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Erdmannsdörffer, Otto H.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 2. Abhandlung): Gneise im Linachtal — Heidelberg, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.43748#0005
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Gneise im Linachtal

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Becke (7) zum mindesten in dem von dem Genannten ange-
nommenen Umfange als widerlegt gelten, abgesehen von Primär-
trümern und ähnlichen Bildungen.
Von Texturen sind naturgemäß die Paralleltexturen von
besonderer Bedeutung. Sie können entstanden sein:
1. durch den Vergneisungsvorgang selbst (Tektonite; im Rück-
stand bei Auspressung flüssiger Lösungsbestände u. a.),
2. vor dem Vergneisungsvorgang aus:
a) ursprünglicher Schichtung, oder
b) ursprünglichem tektonitischem Gefüge durch:
1. Statische Abbildungskristallisation.
2. Ausarbeitung von früherem s.
3. Umschichtung von früherem s.
Venitische oder arteritische Vorgänge können hinzu kommen
und mehr oder weniger modifizierend wirken. Scharfe Grenzen
bestehen weder zeitlich noch räumlich.
„Diskordante Paralleltextur“ glaubte Rosenbusch in Psammit-
gneis von Blatt Peterstal — Reichenbach zu erkennen (9). Sie
kann nach Wegmann (10) als Texturrelikt in Migmatitgebieten vor-
kommen, doch dürfte eine solche Deutung für den vorliegenden
Fall nicht zutreffen (vergl. auch Backlund (11)).
„Schicht“-förmig in die Paralleltextur von Renchgneisen einge-
schaltete Lagen abweichender Zusammensetzung sind mehrfach als
Relikte von Sedimentlagen gedeutet worden, z. B. Quarzite 2). Für
manche Kalkderivate, wie Quarzaugitgneise, Wollastonitfels, ge-
wisse Amphibolite kann eine solche Deutung wohl zutreffen, ohne
daß damit über die Genesis aller solcher Paralleltexturen etwas aus-
gesagt wäre. Der oft sehr variable Bestand ihrer einzelnen Lagen kann
an sich ebenso Stoffverschiedenheit ursprünglicher Schichten, wie
Sonderung durch Deformationsbänderung, selektive Metasomatose
u. a. zur Ursache haben. Entsprechendes gilt für Eruptivderivate
wie Eklogite, Amphibolite.
Gerade bei solchen stofflich abweichenden „Einlagerungen“
im Gneis weist oft ihre Li ns en gestalt (Boudinage) auf Einwirkung
tektonischer Durchbewegung hin. Im Gneis selbst sind praekristal-
line Scherflächen vorhanden, die bisweilen bis in postkristalline
Abschnitte hinein fortsetzen. Zu untersuchen bleibt auch hier, ob
2) Hierbei ist zu berücksichtigen, daß Quarzite auch anatektisch aus
feldspatführendem Gestein entstehen können (Eskola (12)).
 
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