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W. SOERGEL: Der Klimacharakter
„Stange langgestreckt und schlank, wesentlich von kreisrundem
Querschnitt“. In der Art der Stangenkrümmung über der Hinter-
sprosse steht die Form von Süßenborn, die an anderer Stelle (Soer-
gel 1941) ausführlicher behandelt ist, Rangifer arcticus Richards
am nächsten. Es wurde schon früher (Soergel 1939) gezeigt, daß
das Rentier nicht zum Thüringer Standwild während der Bildungs-
seit der Schotter von Süßenborn gehörte, daß es nur als Zugänger
in harten Wintern erschien und dementsprechend als eine Kalt-
form gelten muß.
Nicht anders ist nach seinem Klimacharakter das Rentier aus
dem Elephas trogontherii-Komplex der Mosbacher Sande zu be-
urteilen. Es ist durch nur ein Ceweihstück belegt und kann aus den
schon für das Ren von Murr entwickelten Gründen nur als ein
winterlicher Zuwanderer aus nordöstlichen, kälteren Gebieten auf-
gefaßt werden. Und zwar selbst dann, wenn die annormal ent-
wickelte Stange, die sich am ehesten auf eine Tundraform beziehen
läßt (vgl. Soergel 1941), eine geographisch-ökologisch bedingte
Zwischenform zwischen dem Tundratypus und dem Waldtypus
sein sollte.
Für das Rentier aus den Kiesen von Frankenhausen, das nach
dem Geweihcharakter der Gruppe der Tundrarentiere angehört
(Soergel 1941), lassen sich aus der Tatsache, daß auch hier nur ein
Geweihstück vorliegt, keine entsprechenden Schlüsse ableiten. Denn
das von dieser Fundstelle bisher bekannt gewordene Säugetier-
material ist so gering, daß nach der Häufigkeit der vertretenen
Arten und anderen biologischen Kriterien nicht zwischen Stand-
wild und Zugängern unterschieden werden kann.
Es ist zunächst zu prüfen, inwieweit sich der Klimacharakter
des Rentiers aus der Altersstellung des Kieslagers beurteilen läßt.
Nach A. Schmidt (1921, 1923) führen die Kiese in tieferen Lagen
nordisches Material und werden von einem Geschiebemergel über-
lagert, den Schmidt der zur Zeit seiner Untersuchungen als erste gel -
tenden nordischen Vereisung, also der Elstervereisung zuordnete.
Diese Stellung des hangenden Geschiebemergels darf heute auf
Grund des von Hesemann (1940) bestimmten Geschiebebestandes
als sicher gelten. Die Frankenhauser Kiese sind also, folgen wir
Schmidt’s stratigraphischer Auswertung des eingelagerten nordi-
schen Materials, in derZeit nach der Rückschmelzung einer ersten bis
Mitteldeutschland vorstoßenden Vereisung und vor dem Erschei-
nen des Elstereises abgelagert worden. Wenn Hesemann diese Kiese
W. SOERGEL: Der Klimacharakter
„Stange langgestreckt und schlank, wesentlich von kreisrundem
Querschnitt“. In der Art der Stangenkrümmung über der Hinter-
sprosse steht die Form von Süßenborn, die an anderer Stelle (Soer-
gel 1941) ausführlicher behandelt ist, Rangifer arcticus Richards
am nächsten. Es wurde schon früher (Soergel 1939) gezeigt, daß
das Rentier nicht zum Thüringer Standwild während der Bildungs-
seit der Schotter von Süßenborn gehörte, daß es nur als Zugänger
in harten Wintern erschien und dementsprechend als eine Kalt-
form gelten muß.
Nicht anders ist nach seinem Klimacharakter das Rentier aus
dem Elephas trogontherii-Komplex der Mosbacher Sande zu be-
urteilen. Es ist durch nur ein Ceweihstück belegt und kann aus den
schon für das Ren von Murr entwickelten Gründen nur als ein
winterlicher Zuwanderer aus nordöstlichen, kälteren Gebieten auf-
gefaßt werden. Und zwar selbst dann, wenn die annormal ent-
wickelte Stange, die sich am ehesten auf eine Tundraform beziehen
läßt (vgl. Soergel 1941), eine geographisch-ökologisch bedingte
Zwischenform zwischen dem Tundratypus und dem Waldtypus
sein sollte.
Für das Rentier aus den Kiesen von Frankenhausen, das nach
dem Geweihcharakter der Gruppe der Tundrarentiere angehört
(Soergel 1941), lassen sich aus der Tatsache, daß auch hier nur ein
Geweihstück vorliegt, keine entsprechenden Schlüsse ableiten. Denn
das von dieser Fundstelle bisher bekannt gewordene Säugetier-
material ist so gering, daß nach der Häufigkeit der vertretenen
Arten und anderen biologischen Kriterien nicht zwischen Stand-
wild und Zugängern unterschieden werden kann.
Es ist zunächst zu prüfen, inwieweit sich der Klimacharakter
des Rentiers aus der Altersstellung des Kieslagers beurteilen läßt.
Nach A. Schmidt (1921, 1923) führen die Kiese in tieferen Lagen
nordisches Material und werden von einem Geschiebemergel über-
lagert, den Schmidt der zur Zeit seiner Untersuchungen als erste gel -
tenden nordischen Vereisung, also der Elstervereisung zuordnete.
Diese Stellung des hangenden Geschiebemergels darf heute auf
Grund des von Hesemann (1940) bestimmten Geschiebebestandes
als sicher gelten. Die Frankenhauser Kiese sind also, folgen wir
Schmidt’s stratigraphischer Auswertung des eingelagerten nordi-
schen Materials, in derZeit nach der Rückschmelzung einer ersten bis
Mitteldeutschland vorstoßenden Vereisung und vor dem Erschei-
nen des Elstereises abgelagert worden. Wenn Hesemann diese Kiese