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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1933, 4. Abhandlung): Max Wolf: 1863 - 1932, ein Gedenkblatt — Berlin, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.43671#0026
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handelte, einen Volksbildungsverein durch seine Arbeitsstätte zu
führen.
So rundet sich uns das Bild von Wolfs Persönlichkeit. Sein
Forschertum ruht in seinem Menschentum. Seine Hingabe an die
Wissenschaft war ein Teil seiner Hingabe an alles, was wachsen
wollte und wachsen sollte. Helfen, fördern, aufbauen im Geist der
Liebe war seines Wesens Kern. Daher auch die Liebe, die ihm von
allen entgegengetragen wurde. Und wenn wir schon einmal beim
Menschen Max Wolf verweilen, so müssen wir noch hervorheben,
wie stark er im Volkstum unserer Pfälzer Heimat verwurzelt war.
Wolf und seine Königstuld-Sternwarte gehörten zusammen, aber
auch Wolf und Heidelberg. Die Pfälzer Natur, die er von Vater
und Mutter ererbt hatte, gab seinem Wesen den besonderen Klang.
Einen tiefen Einschnitt in Wolfs Leben, in das Geschick seiner
Sternwarte, wie in alles deutsches Schicksal brachte der Beginn des
Weltkrieges. Wenn Wolf vorher gearbeitet hatte, so arbeitete er
nun doppelt. Er wollte die fehlenden Arbeitskräfte mit ersetzen.
Er wirkte im Krieg und danach unermüdlich für die Erhaltung von
Deutschlands Weltgeltung in der Wissenschaft. Er übernahm noch
einmal selbst die Beobachtung der kleinen Planeten, die er in den
Jahren vorher meist seinen Assistenten überlassen hatte. Er be-
trachtete es als seine Aufgabe, dieses gewiß nicht unwesentliche
Forschungsgebiet, das er der deutschen Wissenschaft geschenkt
hatte, ihr auch für die Zukunft zu erhalten.
Nach dem Krieg blieben die Lebensverhältnisse auf dem
Königstuhl noch lange Zeit äußerst schwierig. Wolf kämpfte um
die Arbeitsmöglichkeiten seines Instituts und er kämpfte zugleich
gegen die zunehmende Krankheit seines Körpers.
Mit wachsender Sorge haben die, welche ihm näher standen,
dieses Leben weiter verfolgt. Zähe hat er auch weiterhin gearbeitet.
Noch einmal griff er auf die Probleme zurück, die ihn von allem
Anfang an beschäftigt hatten, und deren Lösung er mit neuen
Methoden näher zu kommen suchte. Er beschäftigte sich wieder
mit den Milchstraßenwolken und im Zusammenhang damit auch
mit der Bestimmung der Helligkeiten und Farben der Sterne. Er
konnte vor allem zeigen, daß die dunklen Wolken der Milchstraße
sich zum Teil in, kosmisch gesprochen, ganz geringen Entfernungen
vom Sonnensystem befinden; sie legen sich wie ein Schleier vor
das eigentliche Milchstraßensystem und machen es stellenweise
für uns unsichtbar (Bild 12). Kleine Planeten, veränderliche Sterne
 
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