nur % Millionen. Wold-
stedt rechnet für Nordeuropa 6y2 Millionen, für Nordamerika nur
12 Millionen. Dabei ist aber zu berücksichtigen, daß Grönland
und die Antarktis im Diluvium ebenfalls und offenbar sogar noch
etwas stärker als jetzt vergletschert waren.
Zu den genannten Inlandeisgebieten kommt aber noch das
sibirische hinzu. Nach der schönen Veröffentlichung von W. A.
Obrutschew in der Geol. Rundschau 5) hat das sibirische Inland-
eis einen Flächeninhalt etwa von der Größe des europäischen ge-
habt. Flüchtige Betrachtung von Obrutschews Karte täuscht
allerdings, weil der Längenunterschied vom Ural bis nach Kam-
schatka sehr viel größer ist als der des Westrandes der europäischen
Eismasse von ihrem Ostrande. In Europa aber ging die Vereisung
mit breiter Front bis etwa zum 50. Breitengrad, in Sibirien nur
etwa bis zum 60. Eine genauere Ausmessung ist bei der Unsicher-
heit der Grenzen der sibirischen Inlandeismasse vorläufig sinnlos.
Wir sind aber berechtigt, etwa eine Fläche von 6 Millionen qkm
(der Größenordnung nach) anzunehmen. Dazu käme noch eine
sehr viel kleinere Fläche in den zentralasiatischen Hochgebirgen.
Da es mir bei diesen Überlegungen nur auf die Gesamtgrößen-
ordnung ankommt, vernachlässige ich auch diese Fläche und zähle
der Eisfläche der übrigen Kontinente nur 6 Millionen qkm hinzu.
Nehme ich ferner den Mittelwert zwischen Woldstedt und Keil-
hack, so bekomme ich für das diluviale Inlandeis in seiner größten
Ausdehnung 6(4 + 16 + % + 6 + 14 + 1,9 = 44,9 = mindestens
rund 45 Millionen qkm, wahrscheinlich etwas mehr. Im Verhältnis
zu den diluvialen Vereisungen ist also in der Tat eine starke Ver-
ringerung der Eisoberfläche feststellbar.

0 Bd. XXI. 1930. S. 243.
 
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