Metadaten

Goerttler, Kurt; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 8. Abhandlung): Die Differenzierungsbreite tierischer Gewebe im Lichte neuer experimenteller Untersuchungen — Heidelberg, 1939

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43754#0014
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
14

Kurt Goerttler: Die

gebildet hat, zahlreiche junge Drüsen aussprossen (Abb. 10, Tat. IV),
und genau dasselbe findet man, wenn man solche Transplantate
in die Milz oder in die Niere verpflanzt.
Ich habe dabei immer beobachtet, daß diese neuen Anlagen
gebildet werden, nachdem die alten mitverpflanzten Drüsen aus-
nahmslos am 2. bis 7. Tage zugrunde gegangen waren.
Nach meiner Feststellung durch graphische Rekonstruktionen
wird dabei immer annähernd genau so viel Drüsensubstanz nach-
gebildet, wie verloren gegangen ist. Das Transplantat erhält sich
also trotz seiner Teilverluste durch organisiertes Wachstum und
Differenzierung auf seinem Status quo, oder anders ausgedrückt,
Wachstum und Differenzierung dienen nur der Erhaltung, aber
nicht der Zunahme oder Abänderung des Ganzen.
Die Organisation erfolgt hier zweifellos vom Transplantat
selbst ausgehend und unabhängig von der Umgebung. Vielfach
ändert sich allerdings der Charakter des Epithels, welches vom
einschichtigen Platten- oder kubischen Epithel alle Zwischenformen
bis zum einschichtigen Cylinderepithel annehmen oder auch un-
regelmäßig mehrschichtig werden kann. Es kann sich sogar in
einigen Drüsen ein mehrschichtiges Plattenepithel ausbilden
(Abb. 11, Taf. V). Das müssen freilich Einflüsse der Umgebung sein,
die aber doch den Organcharakter im Ganzen noch unbeeinflußt
lassen. Wenn sich z. B. am 2. Tage nach der Verpflanzung das
Uterusepithel von den Schnitträndern her über die anliegenden Mus-
kelfasern schiebt (Abb. 12, Taf. V), um einen geschlossenen epithelia-
len Raum zu gestalten, dann paßt es sich dabei der neuen Umge-
bung in einschichtiger, platter Zellage an, aber die Kontinuität der
Epitheltapete als Ausdruck ihrer Zusammengehörigkeit bleibt hier
doch gewahrt, und das ist das gewöhnliche Verhalten.
Von ganz prinzipieller Bedeutung aber erscheint es mir, daß
sich demgegenüber manchmal auch feststellen läßt, daß einzelne
Epithelzellen auswandern, oder daß ganze Epithelinseln abge-
sprengt werden, oder daß Epithelien sonst unter dem Einfluß der
neuen Umgebung auch eine andere Verwendung finden können.
Abb. 13 (Taf. VI) zeigt z. B. auswandernde Epithelzellen eines Uterus-
transplantates am 2. Tage nach der Operation. Sie wandern basis-
wärts aus der geschlossenen Lage in die neue Umgebung hinein
und sind durch ihre eigentümlichen spießähnlichen Formen, durch
die klare Plasmadifferenzierung, ihre Kernstruktur und selbstver-
ständlich in erster Linie durch ihren unmittelbaren Zusammen-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften