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dem Königstuhl gebracht und dort in Benutzung genommen. Das
Bruce-Teleskop wurde erst 1900 aufgestellt, gerade recht zur Ver-
sammlung der Astronomischen Gesellschaft, die im August 1863,
dem Geburtsjahr Wolfs, in Heidelberg gegründet worden war und
die 1900 ihre 18. Tagung hier abhielt.
Der Ausbau der Königstuhl-Sternwarte (Bild 6) war mit der
Aufstellung des Bruce-Teleskops noch keineswegs abgeschlossen.
Die Arbeitsräume wurden bereits 1902 und dann noch einmal vor
einigen Jahren, 1926, erweitert. Eine wesentliche Vermehrung der
instrumentellen Einrichtungen erfolgte 1906 durch Aufstellung des
Waltz-Reflektors (Bild 7), dessen Bau durch ein hochherziges Ver-
mächtnis der Frau Katharina Bohm geb. Waltz aus Karlsruhe
und durch das große Entgegenkommen der Firma Carl Zeiß in
Jena ermöglicht wurde.
Bruce-Teleskop und Waltz-Reflektor warendiebeiden Werkzeuge,
die sich Wolf geschaffen hat, und die nun dazu dienten, die Pläne
in die Wirklichkeit umzusetzen, die in der stillen Arbeitsstätte in
der Märzgasse herangereift waren. Wir haben diese Pläne bereits
kennen gelernt: den Aufbau der Milchstraße und den Aufbau der
Welt der Nebel zu ergründen, waren die beiden Hauptprobleme, die
sich Wolf gestellt hatte. 1900 setzte die Reihe der Milchstraßen-
aufnahmen mit dem Bruce-Teleskop ein, die nun die Verteilung
der Sterne und Nebel (Bild8) im einzelnen zu untersuchen gestatten;
am Spiegelteleskop, das Wolf bald mit spektroskopischen Einrich-
tungen versehen hat, gelingt auch durch Aufnahmen von vielen
Stunden Belichtung der Nachweis, daß die Milchstraßennebel zum
Teil aus leuchtenden Gasen (vor allem Wasserstoff) bestehen.
Eine zweite Gruppe von Aufnahmen Wolfs sind den kleinen
außergalaktischen Nebeln, meist Spiralnebeln, gewidmet. Auf
diese Körper hatte zuerst Wilhelm Herschel durch zahlreiche
Neuentdeckungen die allgemeine Aufmerksamkeit der Astronomen
gelenkt, aber sie sind dann wieder stark vernachlässigt worden.
Die Aufnahmen mit dem Bruce-Teleskop ließen nun erkennen, daß
diese Nebel in weit größerer Anzahl vorkommen, als man bisher
nur geahnt hatte. Ihre Verteilung ist ohne Zusammenhang mit der
Milchstraße; sie zeigen vielmehr gerade an deren nördlichem Pol
eine starke Anhäufung, oft sogar nesterartig, und wir wissen heute,
daß wir diese Nebel als selbständige Systeme außerhalb unseres
Milchstraßensystems aufzufassen haben, die sich zum Teil in Ent-
fernungen von Millionen und hunderten Millionen von Lichtjahren
dem Königstuhl gebracht und dort in Benutzung genommen. Das
Bruce-Teleskop wurde erst 1900 aufgestellt, gerade recht zur Ver-
sammlung der Astronomischen Gesellschaft, die im August 1863,
dem Geburtsjahr Wolfs, in Heidelberg gegründet worden war und
die 1900 ihre 18. Tagung hier abhielt.
Der Ausbau der Königstuhl-Sternwarte (Bild 6) war mit der
Aufstellung des Bruce-Teleskops noch keineswegs abgeschlossen.
Die Arbeitsräume wurden bereits 1902 und dann noch einmal vor
einigen Jahren, 1926, erweitert. Eine wesentliche Vermehrung der
instrumentellen Einrichtungen erfolgte 1906 durch Aufstellung des
Waltz-Reflektors (Bild 7), dessen Bau durch ein hochherziges Ver-
mächtnis der Frau Katharina Bohm geb. Waltz aus Karlsruhe
und durch das große Entgegenkommen der Firma Carl Zeiß in
Jena ermöglicht wurde.
Bruce-Teleskop und Waltz-Reflektor warendiebeiden Werkzeuge,
die sich Wolf geschaffen hat, und die nun dazu dienten, die Pläne
in die Wirklichkeit umzusetzen, die in der stillen Arbeitsstätte in
der Märzgasse herangereift waren. Wir haben diese Pläne bereits
kennen gelernt: den Aufbau der Milchstraße und den Aufbau der
Welt der Nebel zu ergründen, waren die beiden Hauptprobleme, die
sich Wolf gestellt hatte. 1900 setzte die Reihe der Milchstraßen-
aufnahmen mit dem Bruce-Teleskop ein, die nun die Verteilung
der Sterne und Nebel (Bild8) im einzelnen zu untersuchen gestatten;
am Spiegelteleskop, das Wolf bald mit spektroskopischen Einrich-
tungen versehen hat, gelingt auch durch Aufnahmen von vielen
Stunden Belichtung der Nachweis, daß die Milchstraßennebel zum
Teil aus leuchtenden Gasen (vor allem Wasserstoff) bestehen.
Eine zweite Gruppe von Aufnahmen Wolfs sind den kleinen
außergalaktischen Nebeln, meist Spiralnebeln, gewidmet. Auf
diese Körper hatte zuerst Wilhelm Herschel durch zahlreiche
Neuentdeckungen die allgemeine Aufmerksamkeit der Astronomen
gelenkt, aber sie sind dann wieder stark vernachlässigt worden.
Die Aufnahmen mit dem Bruce-Teleskop ließen nun erkennen, daß
diese Nebel in weit größerer Anzahl vorkommen, als man bisher
nur geahnt hatte. Ihre Verteilung ist ohne Zusammenhang mit der
Milchstraße; sie zeigen vielmehr gerade an deren nördlichem Pol
eine starke Anhäufung, oft sogar nesterartig, und wir wissen heute,
daß wir diese Nebel als selbständige Systeme außerhalb unseres
Milchstraßensystems aufzufassen haben, die sich zum Teil in Ent-
fernungen von Millionen und hunderten Millionen von Lichtjahren