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Ploetz, Theodor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1940, 10. Abhandlung): Beiträge zur Kenntnis des Baues der verholzten Faser — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.43802#0042
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42

Theodor Ploetz: Zur Kenntnis

sammenhang dieser beiden Komponenten angenommen werden.
Welcher Art dieser Komplex ist, geht aber aus den bisherigen
Versuchsergebnissen nicht hervor. Es liegt nahe, eine chemische
Bindung anzunehmen. Das würde also bedeuten, daß das ge-
samte, im nativen Material gefundene Lignin als Verbindung mit
der gleichen Menge Kohlenhydrat im Holz vorliegt.
Wie das Verhalten des Abbaurückstandes der aus der Äthylen-
diaminkupferoxyd-Lösung gefällten Lindenfraktion F zeigt, braucht
die Resistenz gegen den weiteren enzymatischen Angriff keine
absolute zu sein. Es genügt, eine wesentlich verringerte Reak-
tionsgeschwindigkeit anzunehmen, wie wir sie z. B. aus den
Arbeiten von B. Helferich über Emulsin kennen. Große Unter-
schiede in der Natur des Aglykons können die Aufspaltbarkeit
von Glycosiden mit gleichem Zuckerrest durch ein Enzym sehr
unterschiedlich gestalten. Die Annahme einer glycosidischen Lig-
nin-Zuckerbindung könnte also zur Erklärung der Befunde aus-
reichen. Die Deutungsmöglichkeiten sind aber dadurch nicht er-
schöpft.
Läßt sich schon das Ergebnis, daß im Holz eine dem Lignin ent-
sprechende Kohlenhydratmenge irgendwie an dem Lignin verankert ist,
schlecht mit den bisherigen Vorstellungen über die Verteilung der Kohlen-
hydrate im Holz vereinbaren, so werden diese Schwierigkeiten noch viel
größer, wenn man ein diesem noch übergeordnetes Bauprinzip an-
nehmen will.
Ein solches deutet sich aber in der Zusammensetzung der „schwer
abbaubaren“ Materialien an. Die Abbaurückstände dieser Stoffe enthalten
etwa drei Kohlenhydrate auf einen Ligninbaustein. Außerdem scheint ein
einfaches ganzzahliges Verhältnis zwischen Pentosen und Lignin zu be-
stehen. Die Verhältnisse liegen nun nicht etwa so, daß zwei verschiedene
Kohlenhydrat-Lignin-Komplexe (3: 1 und 1 :1) nebeneinander im Holz vor-
liegen, sondern man muß, da ja jeder dieser Komplexe das gesamte im
Holz vorhandene Lignin beansprucht, annehmen, daß der Komplex 3: 1
durch weiteren Abbau in das Verhältnis 1 :1 übergeht.
Dieser Fall ist beim Holundermark III verwirklicht, indem bei primärem
Angriff durch schwächere Enzyme der Komplex 3 : 1 herausgearbeitet wird,
während bei Anwendung starker Enzyme von Anfang an der Rückstand
1 :1 resultiert.
Während bei den einzelnen Holundermark-Präparaten das
gesamte im Ausgangsmaterial gefundene Lignin in den Abbau-
rückständen noch vorhanden war und somit in der oben beschrie-
benen gebundenen Form vorliegen mußte, gilt dies nicht für das
Lindenholz. Auch hier ergibt sich zwar der gleiche Befund für
das in den Holzfraktionen noch vorhandene Lignin, doch ist diese
 
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