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Seybold, August; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1940, 8. Abhandlung): Zur Physiologie des Chlorophylls — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.43800#0007
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Zur Physiologie des Chlorophylls

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licht, das auf freistehende Sonnenpflanzen einstrahlt. Während
diese in einem Lichtfeld mit einem Strahlungsmaximum im Grün
stehen, ist das Lichtfeld einer z. B. hinter einer Nordmauer wach-
senden Pflanze besonders reich an kurzwelligen Strahlen, weil
in diesem Fall das diffuse Himmelslicht mit einem Maximum im
Blau-Violett die Strahlungsquelle darstellt. Diese Befunde legten
den Gedanken nahe, die Beziehungen zwischen den Lichtfeldern
und der Pigmentausbildung der Blätter aufzudecken. Bei gewissen
Blaualgen konnte bereits früher eine chromatische Adaptation fest-
gestellt werden. Während diese Algen im langwelligen Licht
kultiviert vorwiegend blaue Farbstoffe ausbilden, treten im kurz-
welligen Licht rote Pigmente auf (Harder). Diese Pigmente ge-
hören zu den Chromoproteiden und finden sich vor allem auch
noch bei den Rotalgen.
Daß bei den eintönig grünen Blättern eine Verschiedenheit
in dem Verhältnis der vier Komponenten: Chlorophyll a und b,
Carotin und Xantophyll vorhanden sein könnte, schien unwahr-
scheinlich, da Willstätter und Stoll annähernd konstante Chlo-
rophyll- und Carotinoidquotienten fanden und sie die ersten Ver-
suche von Jacobsen und Marchlewski (1912), die auf eine ge-
wisse Abhängigkeit der Chlorophyllausbildung von klimatischen
Faktoren hinwiesen, als methodisch unzureichend kennzeichneten.
Eine umfassende statistische Aufnahme des Verhältnisses Chlo-
rophyll a : Chlorophyll b, die wir in den Jahren 1934—37 an-
stellten, ergab indessen, daß sich Sonnen- und Schattenpflanzen
hinsichtlich dieser Verhältniszahl eindeutig voneinander unter-
scheiden. Beträgt bei Sonnenpflanzen der Quotient a/b im Mittel
etwa 4,4, so ist er bei Blauschattenpflanzen etwa 3,0 und bei
Grünschattenpflanzen etwa 2,6, während bei untergetaucht leben-
den, sog. submersen Wasserpflanzen der Quotient sogar auf 2,2
absinkt. Die emersen Wasserpflanzen, die ihren Sproß über den
Wasserspiegel erheben und ausgesprochene Sonnenpflanzen sind,
weisen dagegen einen Quotienten von 4,4 im Mittel auf. Unsere
statistische Erhebung zeitigte demnach zwei besonders hier inte-
ressierende Tatsachen: 1. Der Quotient der beiden Chlorophyll-
komponenten ist nicht konstant und 2. Der Quotient zeigt eine
bestimmte Abhängigkeit vom Lichtfeld.
Die Frage liegt nun nahe, woran es liegt, daß Willstätter
und Stoll eine vermeintliche Konstanz des Quotienten Chloro-
phyll a: b gefunden haben. Das hat meines Erachtens zwei
 
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