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P. Vogel:
der einzelnen Abschnitte erkennen, die langsam anklingen und die
Labyrinthreizung überdauern. Von welcher Art die physiologischen
Vorgänge dabei sind, das läßt sich gut illustrieren an einer weiteren
vestibulär hervorzurufenden Veränderung innerhalb des vegetativen
Bezirkes, die Wodak und Fischer sehr genau am Menschen studiert
haben, und die auch im Tierversuch bestätigt werden konnte. Es
ist eine Wirkung auf die Pupillen. Unter sehr vorsichtiger Berück-
sichtigung aller Fehlerquellen konnten diese Autoren wie die bei-
liegende Abbildung zeigt, feststellen, daß die Pupillen vom Beginn
der Rotation ab (es handelt sich um einen Drehversuch) sich zu-
nehmend etwas verengern, kurz nach Rotationsende ganz eng
werden, dann sich plötzlich erweitern und langsam zur Norm zurück-
kehren. Außerdem aber wandelt sich das feine Spiel der Pupille: es
hört mit Rotationsbeginn ganz auf. Die feinen Schwankungen ver-
lieren sich, die Pupille erstarrt. Zum Schluß kehrt sie unter größeren
Schwankungen lange nach Rotationsende in ihr gewöhnliches Spiel
zurück. Es ist ersichtlich, daß dieser ganze Vorgang nicht einfach
erklärt werden kann durch einen auf rezeptorischen Reiz hin er-
folgenden Innervationsstoß zum Pupillenverengerer oder -erweiterer.
Der Vorgang ist viel komplizierter wie die Wandlungen des Hippus
und ihre zeitliche Abfolge zeigen. Durch die Labyrintherregung
wird eine der Situation vor dem Versuch angepaßte Koordination
der Pupille, in der mehrere Muskeln und Nerven stehen, und der ein
bestimmtes Spiel der Einstellung entspricht, in eigentümlicher Weise
abgewandelt. Es erscheint daher auch nicht angebracht, einfach
von einem „vestibulären Pupillenreflex“ zu sprechen, wie Wodak und
Fischer es tun. Der Terminus Reflex verdeckt hier eher den wirk-
lichen physiologischen Vorgang, als daß er ihn kennzeichnet. Viel
eher könnte man von einer Umstimmung sprechen. In ähnlicher
Weise sind auch die am Magen-Darmtraktus ablaufenden Verände-
rungen physiologisch zu charakterisieren. Bereits am Anfang war
darauf hingewiesen worden, daß das vegetative Syndrom auch den
optokinetischen Schwindel begleiten kann. Dementsprechend
gelang es Colley, an Menschen, die unter einem Drehrad schwindlig
gemacht worden waren (ganz so wie in unseren optokinetischen
Versuchen), röntgenologisch Veränderungen der Magenmotilität zu
beobachten. Die Pylorustätigkeit wurde träger. Die Ausschüttung
nahm ab. Es kam zu Atonie und zu vermehrter Fundusfüllung. Die
beigegebenen Abbildungen lassen erkennen, daß es sich um die
gleichen Veränderungen handelt wie bei vestibulärer Reizung, nur
P. Vogel:
der einzelnen Abschnitte erkennen, die langsam anklingen und die
Labyrinthreizung überdauern. Von welcher Art die physiologischen
Vorgänge dabei sind, das läßt sich gut illustrieren an einer weiteren
vestibulär hervorzurufenden Veränderung innerhalb des vegetativen
Bezirkes, die Wodak und Fischer sehr genau am Menschen studiert
haben, und die auch im Tierversuch bestätigt werden konnte. Es
ist eine Wirkung auf die Pupillen. Unter sehr vorsichtiger Berück-
sichtigung aller Fehlerquellen konnten diese Autoren wie die bei-
liegende Abbildung zeigt, feststellen, daß die Pupillen vom Beginn
der Rotation ab (es handelt sich um einen Drehversuch) sich zu-
nehmend etwas verengern, kurz nach Rotationsende ganz eng
werden, dann sich plötzlich erweitern und langsam zur Norm zurück-
kehren. Außerdem aber wandelt sich das feine Spiel der Pupille: es
hört mit Rotationsbeginn ganz auf. Die feinen Schwankungen ver-
lieren sich, die Pupille erstarrt. Zum Schluß kehrt sie unter größeren
Schwankungen lange nach Rotationsende in ihr gewöhnliches Spiel
zurück. Es ist ersichtlich, daß dieser ganze Vorgang nicht einfach
erklärt werden kann durch einen auf rezeptorischen Reiz hin er-
folgenden Innervationsstoß zum Pupillenverengerer oder -erweiterer.
Der Vorgang ist viel komplizierter wie die Wandlungen des Hippus
und ihre zeitliche Abfolge zeigen. Durch die Labyrintherregung
wird eine der Situation vor dem Versuch angepaßte Koordination
der Pupille, in der mehrere Muskeln und Nerven stehen, und der ein
bestimmtes Spiel der Einstellung entspricht, in eigentümlicher Weise
abgewandelt. Es erscheint daher auch nicht angebracht, einfach
von einem „vestibulären Pupillenreflex“ zu sprechen, wie Wodak und
Fischer es tun. Der Terminus Reflex verdeckt hier eher den wirk-
lichen physiologischen Vorgang, als daß er ihn kennzeichnet. Viel
eher könnte man von einer Umstimmung sprechen. In ähnlicher
Weise sind auch die am Magen-Darmtraktus ablaufenden Verände-
rungen physiologisch zu charakterisieren. Bereits am Anfang war
darauf hingewiesen worden, daß das vegetative Syndrom auch den
optokinetischen Schwindel begleiten kann. Dementsprechend
gelang es Colley, an Menschen, die unter einem Drehrad schwindlig
gemacht worden waren (ganz so wie in unseren optokinetischen
Versuchen), röntgenologisch Veränderungen der Magenmotilität zu
beobachten. Die Pylorustätigkeit wurde träger. Die Ausschüttung
nahm ab. Es kam zu Atonie und zu vermehrter Fundusfüllung. Die
beigegebenen Abbildungen lassen erkennen, daß es sich um die
gleichen Veränderungen handelt wie bei vestibulärer Reizung, nur