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Eichholtz, Fritz; Sertel, Werner; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1940, 1. Abhandlung): Weitere Untersuchungen zur Chemie und Pharmakologie der Heidelberger Radiumsole — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.43794#0017
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Pharmakologie der Heidelberger Radiumsole
ob nicht auch der hohe Gehalt an Calcium, Kalium, Magne-
sium ebenfalls den Pflanzenresten entstammt, die nachträglich
in der eingeengten Meeressole gelöst wurden. In dieser bestanden
ja, bedingt durch die Armut an Sulphaten, Carbonaten und Phos-
phaten, besonders gute Lösungsbedingungen.
Nach dieser Theorie würden wir mit der Heidelberger Sole —
neben der Hauptmasse der Meeressalze — die in appetitliche
Form gebrachte mineralische Asche vorweltlicher Tiere und Meeres-
pflanzen zu uns nehmen, vermindert um diejenigen anorganischen
Stoffe, deren Anwesenheit mit den Lösungsbedingungen, die
seinerzeit herrschten, nicht vereinbar war. Zusätzlich dagegen
sind in der Heidelberger Sole einige Bestandteile enthalten, die
im Meerwasser nur in Spuren vorkommen, die daher diesen
Salzlagern wohl nicht entstammen.
Im besonderen wurde von uns nachgewiesen, daß das in den
Meeressalzen enthaltene Blei quantitativ in den tiefen geologi-
schen Schichten zurückgehalten wird, während, wie bekannt, das
chemisch nahe verwandte Radium in erstaunlich hohen Mengen
ans Tageslicht kommt. Wir möchten daraus schließen, daß in
der Tat, wie Salomon-Calvi annimmt, der Radi um gehalt aus
anderen Schichten stammt, voraussichtlich aus dem Granit, auf
dem bekanntlich Teile der Stadt Heidelberg aufgebaut sind. Es
ist wohl wahrscheinlich, daß auch einige weitere Solebestandteile
nicht aus dem ursprünglichen Salzlager stammen, wie besonders
Strontium und Barium, und daß damit alle jenen Bestand-
teile der Heidelberger Sole nachträglich beigemischt wurden, die
in solch hoher Dosis als körperfremd gelten müssen.
Von diesen drei Elementen abgesehen, sind die chemischen
Bestandteile der Heidelberger Sole auch enthalten in der Aschen-
masse unseres eigenen Körpers und daher in chemischer Hin-
sicht wesensverwandt.
Zusammenfassend sind wir daher der Ansicht, daß das Re-
zept, nach dem die Natur zwecks Darstellung der Heidelberger
Radiumsole arbeitet, ein recht kompliziertes ist, daß nämlich ihre
Bestandteile sich zu einem Teile herleiten aus den eingetrockneten
Meeressalzen, zu einem anderen Teil aber aus den pflanzlichen
und tierischen Lebewesen, die allmählich in der Lagerstätte zu
Asche zerfielen. Ein dritter Teil aber wird nachträglich in anderen
geologischen Schichten beigemischt.
 
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