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Vogel, Paul; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1933, 5. Abhandlung): Studien über den Schwindel — Berlin, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.43672#0042
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42

P. Vogel:

Sinnesmodalität neben den Licht- und Tonempfindungen usw. dar.
Nun zeigen aber die neueren optokinetischen Versuche, daß bewegte
optische Reize genau die gleichen Drehempfmdungen auslösen
können, ohne daß eine Erregung jedenfalls des peripheren Vestibu-
larapparates stattfindet. Im optokinetischen 2. Grundversuch steht
die Vp. ganz ruhig da, sie hat keinen Nystagmus und sie hat den
Eindruck, daß sie sich entgegengesetzt der Richtung des Drehrades
fortbewegt. Diese Drehempfmdung unterscheidet sich phänome-
nologisch in keiner Weise von der vestibulär ausgelösten. Sie hat
eine bestimmte Richtung und eine bestimmte Geschwindigkeit und
vollzieht sich ganz stetig. Auch das weitere Phänomen, welches
mit dieser Drehempfmdung verbunden sein kann, der Eindruck
nämlich, daß ich mich mit dem ganzen umgebenden Raum fort-
bewege (das sogenannte LiNDNER-Phänomen) kommt in völlig
gleicher Weise sowohl bei optokinetischer wie vestibulärer Reizung
vor. Nehmen wir hinzu, was schon erwähnt wurde, daß Dodge
akustokinetische Drehempfmdungen beschrieben hat, so ist jeden-
falls so viel sicher, daß Drehempfindungen, wie sie in spezifischer
Weise an die Funktion des Vestibularapparates gebunden sein
sollen, auch von anderen Sinnesfeldern her ausgelöst werden können.
Eine ähnliche Überlegung läßt sich für motorische Phänomene des
Schwindels durchführen. Auch dabei ergibt sich, daß der Nystagmus
sowohl wie die Kopf-, Körper- und Armbewegungen in der gleichen
Weise durch vestibuläre wie optokinetische Reizung hervorgerufen
werden können. Sie sind in der Beobachtung nicht zu unterscheiden,
und Goldstein und andere haben angegeben, daß auch durch
Hautreize bei Ausschluß vestibulärer Einwirkungen ganz ähnliche
motorische Reaktionen zu erzielen sind.
Es ist also in der Tat so, daß der ganze Schwindelkomplex,
auch der echte Drehschwindel, keineswegs nur vom Vestibular-
apparat her angeregt werden kann, sondern auch von anderen
rezeptorischen Feldern. Die Monopolstellung, die dem Labyrinth
gewöhnlich in der Lehre vom Schwindel eingeräumt wird, kann
angesichts dieser Tatsachen nicht aufrechterhalten werden. Das ist
eine Anschauung, die in ähnlicher Weise schon von Kries vertreten
hat, wenn er bei Besprechung der Bewegungsempfindungen sagt,
daß die „vom statischen Organ erzeugten Eindrücke qualitativ den
auf mancherlei andere Weise zu erhaltenden ganz gleichartig sind“ 1).
x) v. Kries geht noch weiter; er diskutiert die Möglichkeit, daß das
statische Organ überhaupt keine eigentümlichen, von den Leistungen anderer
 
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