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Beurteilung diluvialer Säugetierfaunen
derung der gemäßigten Flora begonnen. Es besteht ein nicht zu
übersehender Phasenunterschied im Eintritt interglazialer Verhält-
nisse zwischen Nord- und Süddeutschland. Interstadiale Verhält-
nisse hier können und müssen interglazialen Verhältnissen dort
entsprochen haben, ein Ausgleich kann erst bei einem weit fort-
geschrittenen Wegschmelzen der Eismassen und bis auf den
heutigen Klimastand nur in den Zeiten erfolgt sein, in denen
Norddeutschland und der größte Teil Skandinaviens eisfrei waren.
Die Diluvialstratigraphie hat dieser naturgegebenen Sachlage
Rechnung zu tragen und bei der Parallelisierung räumlich weit
getrennter Profile einen starren Schematismus zu vermeiden.
Am Seelberg (Cannstatt).
Der bei den Durchbruchsarbeiten für die Ganzhornstraße in
Cannstatt angeschnittene Travertinkomplex führt nach Berckhemer
(in Kranz, Berckhemer, Wägele 1930) im Travertinsand des
unteren Teils eine Waldfauna mit Elephas antiquus und Rhino-
ceros merkii (von Staesche neuerdings zu Rh. hemitoechus ge-
stellt, wie mir Berckhemer mitteilte), im obersten Travertinsand
Mammut und Wildrind und in dem das Travertinprofil gegen oben
abschließenden Travertinfels Equus cf. germanicus bzw. cf. stein-
heimensis. Das Vorkommen im gleichen Travertinprofil — der
Zahn des El. antiquus wurde nach einer freundlichen Mitteilung
von Berckhemer nicht an der gleichen, sondern an einer einige
Dutzend Meter entfernten Profilstelle gefunden — erweist das
Mammut selbstverständlich nicht ohne weiteres als einen Klima-
genossen des tiefer liegenden Elephas antiquus. Es erschien hier
zu einer Zeit, in der im Cannstatter Gebiet wohl noch Travertin
gebildet wurde, ein schlechthin interglaziales Klima aber nicht
mehr geherrscht haben muß. Zwischen Nord- und Süddeutsch-
land hat, wie oben schon ausgeführt wurde, ein Phasenunter-
schied im Einsetzen und im Aufhören interglazialer und dement-
sprechend auch im Einsetzen und Aufhören glazialer Klimaver-
hältnisse bestanden. Als in Süddeutschland aus Verwerfungs-
quellen noch Kalktuff abgelagert wurde, können im nördlichen
Norddeutschland mit dem neuerlichen Anwachsen skandinavischer
Eismassen schon Tundra und Kaltsteppe Raum gewonnen, kann
der Einzug der kalten Tiere schon begonnen haben. Es ist selbst-
verständlich, daß das Mammut, das nach körperlichen Eigenschaften,
Beurteilung diluvialer Säugetierfaunen
derung der gemäßigten Flora begonnen. Es besteht ein nicht zu
übersehender Phasenunterschied im Eintritt interglazialer Verhält-
nisse zwischen Nord- und Süddeutschland. Interstadiale Verhält-
nisse hier können und müssen interglazialen Verhältnissen dort
entsprochen haben, ein Ausgleich kann erst bei einem weit fort-
geschrittenen Wegschmelzen der Eismassen und bis auf den
heutigen Klimastand nur in den Zeiten erfolgt sein, in denen
Norddeutschland und der größte Teil Skandinaviens eisfrei waren.
Die Diluvialstratigraphie hat dieser naturgegebenen Sachlage
Rechnung zu tragen und bei der Parallelisierung räumlich weit
getrennter Profile einen starren Schematismus zu vermeiden.
Am Seelberg (Cannstatt).
Der bei den Durchbruchsarbeiten für die Ganzhornstraße in
Cannstatt angeschnittene Travertinkomplex führt nach Berckhemer
(in Kranz, Berckhemer, Wägele 1930) im Travertinsand des
unteren Teils eine Waldfauna mit Elephas antiquus und Rhino-
ceros merkii (von Staesche neuerdings zu Rh. hemitoechus ge-
stellt, wie mir Berckhemer mitteilte), im obersten Travertinsand
Mammut und Wildrind und in dem das Travertinprofil gegen oben
abschließenden Travertinfels Equus cf. germanicus bzw. cf. stein-
heimensis. Das Vorkommen im gleichen Travertinprofil — der
Zahn des El. antiquus wurde nach einer freundlichen Mitteilung
von Berckhemer nicht an der gleichen, sondern an einer einige
Dutzend Meter entfernten Profilstelle gefunden — erweist das
Mammut selbstverständlich nicht ohne weiteres als einen Klima-
genossen des tiefer liegenden Elephas antiquus. Es erschien hier
zu einer Zeit, in der im Cannstatter Gebiet wohl noch Travertin
gebildet wurde, ein schlechthin interglaziales Klima aber nicht
mehr geherrscht haben muß. Zwischen Nord- und Süddeutsch-
land hat, wie oben schon ausgeführt wurde, ein Phasenunter-
schied im Einsetzen und im Aufhören interglazialer und dement-
sprechend auch im Einsetzen und Aufhören glazialer Klimaver-
hältnisse bestanden. Als in Süddeutschland aus Verwerfungs-
quellen noch Kalktuff abgelagert wurde, können im nördlichen
Norddeutschland mit dem neuerlichen Anwachsen skandinavischer
Eismassen schon Tundra und Kaltsteppe Raum gewonnen, kann
der Einzug der kalten Tiere schon begonnen haben. Es ist selbst-
verständlich, daß das Mammut, das nach körperlichen Eigenschaften,