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Ploetz, Theodor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1940, 10. Abhandlung): Beiträge zur Kenntnis des Baues der verholzten Faser — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.43802#0005
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des Baues der verholzten Faser

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daß auf verschiedensten Wegen erhältliche Holzfraktionen stets wechselnde
Mengen der Komponenten enthalten.
Kabsch 7) sah im Lignin ein Abbauprodukt der Cellulose, das mit
dieser verbunden bleibt. Auch Erdmann8) trat für die chemische Bindung
ein und wies auf die Unmöglichkeit hin, mit Schweizers Reagens Cellu-
lose aus dem Holz zu lösen.
Eine Äther- oder Esterbindung wurde später von F. Hoppe-Seyler 9),
G. Lange 10), F. Czapek n), V. Grafe 12), P. Klason 1S) und anderen ver-
fochten. C. F. Cross und Bevan 14) schlossen sich dem an, da sie fanden,
daß durch bestimmte Agentien ein Abbau der Holzsubstanz erreicht wer-
den kann, ohne, daß sich die Zusammensetzung des Rückstandes ändert,
ein Argument, das auch heute wieder von Hilpert herangezogen wird, der
es allerdings für andere Schlußfolgerungen benützt. A. W. SCHORGER 15)
hat dann allerdings gezeigt, daß durch Kupferoxydammoniak-Behandlung
des Holzes doch sehr unterschiedlich zusammengesetzte Fraktionen ent-
stehen.
König und Rump lß) schlossen aus der Tatsache, daß das Schwefel-
säure-Lignin noch Holzstruktur besitzt, daß es nicht chemisch mit Cellu-
lose verknüpft sein könne.
v. Euler 17) sieht im Tannin-Glucosid ein Analogon zur Lignin-Cellu-
lose-Bindung.
P. Karrer 18) verneint eine Bindung auf Grund des Verhaltens des
Holzes gegen Acetylbromid. Da Zechmeister 19) jedoch gezeigt hat, daß
dieses Agens hydrolysierend wirken kann, ist Karrer’s Beweis wenig
stichhaltig.
Wislicenus 2"), der die Holzbildung kolloidchemisch betrachtet, mißt
der chemischen Bindung wenig Bedeutung bei. Auch von Seiten der
Röntgen-Spektogramme ist bis jetzt die erhoffte Aufklärung noch nicht
gekommen.
Nach E. E. Harris und Mitarbeitern 21) werden die Hydroxylgruppen
des Lignins erst nach vorhergehender Hydrolyse des Holzes der Methylie-
rung zugänglich, was für eine chemische Verknüpfung spricht. Allerdings
hat schon früher H. Urban 22) ein Methylholz mit 41 °/0 Methoxyl erhalten,
in dem also Lignin und Cellulose voll methyliert sein mußten. Bei Chloro-
formextraktion dieses Materials gingen Methyl-Cellulose und -Lignin
immer gemeinsam in Lösung, was ebenfalls für eine chemische Bindung
spricht, da isoliertes Methyl-Lignin in Chloroform unlöslich ist.
Auch die Auffassung M. Lüdke’s 2s), der eine besondere Hautsubstanz
annimmt, durch deren Permeabilitätsverhältnisse, z. B. bei Einwirkung von
Kupferoxydammoniak, die Auflösung der Cellulose verhindert werden soll,
ist nicht im Stande, die Tatsache zu erklären, daß unter diesen Bedin-
gungen Cellulose und Lignin gemeinsam in Lösung gehen, was E.Ungar24)
gezeigt hat.
Ein neueres Holzaufschlußverfahren, die Sulfacetolyse, führt zu Kör-
pern, die Lignin und Kohlenhydrat gemeinsam enthalten, worin nach
R. Friese 25) ein Beweis für den Bindungszustand des Lignins zu sehen ist.
Die Auffassung, daß Cellulose und Lignin Reaktionsprodukte
des Holzabbaus seien, ist erst von R. S. Hilpert erörtert worden
 
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