P. Lenard und C. Rainsauer:
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dampf (welche wir nach C. T. R. AViLSON als chemische Zer-
setzung des Wassers unter EUCh-Bildung auffassen) ist jeden-
falls nicht mit besonders starker Trägerhildung verbunden.
Man hat also nach den Erfahrungen in den genannten drei
Fallen, vielleicht aber auch ganz allgemein, das Resultat fest-
zuhahen, daß zo chemischer Wirkung kein Austritt von Elektronen
aus dem Moieknl erforderlich istM) Es scheint schon eine Er-
schütterung (Lockerung) der Elektronen zu genügen, um die Mole-
küle in den Zustand erhöhter chemischer Reaktionsfähigkeit zu
bringen. Man könnte annehmen, daß dieser Zustand in einer
Verschiebung der Valenzelektronen (ohne Austritt derselben) im
Molekül besteht, so daß sie in Lagen (Rahnen) kommen, welche
der Umgruppierung (chemischer Umsetzung) mit anderen Atomen
(z. R. 3 UL = 2 0;. oder CL 1L = 2HC1) günstig sind, und es
ist wahrscheinlich, daß es sich dabei um eine Spaltung der Mole-
küle in ihre (unelektrischen) Atome handelt.
jedenfalls dauert dieser durch Licht herbeigeführte Zustand er-
höhter chemischer Reaktionsfähigkeit hei Gasmolekülen nur kurze
Zeit an und wird schnell wieder rückgängig. Dies geht daraus her-
vor, daß belichtetes Chlor, schnell ins Dunkle gebracht, bald seine
erhöhte Reaktionsfähigkeit verliert. Will man diesen durch Licht
erregten Zustand erhöhter Reaktionsfähigkeit mit einem Namen be-
legen, so könnte man dafür den von BuNSEN und RoscoE ge-
W Es ist bemerkenswert, daß nicht nur bei chemischer Lichtwirkung,
sondern überhaupt ganz aligemein bei chemischer Reaktion in Gasen, kein Frei-
werden von Elektronen zu konstatieren ist, ausgenommen wenn besondere Um
stände obwalten (z. B. sehr hohe Temperatur, wie in Flammen), welche
solches Freiwerden an sich (auch ohne chemische Reaktion) schon zur Folge
hätten. Einen Versuch, der dies zeigt, haben wir schon bei Gelegenheit von
Untersuchungen über Flammen (1904) angestellt : es strömte Stickoxydgas
zwischen den Platten eines geladenen Kondensators in die Luft aus, wobei
kräftige Oxydation des Gases zu Untersalpetersäure ohne jede merkliche ent-
ladende Wirkung auf den mit einem feinen Aluminiumblattelektroskop ver-
bundenen Kondensator stattfand. Die ersten Versuche dieser Art sind übrigens
(wenn auch mit unzulänglichen Hilfsmitteln) von Herrn HEMPTiNNE ausgeführt
worden (Z. /. CA. 12, p. 244, 1893).
Ebenso ist es bemerkenswert, daß auch umgekehrt, Einführung freier
Elektronen in ein Gas von außen her keine chemische Reaktion in demselben
auslöst, auch dann nicht, wenn dabei Freimachung von Elektronen aus den Gas-
molekülen durch sekundäre Kathodenstrahlung statthat: Knallgas in einer dünnen
Seifenblase von Kathodenstrahlen getroffen, explodierte nicht; ebenso ergab sich
keine Ammoniakbildung durch Kathodenstrahlen aus Stickstoff und Wasserstoff
(P. LENARD, <L RL/s. %. CA. 51, p. 238, 1894).
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dampf (welche wir nach C. T. R. AViLSON als chemische Zer-
setzung des Wassers unter EUCh-Bildung auffassen) ist jeden-
falls nicht mit besonders starker Trägerhildung verbunden.
Man hat also nach den Erfahrungen in den genannten drei
Fallen, vielleicht aber auch ganz allgemein, das Resultat fest-
zuhahen, daß zo chemischer Wirkung kein Austritt von Elektronen
aus dem Moieknl erforderlich istM) Es scheint schon eine Er-
schütterung (Lockerung) der Elektronen zu genügen, um die Mole-
küle in den Zustand erhöhter chemischer Reaktionsfähigkeit zu
bringen. Man könnte annehmen, daß dieser Zustand in einer
Verschiebung der Valenzelektronen (ohne Austritt derselben) im
Molekül besteht, so daß sie in Lagen (Rahnen) kommen, welche
der Umgruppierung (chemischer Umsetzung) mit anderen Atomen
(z. R. 3 UL = 2 0;. oder CL 1L = 2HC1) günstig sind, und es
ist wahrscheinlich, daß es sich dabei um eine Spaltung der Mole-
küle in ihre (unelektrischen) Atome handelt.
jedenfalls dauert dieser durch Licht herbeigeführte Zustand er-
höhter chemischer Reaktionsfähigkeit hei Gasmolekülen nur kurze
Zeit an und wird schnell wieder rückgängig. Dies geht daraus her-
vor, daß belichtetes Chlor, schnell ins Dunkle gebracht, bald seine
erhöhte Reaktionsfähigkeit verliert. Will man diesen durch Licht
erregten Zustand erhöhter Reaktionsfähigkeit mit einem Namen be-
legen, so könnte man dafür den von BuNSEN und RoscoE ge-
W Es ist bemerkenswert, daß nicht nur bei chemischer Lichtwirkung,
sondern überhaupt ganz aligemein bei chemischer Reaktion in Gasen, kein Frei-
werden von Elektronen zu konstatieren ist, ausgenommen wenn besondere Um
stände obwalten (z. B. sehr hohe Temperatur, wie in Flammen), welche
solches Freiwerden an sich (auch ohne chemische Reaktion) schon zur Folge
hätten. Einen Versuch, der dies zeigt, haben wir schon bei Gelegenheit von
Untersuchungen über Flammen (1904) angestellt : es strömte Stickoxydgas
zwischen den Platten eines geladenen Kondensators in die Luft aus, wobei
kräftige Oxydation des Gases zu Untersalpetersäure ohne jede merkliche ent-
ladende Wirkung auf den mit einem feinen Aluminiumblattelektroskop ver-
bundenen Kondensator stattfand. Die ersten Versuche dieser Art sind übrigens
(wenn auch mit unzulänglichen Hilfsmitteln) von Herrn HEMPTiNNE ausgeführt
worden (Z. /. CA. 12, p. 244, 1893).
Ebenso ist es bemerkenswert, daß auch umgekehrt, Einführung freier
Elektronen in ein Gas von außen her keine chemische Reaktion in demselben
auslöst, auch dann nicht, wenn dabei Freimachung von Elektronen aus den Gas-
molekülen durch sekundäre Kathodenstrahlung statthat: Knallgas in einer dünnen
Seifenblase von Kathodenstrahlen getroffen, explodierte nicht; ebenso ergab sich
keine Ammoniakbildung durch Kathodenstrahlen aus Stickstoff und Wasserstoff
(P. LENARD, <L RL/s. %. CA. 51, p. 238, 1894).