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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1933, 4. Abhandlung): Max Wolf: 1863 - 1932, ein Gedenkblatt — Berlin, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.43671#0013
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Weg den ersten kleinen Planeten, und er eröffnet damit auch eine
neue Ära in der Erforschung des Planetensystems. So sind aus der
bescheidenen Privatsternwarte in der Märzgasse Leistungen hervor-
gegangen, die für die Weiterentwicklung der Astronomie von ent-
scheidender Bedeutung geworden sind.
Wir dürfen wohl noch etwas länger bei diesem Haus in der
Märzgasse verweilen. Es ist Wolfs Elternhaus und sein Geburts-
haus. Am 21. Juni 1863 kam er hier zur Welt. Sein Vater war
der praktische Arzt und spätere Medizinalrat Dr. Franz Wolf,
der bereits 1895 starb. Wolfs Mutter lebte, von ihrem Sohn aufs
höchste verehrt, bis 1924, und manchem von Ihnen wird die gütige
und hilfsbereite Frau noch in lebendiger Erinnerung sein.
Wolf war von frühester Kindheit an der Astronomie zugetan,
und als Schüler (Bild 1) schon war er ein fleißiger Beobachter; er hat
das Glück gehabt, daß er sich über seinen Lebensweg nie im Zweifel
war. „Etwas anderes als Astronom kann man eigentlich gar nicht
werden — sagte er einmal — höchstens noch Physiker.“ Er hat
aber auch das große Glück gehabt, daß der Vater ihm von allem
Anfang an ein ganz ungewöhnliches Verständnis entgegenbrachte.
Als Max Wolf noch Schüler war, baute der Vater an das Haus eine
Terrasse an, die freien Ausblick auf den Himmel gewährte. Zu-
sammen mit dem Studenten errichtete er dann das Observatorium
(Bild 4), das heute noch im Garten steht und stellte dort den Re-
fraktor (Bild 5) auf, der in der Folgezeit eine Reihe verschiedener
photographischer Kameras trug, das Instrument, mit dem Wolf
die bereits geschilderten grundlegenden Arbeiten durchführte.
Geradlinig, aus einer inneren Notwendigkeit heraus entwickelt
sich Wolfs Leben als das eines der großen astronomischen Beob-
achter, dem schon 1884 als erste Frucht mancher langen Beob-
achtungsnacht die Entdeckung des periodischen Kometen Wolf
zufällt, und der schließlich die mustergültigen Einrichtungen der
Königstuhl-Sternwarte geschaffen und in unermüdlicher Arbeit
auszunutzen verstanden hat.
Eine kleine Welle in die Geradlinigkeit dieses Lebens bringen
höchstens die Studienjahre. Wolf hat im wesentlichen hier in
Heidelberg studiert; nur 1884/85 hielt er sich der praktischen
Astronomie halber in Straßburg bei Winnecke auf. Georg Quincke,
der überaus geschickte Experimentalphysiker, hat großen Einfluß
auf ihn gehabt, und vor allem auch Leo Koenigsberger, der Freund
und Biograph von Helmholtz, der begeisternde akademische
 
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