Metadaten

Eichholtz, Fritz; Sertel, Werner; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1940, 1. Abhandlung): Weitere Untersuchungen zur Chemie und Pharmakologie der Heidelberger Radiumsole — Heidelberg, 1940

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43794#0012
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
4

F. Eichholtz u. W. Sertel: Chemie und

Konzentration dieser spezifischen Quellbestandteile. Bei solcher
Betrachtungsweise wird man an einen Fischersmann erinnert, der
nach dem Fischzug das Netz voll hat von Fischen der verschie-
densten Art, der indessen nur die großen an sich nimmt, die
kleineren hingegen als für ihn wertlos wegwirft. Bemerkens-
werterweise hat es sich z. T. als notwendig erwiesen, die untere
Grenze solcher wirksamen Konzentrationen behördlich festzu-
setzen. So bedeutet zur Zeit das Prädikat Radiumsubstanzquelle,
daß die Quelle mindestens 10-7 mg Radium pro Liter enthält, eine
Emanationsquelle muß dagegen mindestens 80 Mache-Einheiten
im Liter enthalten. Bei der letzten Messung der Heidelberger
Radiumquelle im November 1938 wurden 12.52 X 10“7 mg Radium
im Liter gemessen; es läßt sich aber bisher nicht deutlich defi-
nieren, in welcher Richtung solche Radiummengen wirken mögen.
Sofern hingegen die weitaus häufigsten mineralischen Bestand-
teile solcher Quellen betroffen sind, nämlich die Chloride oder
Carbonate von Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium, so ist weder
die eine, noch die andere der obigen Auslegungen mehr haltbar,
da diese Stoffe in der Gesamtmischung ihre pharmakologische
Eigenart völlig aufgeben können. In solchen Mischungen bestehen
nämlich vielfache Synergismen und Antagonismen, und es kann
daher nicht die Betrachtung der Einzelwirkungen uns weiter-
helfen, sondern allein die Bestimmung der pharmakologischen
Resultante.
Nebenbei gesagt, gelten diese unsere Betrachtungen für sämt-
liche Heilquellen Großdeutschlands.

Betrachten wir zunächst vom biologischen Standpunkte aus
die chemischen Bestandteile der Heidelberger Sole.
Durch ein merkwürdiges Spiel der Natur sind die Hauptbe-
standteile der Quelle, nämlich die Kationen Natrium, Kalium,
Calcium, Magnesium und das Anion Chlor gleichzeitig auch
die mineralischen Hauptbestandteile im menschlichen Blutserum.
Diese bedeutsame Beziehung hängt ja offensichtlich damit zu-
sammen, daß die unterirdischen Salzlager, die zur Bildung der
Heidelberger Sole beitragen, durch das Eintrocknen abgeschlossener
Meeresarme entstanden sind, während andererseits dieses gleiche
Meer als die „Urheimat alles Lebens“ aufzufassen ist. Die Leibes-
höhlenflüssigkeit der niederen Meeresbewohner ist als „eilige-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften