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Ploetz, Theodor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1940, 10. Abhandlung): Beiträge zur Kenntnis des Baues der verholzten Faser — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.43802#0008
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Theodor Ploetz: Zur Kenntnis

Erforschung der dabei sich abspielenden Vorgänge hat sich in
der Hauptsache zweier Wege bedient:
Der eine Weg war, daß man Holz, das in der Natur oder
unter kontrollierter Züchtung von den lebenden Organismen
abgebaut worden war, untersuchte. Dadurch hat man zwei Grund-
typen des Holzabbaus kennengelernt: Die Rotfäule und die
Weißfäule. Bei ersterer wird primär der Kohlenhydratanteil
des Holzes abgebaut, so daß ein Produkt mit vermehrtem Lignin-
gehalt hinterbleibt. Letztere soll durch die Entfernung des Lignins
zu einem Rückstand führen, der praktisch aus Cellulose besteht.
So wichtig diese Ergebnisse sind, so ist doch der genannte
Weg für eine Beantwortung unserer Fragen nicht anwendbar,
da er unter unseren Gesichtspunkten verschiedene Nachteile be-
sitzt. So kann man z. B. aus der Untersuchung pilzbefallener
Holzproben, die in der Natur aufgefunden wurden, sehr schwer
quantitative Aussagen gewinnen, da sowohl die Zusammensetzung
des Ausgangsholzes als auch die Geschichte seines Abbaues un-
bekannt sind. Von stark abgebautem Material, und dies interes-
siert ja am meisten, kann man wohl häufig annehmen, daß an
seinem Abbau der Reihe nach verschiedene Organismen beteiligt
waren. Die Züchtung der Organismen in Reinkultur schließt zwar
diese Unsicherheit aus, besitzt aber neben ihrer Langwierigkeit
in der Hauptsache den großen Mangel, daß nur der Abbaurück-
stand einer chemischen Untersuchung zugänglich ist (und dieser
ist zudem noch von der Körpersubstanz des Parasiten durchsetzt),
während der verarbeitete Holzanteil bestenfalls in Form von
Stoffwechselprodukten gefaßt werden kann, die über das, was
sich abgespielt hat, keinerlei Auskunft mehr geben.
Der zweite Weg besteht darin, daß man zellfreie Enzym-
präparate zu gewinnen sucht und deren Einwirkung auf Sub-
stanzen, die als Holzbestandteile erkannt sind, prüft. Mit dieser
Methode ist es zahlreichen Bearbeitern gelungen, spezifische En-
zyme nachzuweisen, die imstande sind, die Polysaccharide des
Holzes aufzuspalten und sie dadurch dem Stoffwechsel des An-
greifers zuzuführen.
Im Sinne Hilpert’s ist es nun natürlich jederzeit möglich, hiergegen
einzuwenden, es sei unbewiesen, daß die auf chemischem Wege aus dem
Holz isolierten Körper dort auch wirklich vorgebildet sind. Wenn wir den
physikalischen-chemischen Zustand der Körper mit in die Betrachtung
einbeziehen, besteht dieser Einwand sicher zu recht. Rein chemisch ge-
sehen läßt er sich vielleicht aber schon damit widerlegen, daß z. B. das
 
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