Die Grundbegriffe cler Volkswirtschaftslehre
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Körperliche und geistige Arbeit ist an und für sich weder
besonders angenehm noch unangenehm. Nur im Ueber-
maß und (der Art des Organs) weniger passende Arbeit ist es,
und weil solche wirtschaftlich nicht zu vermeiden ist, ruht auf
der Arbeit der Fluch und wird sie bedacht mit dem negativen
Vorzeichen, während der Güterverbrauch in uns überwiegend
angenehme Gefühle auslöst. Die Arbeit selber angenehm zu
machen, ist eine besondere Aufgabe, mit der sich aber die Wirt-
schaftslehre ihrer historischen Entwicklung zufolge nur wenig
beschäftigt hat. Dazu ist eine besondere Organisation der
Arbeit(der amerikanischen Rationalisierung entgegengesetzt)
erforderlich, insofern nicht glückliche Instinkte, wie die der Hindu-
Bevölkerung der Insel Bali, von selbst zu einer solchen para-
diesischen Arbeitsgestaltung geführt haben. Dieser Umstand ist
in der zur Zeit bestehenden Wirtschaftslehre noch kaum berück-
sichtigt. r)
3. Die Arbeitsteilung.
Der Urmensch, wie wir ihn uns vorstellen, und wie er auf
der von der Kultur noch unberührten Südseeinsel oder im
Innern von Afrika noch hie und da vorkommen mag, kennt noch
keine Arbeitsteilung. Erzeugung und Verbrauch spielen sich beide
in Bezug auf dasselbe Individuum ab, wie bei uns nur noch das
Beeren-suchen und Naschen im Walde oder das Jagdvergnügen
eines pensionierten Beamten, der den erlegten Fasan selbst heim-
trägt und verzehrt. Kein Gut wird da gespeichert über den eige-
nen Bedarf hinaus.
Auf einer gewissen Entwicklungsstufe, die freilich nicht alle
Völker erreichen (weil sie von den Fortgeschrittenen vertilgt zu
werden pflegen) tritt die Teilung der Arbeit ein, zunächst
zwischen Eltern und Kindern, zwischen Mann und Weib. Dem
Manne liegt Jagd und Fischfang mehr, da er der körperlich Stär-
kere ist, der Frau die vor Gefahren geschützte Häuslichkeit, die
Versorgung der Kinder, wozu sie die angeborene Liebe zu den
noch hilflosen Kleinen besonders befähigt.
Dann tritt bälder oder später eine weiter gehende Differen-
zierung der Menschen ein zu Geduldigen und Arbeitsfrohen einer-
seits und den Energischen und Weitblickenden andererseits, welch
letztere zu Häuptlingen geeignet sind. Die ersteren werden den
’) Vergl. Adolf Mayer: Die Organisation der Arbeit. Magdeburg, 1908.
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Körperliche und geistige Arbeit ist an und für sich weder
besonders angenehm noch unangenehm. Nur im Ueber-
maß und (der Art des Organs) weniger passende Arbeit ist es,
und weil solche wirtschaftlich nicht zu vermeiden ist, ruht auf
der Arbeit der Fluch und wird sie bedacht mit dem negativen
Vorzeichen, während der Güterverbrauch in uns überwiegend
angenehme Gefühle auslöst. Die Arbeit selber angenehm zu
machen, ist eine besondere Aufgabe, mit der sich aber die Wirt-
schaftslehre ihrer historischen Entwicklung zufolge nur wenig
beschäftigt hat. Dazu ist eine besondere Organisation der
Arbeit(der amerikanischen Rationalisierung entgegengesetzt)
erforderlich, insofern nicht glückliche Instinkte, wie die der Hindu-
Bevölkerung der Insel Bali, von selbst zu einer solchen para-
diesischen Arbeitsgestaltung geführt haben. Dieser Umstand ist
in der zur Zeit bestehenden Wirtschaftslehre noch kaum berück-
sichtigt. r)
3. Die Arbeitsteilung.
Der Urmensch, wie wir ihn uns vorstellen, und wie er auf
der von der Kultur noch unberührten Südseeinsel oder im
Innern von Afrika noch hie und da vorkommen mag, kennt noch
keine Arbeitsteilung. Erzeugung und Verbrauch spielen sich beide
in Bezug auf dasselbe Individuum ab, wie bei uns nur noch das
Beeren-suchen und Naschen im Walde oder das Jagdvergnügen
eines pensionierten Beamten, der den erlegten Fasan selbst heim-
trägt und verzehrt. Kein Gut wird da gespeichert über den eige-
nen Bedarf hinaus.
Auf einer gewissen Entwicklungsstufe, die freilich nicht alle
Völker erreichen (weil sie von den Fortgeschrittenen vertilgt zu
werden pflegen) tritt die Teilung der Arbeit ein, zunächst
zwischen Eltern und Kindern, zwischen Mann und Weib. Dem
Manne liegt Jagd und Fischfang mehr, da er der körperlich Stär-
kere ist, der Frau die vor Gefahren geschützte Häuslichkeit, die
Versorgung der Kinder, wozu sie die angeborene Liebe zu den
noch hilflosen Kleinen besonders befähigt.
Dann tritt bälder oder später eine weiter gehende Differen-
zierung der Menschen ein zu Geduldigen und Arbeitsfrohen einer-
seits und den Energischen und Weitblickenden andererseits, welch
letztere zu Häuptlingen geeignet sind. Die ersteren werden den
’) Vergl. Adolf Mayer: Die Organisation der Arbeit. Magdeburg, 1908.