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Freudenberg, Karl; Westphal, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 1. Abhandlung): Über die gruppenspezifische Substanz A (Untersuchungen über die Blutgruppe A des Menschen) — Heidelberg, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.43747#0042
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Karl Freudenberg und Otto Westphal

annehmen will, daß das Acetylpolysaccharid Typ 1 chemisch bereits nahezu
einheitlich ist, so hätte dieser Stoff zwei voneinander unabhängige Funk-
tionen.
Auch in hochgereinigten Präparaten des FORSSMAN-Haptens wird
Hexosamin gefunden. Da diese Präparate eine A-spezifische Hämolyse-
hemmung geben, könnte vermutet werden, daß sie A-Substanz enthalten.
Dem widerspricht jedoch der Befund von F. E. Brunius35), daß Präparate,
die nach unserer Vorschrift durch Alkali in Bezug auf A-Wirksamkeit
inaktiviert sind, durch Keten nicht reaktiviert werden können.
Aus allem geht hervor, daß die Übereinstimmung in gewissen serologi-
schen Reaktionen37) wahrscheinlich auf die Gegenwart chemisch gleicher
Gruppen in sonst verschiedenen Molekülen schließen läßt. Dahin paßt die in
unserer Arbeit erwähnte Beobachtung, daß sich der A-Faktor sowohl im
Verbände mit Eiweiß wie im eiweißfreien Zustande bei der Hämolyse-
Hemmung gleich verhält. Ferner rufen Ozon und Wasserstoffsuperoxyd
offensichtliche chemische Veränderungen an der A-Substanz hervor, ohne
deren Hämolyse-hemmende Fähigkeit zu beeinflussen.
Für die A-Präparate aus Menschenharn und diejenigen aus
Schweine-Pepsin bestehen nach unseren bisherigen Beobachtungen
in chemischer Beziehung keine Unterschiede. Die nach unver-
öffentlichen Versuchen von H. Molter hergestellten, bisher wirk-
samsten Präparate aus Menschen-Harn sind mittels Hämolyse-
Hemmung bis zu Vgooo y nachweisbar. Eine Menge von 1/100
bis V200 y gibt noch vollständige Hemmung der Hämolyse. Bis zu
diesem Reinheitsgrad ist eine chemische Differenzierung der A-
Präparate verschiedener Herkunft nicht festzustellen. Die Auf-
arbeitungsmethoden sind prinzipiell völlig die gleichen.
Spezifische Adsorption, wie sie an Pepsin-Präparaten mit-
tels Bleisulfid erzielt werden konnte, läßt sich mit Harnpräpa-
raten bestimmten Reinheitsgrades ebenfalls unter starker An-
reicherung des Wirkstoffs durchführen. Entacetylierung und Reace-
tylierung verlaufen in gleicher Weise (ebenso die zuvor erwähnte
Einwirkung von Ozon und H2O2), Löslichkeitseigenschaften, Fäll-
barkeiten mit den verschiedensten Agentien, ebenso das Ver-
halten bei der Dialyse und Elektrodialyse, ergeben zwischen den
Präparaten keinen Unterschied. — Demnach möchten wir die
A-Substanz aus Pepsin und die aus menschlichem A-Harn auch
im Ganzen chemisch für identisch halten. Hierher gehört wohl
ebenso die A-Substanz aus Pferdespeichel 10).
Daß andererseits weitgehende chemische Übereinstimmung durchaus
noch nicht gleiches serologisches Verhalten bedingen muß, wissen wir seit K.
Landsteiners Immunisierungsversuchen mit Diazoproteinen22), bei welchen
die optischen Antipoden der gleichen chemischen Substanz serologisch
 
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