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Hattingberg, Immo; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1939, 10. Abhandlung): Sensibilitätsuntersuchungen an Kranken mit Schwellenverfahren: aus der Nervenabteilung der Medizinischen Klinik der Universität Freiburg i. Br — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43768#0063
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an Kranken mit Schwellenverfahren

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Zeichen von Arteriosklerose der Peripherie oder des Zentral-
nervensystems festzustellen. Gerade die beiden ältesten Kranken,
die wegen Altersdiabetes bzw. Magenkrebs behandelt wurden,
zeigten eine besondere Fähigkeit, die Schwellenreize ohne Ver-
änderung über längere Zeit zu beantworten. Bei einigen anderen
alten Versuchspersonen, die Zeichen der Arteriosklerose boten,
waren Aufmerksamkeitsstörungen zu beobachten. Bei keinem
dieser Kranken machte sich eine Unbeständigkeit der Schwelle
geltend.
b) Dip Störungen der Gewebsernährung bei Blutarmut
und Gefäßkrankheiten.
Fragestellung: Man muß daran denken, daß eine starke
Haemoglobinverarmung nach Blutverlust oder eine ungenügende
Durchblutung des Gewebes bei Kreislaufschädigungen die Lei-
stungsfähigkeit des Hautsinnes durch Verminderung der O.2-Zu-
fuhr beeinträchtigen kann. Es ist zwar bekannt, daß ein Verlust
bis zu 70 % der Gesamtblutmenge durch die Steuerungsmöglich-
keiten des Organismus (erhöhte Strömungsgeschwindigkeit, bessere
0.,-Ausnützung) ausgeglichen werden kann. Trotzdem kann in
solchen Fällen mit einer Störung der feinsten Leistungen gerechnet
werden, wie sie die Beständigkeit der Schwelle darstellt. Die
Untersuchungen Strughold’s (41) über das Verhalten der Haut-
sensibilität bei vermindertem Sauerstoffdruck und der Bericht
Hartmann’s (42) über die Sensibilität in großen Höhen bestätigen
diese Vermutung. Unter solchen Bedingungen steigt die Schwelle
des Drucksinnes.
Ergebnis: Es wurden 5 sekundäre Anaemien und 6 perniziöse
Anaemien mit einem Haemoglobingehalt von 4—11,4 g in 100 ccm
Blut, bzw. einer Erythrocytenzahl von 1,2—4 Millionen untersucht.
Die stärkste Verarmung ist mit 4 g an der Grenze dessen, was
mit dem Leben vereinbar ist. Es zeigt sich, daß solche Blutarmut
nicht die Beständigkeit der Schwelle beeinträchtigt, vielmehr sind die
Sensibilitätsschwellen auch in dem stark geschwächten und aus-
gebluteten Zustand nach einer großen Magenblutung konstant.
Nur bei der perniziösen Anaemie wurden Veränderungen ange-
troffen; sie stehen aber in keiner Beziehung zum Haemoglobin-
gehalt und zur Erythrocytenzahl. Die Schwellenveränderlichkeit
ist hier neben den Paraesthesien als das erste Zeichen beginnender
funiculärer Myelose anzusehen.
 
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