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Soergel, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1941, 4. Abhandlung): Der Klimacharakter der als nordisch geltenden Säugetiere des Eiszeitalters — Heidelberg, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.43858#0006
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W. SOERGEL: Der Klimacharakte:

auf Grund ihres Vorkommens und der klimatischen Verhältnisse
zur Bildungszeit ihrer Fundgesteine entschieden wird, ob sie Kalt-
formen waren oder nicht; daß zweitens für die altdiluvialen For-
men nach denselben Gesichtspunkten der Klimacharakter und wei-
ter die Frage nach den vordiluvialen Vorfahren und deren Heimat
geprüft und für jedes dieser heute hochnordischen Säugetiere fest-
gestellt wird, von wann an mit einem Kaltklimacharakter zu rech-
nen ist.
Auf das von Penck zur Begründung seiner Auffassung heran-
gezogene Material brauchen wir dabei nicht näher einzugehen, da
an anderen Stellen (Soergel 1939, 1939a, 1940, 1940a, 1940b) schon
gezeigt wurde, daß seine Deutungen der in diesem Material gege-
benen diluvialgeologischen und diluvialbiologischen Tatbestände
wenig glücklich waren. Stärkere Beachtung verdienen die von
Ehrenberg betonten Gesichtspunkte. Eine Klärung der von ihm
aufgeworfenen Frage nach den Beweisen für ein vorpleistozänes
Vorkommen der Kaltformen im hohen Norden und ein vorpleisto-
zänes arktisches Klima in diesen Zonen ist ohne Zweifel wichtig für
die Beurteilung der als Kaltformen in Anspruch genommenen dilu-
vialen Säugetiere; sie kann eine entscheidende Bedeutung gewin-
nen für die klimatische Bewertung altdiluvialer Formen1), für die
Bewertung mittel- und jungdiluvialer Formen fällt sie weniger ins
Gewicht.
I.
Für die Kaltformen des Mittel- und Jungdiluviums — es handelt
sich \or allem um den Moschusochsen, das Rentier, den Eisfuchs,
den Vielfraß, die Lemminge und den Schneehasen — dürfen Be-
denken gegen den Kaltformencharakter als behoben gelten, seit-
dem wir aus rein geologischen Befunden eindeutige Kriterien zur
Beurteilung des Klimas besitzen, unter dem die Reste dieser Tiere
bergenden Ablagerungen entstanden, unter dem also diese Arten
einstmals bei uns gelebt haben. Der Schwerpunkt ihres Vorkom-
1) Wir dürfen uns hier mit einer Großgliederung des Eiszeitalters begnügen.
Als Altdiluvium bezeichnen wir die Zeit vom Beginn des Eiszeitalters bis zum
Ende des Elster- bzw. Mindeleiszeitkomplexes. Einen ältesten, vor Günz fallenden
Abschnitt könnte man als Frühdiluvium besonders ausscheiden. Das Mitteldilu-
vium rechnen wir vom Ende des Elstereiszeitkomplexes bis zum Ende des Saale 3
— Warthe bzw. Riß 3 — Würm 1 Interglazials. Das Jungdiluvium umfaßt die
Zeit vom Beginn der Wartheeiszeit bis zum Beginn der Postglazialzeit.
 
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