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Georg Klebs:
rufen. An dieser Stelle interessieren nur die künstlich veranlaßten
Änderungen der Blütenorgane, die bekanntlich als relativ kon-
stanteste Merkmale die wichtigste Rolle in der Systematik spielen.
Besonders ausführlich wurde ^ewperamu777 behandelt, das
nach den Untersuchungen WETTSTEINS (1908, S. 372) wahrschein-
lich ein Bastard ist. Indessen haben die von mir erreichten
Veränderungen nichts mit der Bastardierung zu tun, da andere
reine Arten (überhaupt die Mehrzahl der Untergattung Eusemper-
vivum) in entsprechender Weise reagierten. Vor allem traten
sehr starke Blütenvariationen bei S*e7%pe7uht>%7% ddeUe777U77M777 auf,
das nach der freundlichen Bestimmung von WETTSTEIN voll-
kommen übereinstimmt mit der guten Spezies uc%?7U?mUw3, einer
in den österreichischen Alpen verbreiteten Pflanze. Die Figur 1
(s. S. 16) gibt ein typisches Bild der blühenden Pflanze wieder.
Die Versuche wurden so ausgeführt, daß ich Rosetten vorher
besonders kultivierte und sie zur Bildung der gestreckten In-
floreszenz kommen ließ, die an ihrem Ende eine Anzahl von
Zweigen (sogenannte Wickel) zu tragen pflegt. Die daran ent-
stehenden Blüten (die archegenen) wurden untersucht. Bevor
aber sämtliche Blüten zur Entfaltung kamen, wurden die Wickel
abgeschnitten. Infolgedessen entwickelten sich nur kleine Blüten-
zweige oder einzelne Blüten aus den Achseln der normalerweise
sterilen Blätter der Achse. Das Resultat war, daß eine Fülle
der mannigfachsten Veränderungen solcher (neogener) Blüten
zutage trat. Überhaupt die Mehrzahl der sonst an Phanerogamen
beobachteten Anomalien ließ sich jetzt nachweisen.
Für die richtige Beurteilung der Resultate sind zwei wesent-
liche Punkte zu beachten. Einmal waren bisher hei keiner Semper-
vivumart trotz der großen Individuenzahl in der freien Natur
oder in der Kultur die meisten dieser Blütenanomalien bekannt,
abgesehen von kleinen Änderungen in der Zahl und Stellung der
Blütenteile und der Zwischenformen von Staub- und Frucht-
blättern, wie sie regelmäßig bei der Kulturrasse von & fecfo7'M777
auftreten. Noch wichtiger ist es aber, daß die Anomalien von
Individuen erzeugt wurden, die zuerst typische Blüten hervor-
gebracht hatten. Folglich muß daran iestgehalten werden, daß
weder die benutzten Arten im allgemeinen eine nachweisbare
Disposition zur Erzeugung von Anomalien besitzen, noch die
benutzten Individuen eine solche besessen haben.
Die Kulturmethoden beruhten auf den Erfahrungen und daran
Georg Klebs:
rufen. An dieser Stelle interessieren nur die künstlich veranlaßten
Änderungen der Blütenorgane, die bekanntlich als relativ kon-
stanteste Merkmale die wichtigste Rolle in der Systematik spielen.
Besonders ausführlich wurde ^ewperamu777 behandelt, das
nach den Untersuchungen WETTSTEINS (1908, S. 372) wahrschein-
lich ein Bastard ist. Indessen haben die von mir erreichten
Veränderungen nichts mit der Bastardierung zu tun, da andere
reine Arten (überhaupt die Mehrzahl der Untergattung Eusemper-
vivum) in entsprechender Weise reagierten. Vor allem traten
sehr starke Blütenvariationen bei S*e7%pe7uht>%7% ddeUe777U77M777 auf,
das nach der freundlichen Bestimmung von WETTSTEIN voll-
kommen übereinstimmt mit der guten Spezies uc%?7U?mUw3, einer
in den österreichischen Alpen verbreiteten Pflanze. Die Figur 1
(s. S. 16) gibt ein typisches Bild der blühenden Pflanze wieder.
Die Versuche wurden so ausgeführt, daß ich Rosetten vorher
besonders kultivierte und sie zur Bildung der gestreckten In-
floreszenz kommen ließ, die an ihrem Ende eine Anzahl von
Zweigen (sogenannte Wickel) zu tragen pflegt. Die daran ent-
stehenden Blüten (die archegenen) wurden untersucht. Bevor
aber sämtliche Blüten zur Entfaltung kamen, wurden die Wickel
abgeschnitten. Infolgedessen entwickelten sich nur kleine Blüten-
zweige oder einzelne Blüten aus den Achseln der normalerweise
sterilen Blätter der Achse. Das Resultat war, daß eine Fülle
der mannigfachsten Veränderungen solcher (neogener) Blüten
zutage trat. Überhaupt die Mehrzahl der sonst an Phanerogamen
beobachteten Anomalien ließ sich jetzt nachweisen.
Für die richtige Beurteilung der Resultate sind zwei wesent-
liche Punkte zu beachten. Einmal waren bisher hei keiner Semper-
vivumart trotz der großen Individuenzahl in der freien Natur
oder in der Kultur die meisten dieser Blütenanomalien bekannt,
abgesehen von kleinen Änderungen in der Zahl und Stellung der
Blütenteile und der Zwischenformen von Staub- und Frucht-
blättern, wie sie regelmäßig bei der Kulturrasse von & fecfo7'M777
auftreten. Noch wichtiger ist es aber, daß die Anomalien von
Individuen erzeugt wurden, die zuerst typische Blüten hervor-
gebracht hatten. Folglich muß daran iestgehalten werden, daß
weder die benutzten Arten im allgemeinen eine nachweisbare
Disposition zur Erzeugung von Anomalien besitzen, noch die
benutzten Individuen eine solche besessen haben.
Die Kulturmethoden beruhten auf den Erfahrungen und daran