Metadaten

Lenard, Philipp; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1911, 34. Abhandlung): Über die Elektrizitätsleitung und Lichtemission metallhaltiger Flammen — Heidelberg, 1911

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37301#0004
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
4

P. Lenard:

Zusehen ist. Daß letztere Auffassung zutreffe, scheinen mir auch
die neuen Untersuchungen über das elektrische Leitvermögen
fester Metalle bei tiefsten Temperaturen zu zeigend) Dieses
Leitvermögen wächst ungeheuer in tiefster Temperatur, wobei
die Nähe der Atome zunimmt, die Stoßwirkung aber mit der
abnehmenden Wärmebewegung abnehmen muß. Wenn wir also
im folgenden von den Zusammenstößen der Atome als Ursache
von Elektronenbefreiung reden, so soll damit doch nur die
während der Stoßzeit erfolgende große Annäherung der Atome
gemeint sein.
ln metallhaltigen Flammen, wo die Metallatome durch Re-
duktion^) aus dem zugeführten Salz frei geworden sind, muß
ebenfalls Nähewirkung auf diese Atome stattfinden, da sie in
fortwährenden Zusammenstößen mit anderen Atomen, beziehlich
Molekülen der Flamme begriffen sind, und da diese Stöße bei
den der hohen Temperatur enlsprechenden großen Geschwindig-
keiten zu großen Annäherungen während der Stoßzeit führen
werden. Ich habe daher das Leitvermögen der metallhaltigen
Flammen mit dem Leitvermögen der festen Metalle in Parallele
gesetzt: In beiden Fällen rührt das gute Leitvermögen vom Vor-
handensein freier Elektronen her^), und in beiden Fällen schreiben
D H. KAMERLiNGH-ONNES, Comm. Leyden, 1911.
3) Nicht durch eiektroiytische Dissoziation ; vgl. 1. c., 1905, p. 236.
6) Daß die schnellen, also für die Elektrizitätsleitung hauptsächlich in
Betracht, kommenden, negativen Träger in den Flammen freie Elektronen
sind, habe ich zuerst 1902 (1. c., p. 649, ausgegeben 21. Okt.) geschlossen.
Dieser Schluß, aus der damals kurz vorher von Herrn 0. MOREAU neu ge-
messenen Wanderungsgeschwindigkeit, auf die Natur der negativen Träger
war mir möglich gewesen, da ich bereits vorher den Zusammenhang zwischen
Wanderungsgeschwindigkeit und Größe von Elektrizitätsträgern allgemein
untersucht hatte (Hm:. & P/M/s., Bd. 3, p. 312, 1900). Herr MOREAU erwähnt
damals (s. Co-??7p/. Be?Mk, 333, p. 1577, 1902) noch immer nur die bis dahin
fast allgemein angenommene Vorstellung, daß die negativen Träger der
Flammen OH-Ionen seien, spricht sie allerdings mit Reserve aus, geht aber
erst später (zuerst (7. B., 735, Sitzung vom 24. Nov. 1902) dazu über, eben-
falls freie Elektronen in den Flammen anzunehmen (ohne jedoch auch damals
noch zu erkennen, daß deren Entstehung nicht an das Vorhandensein
glühender Elektroden gebunden sei). Es scheint daher, daß ich den übrigen
Autoren, welche gleichzeitig mit der Untersuchung der Elektrizitätsleilung in
Flammen beschäftigt waren, mit dem Schlüsse auf freie Elektronen zuvor-
gekommen bin. — In kalten, leitenden Gasen sind Fälle ständigen Vorhanden-
seins freier Elektronen erst viel später, wohl zuerst von Herrn J. FRANCK
(Per/. P/M/.s. GP.s., 33, 1910) erkannt worden.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften