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P. Lenard und C. Ramsauer:
(und zwar je nach dem Zeichen verschieden verändertem) Durch-
messer in Betracht kommen. Beide Erklärungen würden einen
fundamentalen Unterschied zwischen den elektrischen Kraft-
feldern in nächster Umgehung eines positiven und eines nega-
tiven Elemantarquantums bedeuten, denn die Träger sind im
allgemeinen nur mit einzelnen Elementarquanten geladen.
Es können aber auch freie negative Quanten (Elektronen)
mitwirken. In diesem Falle wären die beweglicheren, negativen
Träger als nicht einheitlich aufzufassen; sie wären Gemische
aus freien Elektronen und aus molekularen oder größeren Trägern,
und ihre ermittelte größere Beweglichkeit wäre nur eine durch
die große Beweglichkeit der freien Elektronen erhöhte Durch-
schnittsbeweglichkeit. Ein weiterer Kraftfeldunterschied zwischen
den beiden Elektrizitäten als der, welcher schon in der Möglich-
keit des Freiwerdens der negativen Elektrizität liegt, brauchte
dann nicht zu bestehen. Die letztere Auffassung (Annahme freier
Elektronen) stützt sich besonders auf die Versuche von Herrn
F. FRANK.48)
Eine Entscheidung über diese Fragen kann nur eine ein-
gehende, besondere Untersuchung der kleinsten Elektrizitäts-
träger liefern, welche, wie bereits im Teil IV erwähnt, in Aus-
führung begriffen ist.
Gesamtbild in bezug auf die Wirkung des Sonnen-
lichtes in der Erdatmosphäre. — Die oberen atmosphärischen
Schichten, bestehend aus leichtesten Gasen mit nach unten ziem-
lich plötzlich ansteigendem Stickstoff- und Sauerstoffgehalt werden
48) Vgl. die Fußnote in Teil III, S. 17, wo auch unsere etwas veränderte,
auf die Resultate über Absorption langsamer Kathodenstrahlen Rücksicht
nehmende Auffassung über das Zusammenwirken von freien Elektronen und
Gasmolekülen bemerkt ist. Es ist anzunehmen, daß nicht alle Atome die
Fähigkeit haben, absorbierte Elektronen (Kathodenstrahlen) dauernd festzu-
halten. Daß es an gewissen Atomen Stellen gibt, die zu solcher Fest-
haltung geeignet sind, ließ sich für das S-Atom aus dem Verhalten der Erd-
alkaliphosphore bei tiefen Temperaturen schließen (P. LENARD, H. KAMER-
LiNGH-ONNES und W. E. PAULI, Goww. PAys. La&. Lefzen, Nr. 111, 1909).
Bei Metallatomen sind aber solche Stellen nicht vorhanden, wie die neueren
Resultate von Herrn KAMERLiNGH-ONNES über das enorme Anwachsen der
Leitfähigkeit der Metalle bei tiefsten Temperaturen zeigen. Es entspricht
übrigens auch ganz dem chemischen Charakter der Metalle, daß deren Atome
keine Stelle der Festhaltung negativer Quanten (keine elektronegativen
Valenzstellen) besitzen, wogegen die nichtmetallischen Atome, wie S, solche
besitzen.
P. Lenard und C. Ramsauer:
(und zwar je nach dem Zeichen verschieden verändertem) Durch-
messer in Betracht kommen. Beide Erklärungen würden einen
fundamentalen Unterschied zwischen den elektrischen Kraft-
feldern in nächster Umgehung eines positiven und eines nega-
tiven Elemantarquantums bedeuten, denn die Träger sind im
allgemeinen nur mit einzelnen Elementarquanten geladen.
Es können aber auch freie negative Quanten (Elektronen)
mitwirken. In diesem Falle wären die beweglicheren, negativen
Träger als nicht einheitlich aufzufassen; sie wären Gemische
aus freien Elektronen und aus molekularen oder größeren Trägern,
und ihre ermittelte größere Beweglichkeit wäre nur eine durch
die große Beweglichkeit der freien Elektronen erhöhte Durch-
schnittsbeweglichkeit. Ein weiterer Kraftfeldunterschied zwischen
den beiden Elektrizitäten als der, welcher schon in der Möglich-
keit des Freiwerdens der negativen Elektrizität liegt, brauchte
dann nicht zu bestehen. Die letztere Auffassung (Annahme freier
Elektronen) stützt sich besonders auf die Versuche von Herrn
F. FRANK.48)
Eine Entscheidung über diese Fragen kann nur eine ein-
gehende, besondere Untersuchung der kleinsten Elektrizitäts-
träger liefern, welche, wie bereits im Teil IV erwähnt, in Aus-
führung begriffen ist.
Gesamtbild in bezug auf die Wirkung des Sonnen-
lichtes in der Erdatmosphäre. — Die oberen atmosphärischen
Schichten, bestehend aus leichtesten Gasen mit nach unten ziem-
lich plötzlich ansteigendem Stickstoff- und Sauerstoffgehalt werden
48) Vgl. die Fußnote in Teil III, S. 17, wo auch unsere etwas veränderte,
auf die Resultate über Absorption langsamer Kathodenstrahlen Rücksicht
nehmende Auffassung über das Zusammenwirken von freien Elektronen und
Gasmolekülen bemerkt ist. Es ist anzunehmen, daß nicht alle Atome die
Fähigkeit haben, absorbierte Elektronen (Kathodenstrahlen) dauernd festzu-
halten. Daß es an gewissen Atomen Stellen gibt, die zu solcher Fest-
haltung geeignet sind, ließ sich für das S-Atom aus dem Verhalten der Erd-
alkaliphosphore bei tiefen Temperaturen schließen (P. LENARD, H. KAMER-
LiNGH-ONNES und W. E. PAULI, Goww. PAys. La&. Lefzen, Nr. 111, 1909).
Bei Metallatomen sind aber solche Stellen nicht vorhanden, wie die neueren
Resultate von Herrn KAMERLiNGH-ONNES über das enorme Anwachsen der
Leitfähigkeit der Metalle bei tiefsten Temperaturen zeigen. Es entspricht
übrigens auch ganz dem chemischen Charakter der Metalle, daß deren Atome
keine Stelle der Festhaltung negativer Quanten (keine elektronegativen
Valenzstellen) besitzen, wogegen die nichtmetallischen Atome, wie S, solche
besitzen.