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Wager, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 4. Abhandlung): Über die Kinzigitgneise von Schenkenzell und die Syenite vom Typ Erzenbach — Heidelberg, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.43750#0021
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Schenkenzell uncl Syenite von Erzenbach

21

Es ist kaum anzunehmen, daß dieser eigenartige chemische
bzw. quantitativ-mineralische Bestand eine Widerspiegelung von
ursprünglich basischer Zusammensetzung der metamorphosierten
Gesteine bedeutet. Dagegen spricht die Tatsache, daß sonst solch
basische Anteile im Schwarzwald in der Regel als Amphibolite
vorliegen und daß auch in der Kinzigitgneisserie Amphibolite
und verwandte Gesteine vorkommen.
Gewisse Möglichkeiten des Vergleichs — und damit der Deu-
tung — bieten jedoch die Restgewebe, welche bei partieller
Mobilisation der Gneise und Abwanderungen von hellen Lösun-
gen entstehen7). Für diese hat sich bei den bisher genauer
behandelten Beispielen (Wager 1936, 1937) zwar eine gewisse
Variationsbreite in der Zusammenstellung feststellen lassen, aber
typisch — gegenüber anderen, insbesondere Renchgneisen —
dürfte ein hoher Biotitgehalt und ein gegeneinander stark variables
Verhältnis Quarz : Feldspat (bei in der Regel stark zurücktretendem
Alkalifeldspat) sein; dazu kommt noch als Struktureigenheit die
Tendenz einer Umhüllung der hellen Genossen durch die Biotite.
Für die reinen dunklen Kinzigitgneise ist nun die sehr weit-
gehende Umhüllung der Quarze und besonders der Feldspäte
durch die Biotite bemerkenswert. Man darf wohl annehmen, daß
— beim heutigen Bestand der Kinzigitgneise — für mobilisierte helle
Anteile kaum mehr die Möglichkeit der Abwanderung bestand,
sondern daß die Biotite eine wirksame und wohl nur in Zonen
stärkerer Durchbewegung8) durchbrochene Sperre darstellten.
Die „helle“ Zusammensetzung des Gefüges innerhalb der
Granaten kann ebenfalls in dem Sinn gedeutet werden, daß ein
Teil vom Bestand des Ausgangsgesteins abgewandert ist. Der
Zeitpunkt der Kristallisation von Granat gegenüber mobilisierenden
Prozessen ist zwar nicht klarzulegen, aber man geht wohl kaum
fehl, wenn man Granat auch hier — den allgemeinen Vorstellungen
entsprechend — im wesentlichen als „Druckmineral“ ansieht und
auf die nachher etwas eingehender behandelten Prozesse bezieht.
Das eingeschlossene Gewebe wäre dann als reliktisch anzusehen
und würde einen ursprünglich saureren Bestand des Gneises
7) Herr Prof. Dr. Erdmannsdörffer hat darauf besonders in verschie-
denen Besprechungen hingewiesen.
8) Solche liegen in besonders biotitreichen, feinkörnigeren und gute
Regelung aufweisenden, wenig mächtigen Partien // s vor.
 
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